Auf Den Schwingen Des Boesen
vorbeigekommen.«
»Wie beruhigend.«
»Nathaniel war bei uns. Es ist nicht so, wie du denkst, Ellie. Glaub mir.«
Ich seufzte. »Worüber habt ihr gesprochen?«
»Über dich«, sagte er. »Und über Bastian und seine Mörderbanden.«
»Wieso hält sie mich für nutzlos?« Es kostete mich große Mühe, ruhig zu bleiben.
»Sie glaubt nicht, dass du nutzlos bist.«
»Aber hast du das nicht gerade gesagt?«
Er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. »Sie kämpft schon seit Ewigkeiten ohne deine Hilfe gegen die dämonischen Reaper. Sie ahnt nicht, dass du viel stärker bist als wir alle zusammen und was dein Engelsfeuer bewirken kann.«
Statt zu antworten, schloss ich die Augen und ließ meine Gedanken in eine andere Richtung wandern.
»Ellie.« Seine Stimme klang mahnend, aber freundlich.
Immer wenn er meinen Namen so aussprach, wusste ich, dass er ernst war.
»Ava unterschätzt dich, und ich kann verstehen, dass du dich darüber ärgerst. Aber mach dir keine Gedanken. Sie kennt dich nicht so, wie ich dich kenne.«
Das brachte mich zum Lächeln. Egal was passierte, Will war auf meiner Seite. Dessen war ich mir absolut sicher, genauso sicher, wie ich wusste, dass Ava mit ihrer Meinung über mich vollkommen falschlag. Ein dunkler Teil meiner Seele träumte davon, fünf Minuten mit ihr allein zu sein. Ich hatte schon weitaus beängstigendere Reaper als Ava kaltgemacht. Was hatte sie, das Ragnuk nicht hatte? Mordlustige Katzenkrallen?
»Bist du so weit?«, fragte er.
»Ja.«
Will dirigierte mich zu einem alten Fabrikgebäude in einem heruntergekommenen Industriegebiet Detroits, nicht viel anders als unser altes Lagerhaus. Als ich Marshmellow II in einer versteckten Nische abstellte, strömte eine Flut von Erinnerungen auf mich ein. Erinnerungen an unser altes Lagerhaus, wo ich erkannt hatte, dass ich in Will verliebt war, als er mich zwischen den Trümmern zum ersten Mal geküsst hatte.
Drinnen warteten Marcus und Ava schon auf uns. Auf den ersten Blick sah ich, dass ihre Kleidung sich besser für ein Kampftraining eignete als meine. Beide trugen enganliegende schwarze Overalls aus dehnbarem Material und Kampfstiefel, die aussahen, als würden sie sehr schmerzhafte Spuren hinterlassen. Neben ihnen kam ich mir vor wie ein Schlappschwanz.
Marcus lächelte mich freundlich an. »Hallo, Ellie. Wie geht’s dir heute Abend?«
Ich zog mir die Jacke ein wenig enger um den Körper. »Nicht ganz so zerschlagen wie gestern.«
»Also schön, Will«, sagte Ava mit steinharter Miene. »Zeig mir, was sie draufhat. Hast du dich überhaupt umgezogen nach der … Schule?«
Es dauerte einen Moment, bis ich verstanden hatte, dass ihre Frage an mich gerichtet war. Es gefiel mir nicht, wie sie das Wort »Schule« aussprach. Es klang albern und lächerlich, als wäre ich ein kleines Kind. »Ich habe mich umgezogen. Es ist kalt draußen.«
Sie musterte mich so geringschätzig, dass ich ganz unsicher wurde. Ich zog die Jacke aus und legte sie und meine Tasche bei der Tür ab. Es war schon schlimm genug, dass sie abfällig über mich redete und versuchte, Will von mir fernzuhalten. Warum musste sie jetzt auch noch meine Kleidung schlechtmachen? Dabei war meine Jacke doch wirklich schick.
»Ich hab’s nicht böse gemeint«, sagte Ava. »Ich dachte nur, dass du beim Kämpfen vielleicht lieber strapazierfähigere Sachen tragen solltest.«
»Ja, ja.« Ich kniff die Augen zusammen. »Lass uns anfangen.« Ich rief meine Schwerter herbei, die mit Engelsfeuer entflammten. Um die silbernen Khopesh-Klingen züngelten gleißende Flämmchen. Ava betrachtete die Schwerter mit kritischem Blick, und das Feuer spiegelte sich in ihren Augen. Engelsfeuer kann nur die Dämonischen verbrennen, sonst niemanden. »Also, was willst du sehen?«
Sie schaute mir prüfend ins Gesicht, als wäre ich ein Versuchsobjekt, und deutete auf Will. »Kämpf gegen ihn.«
Bevor ich antworten konnte, spürte ich, wie hinter mir ein Kraftfeld anschwoll. Ich wirbelte herum und schwang mein Schwert hoch, das in der Luft auf Wills traf. In Erwartung eines Tritts schnellte meine zweite Klinge herab auf seinen Fuß, den er bereits angehoben hatte, um mir in den Bauch zu treten. Ich sammelte meine Macht und brachte sie vor seinem Gesicht zur Explosion, worauf er durch die Fabrikhalle geschleudert wurde. Er richtete seinen Körper so aus, dass er mit einem Knie auf dem Boden landete. Augenblicklich war ich bei ihm und schwang beide Schwerter hin und her. Seine Klinge
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