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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Haus.
    Mary schauderte, und Matilda warf ihr einen wissenden Blick zu.
     
    Auf Balaclava Station saß Adele Rankin im Wohnzimmer des Herrenhauses und stopfte die Socken ihres Ehemannes. Sie war allein, blickte jedoch auf, weil sie dachte, jemand hätte den Raum betreten. Niemand war zu sehen, aber sie wurde das unheimliche Gefühl nicht los, dass jemand im Zimmer war.
    Sie stand auf und ging zum Fenster, um auf das ebene Brigalow-Buschland hinauszublicken. Es war ein schöner, sonniger Tag. Die Viehhirten kämpften auf den Koppeln mit den Rindern, die gebrandmarkt werden sollten. An das Brüllen der Tiere, die von dem glühend heißen Eisen versengt wurden, hatte sie sich gewöhnt wie an so vieles andere: das gewehrähnliche Knallen der Peitschen, wenn die Männer das Vieh zusammentrieben, das Trillern der schwarzweißen Elstern am frühen Morgen, das schrille Zwitschern der Apostelvögel, die sich ohne jede Furcht dem Haus näherten, um Küchenabfälle zu ergattern.
    Doch das waren nicht alle Geräusch. Die Laute des weißen Mannes füllten das weite Buschland und verdrängten die sanfteren Töne der ursprünglichen Bewohner: das Lachen der Kinder am Lagerfeuer, die melodischen Stimmen der kokettierenden jungen Leute, das Schwatzen der Alten, die im Schatten der Bäume an den Wasserläufen miteinander plauderten.
    Doch die Weißen hatten das alte Volk nicht völlig vertrieben, dachte sie. Sein Geist lebte fort in den glänzenden schwarzen Gesichtern der eingeborenen Viehhirten und ihrer Familien, die auf Balaclava Station lebten und arbeiteten. Die unsichtbaren spirituellen Kräfte des Landes existierten neben den Häusern, Scheunen und Koppeln der Weißen weiter.
    Und so war Adele Rankin nicht überrascht, als Sarah Duffy in ihrem verschwitzten Nachthemd in der Tür des Wohnzimmers erschien. Sie wirkte verhärmt und eingefallen. Adele ließ ihr Nähzeug fallen und eilte zu ihr.
    »Mein Bruder war hier.« Sarahs erste Worte waren nicht mehr als ein heiseres Flüstern. »Aber jetzt ist er fort.«
    »Ich weiß«, sagte Adele Rankin sanft, während sie Sarah in ihr Zimmer zurückführte und ins Bett brachte. Es war deutlich zu sehen, dass sich das Mädchen erholen würde.

67
    Auf dem Schreibtisch, der zwischen den beiden Frauen in der Bibliothek stand, lag ein Stapel ordentlich mit einem roten Band verschnürter Briefe.
    »Das sind die Briefe meines Enkels, die Sie nie bekommen haben«, verkündete Enid. »Und ich frage mich, ob Sie sie jetzt noch verdient haben.«
    Catherine Fitzgerald hatte nicht die Absicht, sich von der gefürchteten Lady Enid Macintosh einschüchtern zu lassen, und erwiderte den stählernen Blick. »Hätte ich die Briefe bekommen, als Patrick auf dem Sudan-Feldzug war, dann wäre ich vielleicht schon längst mit ihm vereint, Lady Macintosh«, erwiderte sie mit kühler, gelassener Stimme. »Es ist Patrick und mir vom Schicksal vorherbestimmt, zusammen zu sein, und Ihr Eingreifen ist Teil dieses Schicksals.«
    Enid zog eine Augenbraue hoch, während sie die junge Frau, die ihr in der Bibliothek gegenübersaß, eingehend betrachtete. Mit den roten Flechten und der milchweißen Haut war sie sicherlich eine aufsehenerregende Schönheit, aber am meisten beeindruckten Enid ihre Augen. Sie waren smaragdgrün und erinnerten sie sehr an ihre eigene Familie. In Catherines Augen las sie, dass sie es mit einer hochintelligenten, aber schwer zu durchschauenden Frau zu tun hatte. Sie ist stark, dachte Enid. Kein Wunder, dass ihr Enkel ihr hoffnungslos verfallen war.
    »Mein Eingreifen hatte mehr mit Patricks Vater zu tun«, erwiderte sie, wobei sie die junge Frau unverwandt anblickte. »Ein Brief, den er mir letztes Jahr aus Griechenland schickte, hat mich zu diesem Schritt bewogen, nicht das Schicksal, Miss Fitzgerald.« Als sie Michael Duffy erwähnte, hätte Catherine um ein Haar die Fassung verloren. Sie hat also doch eine schwache Stelle, sinnierte Enid. Das war auch gut so, denn bei diesem Spiel ging es um Einsätze, deren Höhe Catherines Vorstellungsvermögen übersteigen würde. »Sollte mein Enkel jemals vom Inhalt dieses Schreibens erfahren, dürfte er seine Liebe zu Ihnen in einem anderen Licht sehen.«
    Catherine hatte sich wieder gefasst. Michael hatte Recht gehabt: Lady Macintosh kannte keinerlei Rücksicht, wenn es um Namen und Vermögen ihrer Familie ging. Aber hätte Michael jemals ihre kurze, doch leidenschaftliche Affäre erwähnt? Das war höchst unwahrscheinlich; zu dieser Sorte Mann

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