Auf dem Zeitstrom
verlieh ihr einen höheren Status, und außerdem hatte sie niemals ein Geheimnis daraus gemacht, daß sie Sam gut leiden konnte. Lothar von Richthofen schien dies allerdings weniger zu gefallen.
»Warum sollte sie nicht meine Sekretärin sein?« fragte Sam zurück. »Gibt es einen Grund dafür, außer dem, daß du hinter ihr her bist?«
»Natürlich gibt es keinen Grund dafür«, erwiderte Lothar. »Aber du schmälerst meine Chancen, wenn sie den größten Teil des Tages in deiner Nähe ist.«
»Möge der beste Mann gewinnen.«
»Das meine ich auch, aber es gefällt mir einfach nicht, daß du sie zeitlich in Anspruch nimmst, obwohl ich genau weiß, daß du doch auf keine andere Frau Wert legst, solange Livy in der Nähe ist.«
»Es geht Livy überhaupt nichts an, was ich tue«, grollte Sam. »Das solltest du dir hinter die Ohren schreiben.«
Lothar lächelte dünn und sagte: »Sicher, Sam.«
Gwenafra ging mit Sam herum, erledigte seinen Schriftkram, sandte in seinem Namen Botschaften ab, brachte seinen Terminkalender auf Vordermann und erinnerte ihn an angesetzte Besprechungen. Trotz seiner vielen Verpflichtungen fand er sogar hin und wieder die Zeit dazu, mit ihr zu plaudern und Witze zu reißen, und jedes Mal wenn er sie dabei ansah, spürte er, daß sie ein warmes Gefühl in ihm erzeugte. Gwenafra schien ihn tatsächlich zu verehren.
Zwei Tage zogen ins Land. Die ununterbrochenen Arbeiten an dem Amphibienfahrzeug zeigten die ersten Resultate: In zwei Tagen würde es fertig sein. Die Delegation aus Soul City sah sich unterdessen, bewacht von zwei Männern aus Johns Garde, im Lande um. Joe Miller, der nach der Schlacht seine Verletzung im Bett auskuriert hatte, meldete sich gesund wieder zur Arbeit. Jetzt, wo sowohl Gwenafra als auch der Titanthrop wieder zu seiner Verfügung standen, fühlte Sam sich schon besser – obwohl er noch immer weit genug von einer Hochstimmung entfernt war. Die Trommeln berichteten, daß mittlerweile seine Schiffe mit Feuerstein beladen waren, sich auf dem Rückweg befanden und in einem Monat eintreffen würden. Eine Flotte von zehn Booten war flußabwärts gefahren, um mit der Führerin von Selinujo ein Geschäft abzuschließen. Auf der Erde war diese Frau eine Gräfin Huntington gewesen, die von 1707 bis 1791 gelebt hatte. Ihr Name war Selina Hastings und jetzt gehörte sie der Kirche der Zweiten Chance an. Daß sie an ihr Feuersteinlager herankamen, lag hauptsächlich daran, daß man es Görings Anhängern erlaubt hatte, in Parolando ungehindert ihre Theorien zu verbreiten. Als Gegenleistung hatte man ihr außerdem ein kleines, metallenes Dampfschiff versprechen müssen, in dem sie später flußauf- und flußabwärts fahren wollte, um Predigten abzuhalten. Sam hielt diese Frau für eine ausgemachte Närrin, denn er zweifelte nicht daran, daß man ihr – allein um an ihr Boot heranzukommen – bereits am ersten Anlegeplatz die Kehle durchschneiden würde. Aber das war ihr Problem.
Dann trafen sich die Ratsherren mit der schwarzen Delegation am größten Tisch in Johns Palast. Sam hätte die Besprechung am liebsten abgeblasen, da John sich in einer mordsmäßigen Stimmung befand. Angeblich hatte eine seiner Frauen kurz zuvor versucht, ihn umzubringen (jedenfalls behauptete er das), und ihm eine Messerspitze in den Wanst gejagt, bevor es ihm gelungen war, ihr den Unterkiefer zu zerschmettern und sie mit dem Kopf gegen eine Tischkante zu knallen. Die Frau war eine Stunde später, ohne das Bewußtsein wiederzuerlangen, gestorben, und was Johns Behauptung anging, sie habe ihn zuerst angegriffen, so blieb den anderen kaum etwas übrig, als das zu akzeptieren. Am liebsten hätte Sam nach etwaigen Augenzeugen forschen lassen, aber das war unter den gegebenen Umständen ein Ding der Unmöglichkeit.
John wand sich vor Schmerzen. Außerdem war er halb betrunken, weil er den Gedanken, daß eine Frau gewagt hatte, sich ihm zu widersetzen, nicht ertragen konnte. Er ließ sich ächzend in einen mit großer Rückenlehne versehenen, mit Ornamenten verzierten und mit rotem Hornfischleder überzogenen Sessel sinken und umklammerte mit einer Hand einen riesigen Becher mit Whisky, während in seinem Mundwinkel eine Zigarette hing. Er musterte jeden einzelnen Anwesenden mit finsterem Blick.
Firebrass sagte: »Vor langer Zeit war Hacking der Ansicht, daß es zu einer völligen Trennung von Weißen und Nichtweißen kommen müsse. Er glaubte mit höchster Inbrunst daran, daß die Weißen niemals
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