Auf den ersten Blick
doch die Reaktion war verhalten. Ich versuchte, herauszufinden, wer das war, damit ich etwas Geistreiches erwidern konnte. Es war Michael Fish, der Wettermann.
Eilig fuhr ich fort.
»Ich hoffe, Sie genießen das doch recht ungewöhnliche Buffet heute Abend … ein einzigartiges, italienisch-indisches Geschmackserlebnis, das ultrakurzfristig von unseren Freunden vom Abrizzi’s – für dieses magische Stück Pizzahimmel – und dem Talk of India in der Brick Lane geliefert wurde …«
Es war keine Absicht gewesen, aber mein Blick fiel auf Anna, als ich das sagte. Verlegen wich sie meinem Blick aus.
»Es ist alles perfekt! «, rief Sarah und löste damit Applaus aus. Dev hob beide Hände, um etwas davon entgegenzunehmen, doch da er im Rollstuhl saß, konnte ihn keiner sehen, also hörte er auf.
»Und als ganz besonderes Geschenk … eigentlich soll ten wir uns an den Klängen von Garys Lieblingsband Abba solutely erfreuen …«
Ich konnte sehen, wie Garys Rugby-Freunde ihm zweideutig an den Arm boxten und ihn auslachten, als wäre er ein süßer, kleiner ABBA -Fan.
»… aber leider befinden sie sich diese Woche auf einer siebentägigen P&O -Kreuzfahrt nach Lissabon. Stattdessen also, aus Brighton …«
Ich sah Abbey an. Sie lächelte. Aber heute würde nicht sie auftreten. Denn hinter ihr kamen sie schon auf die Bühne … ein junges Mädchen ganz vorn stöhnte auf …
»… kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums …«
Jemand trat näher heran und machte ein Foto, dann spähte er an seiner Kamera vorbei, um sicherzugehen, dass sie es auch wirklich waren …
»Sie haben sie vielleicht heute Morgen bei Wake Up Call gesehen, als Estonia Marsh ihnen einen Heiratsantrag gemacht hat …«
Mikey drückte mich kurz an sich. Ich fühlte mich so was von cool .
»Sarah und Gary, das glückliche Paar, präsentieren euch … The Kicks!«
Und die Menge spielte verrückt.
Selbst die Leute, die buchstäblich keine Ahnung hatten, wer diese jungen Männer waren – und ich will ehrlich sein, trotz meiner eindrucksvollen Ansage waren das die meisten –, spielten allesamt verrückt.
Und nur einen Augenblick später, auf der Tanzfläche, als der Saal von »Uh-oh« erfüllt war, tauchte Abbey auf und zerrte Matt hinter sich her … und ich drehte mich um, und da war Pamela, die Dev mit seinem Rollstuhl drehte und lachte …
Und ich griff ein letztes Mal nach dem Fotoapparat und betrachtete ihn. Ein Bild war noch übrig.
War das der richtige Moment? Der, den ich einfangen wollte?
Der Film des Mädchens hatte bei einer Hochzeit begonnen. Ich fand es nur passend, dass meiner bei einer enden sollte.
»Tanz doch, Jase!«, rief Abbey. »Das Leben ist schön! «
Klick.
»Das hast du gut gemacht, mein Freund«, sagte Dev draußen auf der Terrasse. Er hatte Probleme, sich eine Zigarre anzuzünden, tat aber so, als wäre dies nicht der Fall. »Wirklich gut. Mir scheint, du bist auf bestem Weg zu Level 2 .«
»Level 2 ?«
»Der nächste Level. Die Zukunft. Wenn du in zwei Wochen in deine neue Wohnung ziehst, ist das Level 2 . Und Level 1 ist die Gegenwart. Ich würde sagen, jedes Mal, wenn du irgendwas klären musst – Unerledigtes mit Sarah und Gary oder mit dem Mädchen zum Beispiel –, hängst du auf Level 1 fest. Man kommt nur selten auf Level 2 , weil immer irgendwas los ist, manchmal gibt es Überschneidungen, immer ist da irgendein blöder Chef, der einen behindert … aber du, mein Freund … du erreichst den nächsten Level!«
Ich grinste.
»Hübsch gesagt.«
Er starrte in die Dunkelheit.
»Wie bei einem Videospiel …«, sagte er.
»Ich habe wohl verstanden, dass du das Leben mit einem Videospiel vergleichst, ja …«
»Nein, warte mal. Es könnte sein, dass du einen Level noch mal spielen musst, um sicherzugehen, dass du auch wirklich alles gemacht hast, was du machen solltest. Wie bei Call of Duty, wenn man den Prestige Level erreicht, gibt es da immer …«
»Ich glaube, du solltest die Videospiel-Metapher nicht noch weiter ausreizen. Ich glaube, du solltest beenden und speichern. Aber ich verstehe, was du sagen willst. Ich erreiche den nächsten Level. Ich denke, das ist wohl der ungeheure Vorteil daran, wenn man seine Wohnung, seinen Job und seine Freundin verliert.«
»Genau das!«, sagte Dev ahnungslos. »Ganz genau.«
»Man hat mich gebeten, bei einer örtlichen Lehrerfortbildung zu sprechen«, sagte ich schüchtern.
»Wer?«
»Die Schulgötter. Diese Prüferin hat meinen Vortrag
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