Auf den Spuren von Dan Browns Illuminati in Rom
großes Staatsgebiet, um großen Einfluss zu haben. Im Vatikan werden Entscheidungen gefällt, nach denen sich Millionen Menschen in der ganzen Welt richten. Alleinherrscher über das Imperium und letzter absoluter Monarch in Europa ist der Papst. Er besitzt als Oberhaupt des Vatikanstaates die Fülle der gesetzgebenden, ausführenden und richterlichen Gewalt.
Der Vatikan hat weniger Staatsbürger (570) als Angestellte (rund 3.000), der männliche Anteil beträgt geschätzte 100 Prozent. Wobei sich direkt die Frage aufdrängt, wie denn ein Staatsbürger des Vatikans eigentlich heißen mag. Vatikaner? Vatikanier? Vatikanese? Oder gar Vaticani? Der Vatikan ist der einzige Staat der Welt, der seine Bevölkerung nicht durch natürliche Vermehrung, sondern durch Zuwahl erhält. Und das auch nur auf Zeit. Manchmal vervielfacht sich die Zahl der Menschen auf dem Staatsgebiet um mehr als das Hundertfache. Und alle diese Personen sind vergleichsweise schick gekleidet. Sonst werden sie abgewiesen. (Wäre doch auch mal eine Idee für Spanien: Bei allen Besuchern Mallorcas werden am Flughafen in Palma die Koffer kontrolliert. Urlauber mit definitiv geschmacklosen Outfits werden zurückgeschickt).
D IE V ATIKANISCHEN G ÄRTEN
Auf ihrem Weg vom Hubschrauberlandeplatz des Vatikans werden Robert und Vittoria in das Gebäude der Schweizergarde gebracht. Ihr Weg führt dabei durch die Vatikanischen Gärten.
E ine Oase der Ruhe in der Großstadt Rom sind die Vatikanischen Gärten. Die meisten Besucher werfen nur von der Kuppel der Peterskirche einen Blick darauf. Der lange Bau am Anfang der Gärten ist der Verwaltungssitz. Auf dem Rasen davor präsentiert sich das Wappen des amtierenden Papstes, geformt aus Blumen und kleinen Büschen. Der Besuch der Vatikanischen Gärten ist nur innerhalb einer rund einstündigen geführten Tour im Minibus möglich. Leider herrscht auf der Tour ein absolutes Fotografierverbot. Der Weg führt vorbei an antiken Statuen und Brunnen, an diversen Gebäuden wie dem von Radio Vatikan, hin zur Nachbildung der Grotte von Lourdes. In der hintersten Ecke befindet sich der Hubschrauberlandeplatz. Deutsche Besucher werden vermutlich staunen, hier ein Stück deutscher Vergangenheit zu finden: Mit einem großen Teil der Berliner Mauer hat sich die Bundesregierung beim Papst für dessen Verdienste um den Fall des Eisernen Vorhangs bedankt.
Das Wappen Papst Johannes Pauls II.
S ERVICE | Die Touren können im ORP-Büro auf der Piazza Pio XII, 9 gebucht werden. Sie finden täglich außer mittwochs und sonntags halbstündlich zwischen 8 und 14 Uhr statt. | Preis: 15 Euro. | Im Internet ist eine Buchung mit 3,50 Euro Aufschlag unter http://www.romeguide.it/operaromanapellegrinaggi/giardinivaticani.html möglich.
H INTERGRUND | Die Schweizergarde
I n ihren farbenprächtigen historischen Uniformen mit weiter Hose, Sturmhaube und Hellebarde sind sie ein beliebtes Fotomotiv. Die Galauniform der Schweizergardisten wurde nicht, wie fälschlicherweise oft gesagt wird, von Michelangelo entworfen. Sie erhielt ihr heutiges Aussehen erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Farben Rot, Gelb und Blau sind die Wappenfarben der Familie Medici, aus deren Reihen viele Päpste stammten. Bei ihrem Anblick denkt man eher an eine touristische Attraktion als an eine gut ausgebildete Leibwache, deren Aufgabe es ist, „über die Sicherheit der geheiligten Person des Heiligen Vaters und Seiner Residenz zu wachen“ – und notfalls auch das eigene Leben für den Papst zu opfern. Dabei sind die Gardisten nicht nur für die Bewachung des Vatikans zuständig, sondern auch als Bodyguards auf den Reisen des Papstes – in zivil und ohne Hellebarde, versteht sich.
Die bunte Uniform trügt: kein Karneval, sondern gut ausgebildete Leibwächter.
Die Schweizergarde ist die Armee des Vatikanstaates. Im Jahr 2006 feiert sie ihr 500-jähriges Bestehen. Dass diese Truppe ihre Verteidigungskraft wirklich unter Beweis stellen musste, liegt schon lange zurück. Am 6. Mai 1527, beim so genannten „Sacco di Roma“, plünderten deutsche und spanische Landsknechte Rom und den Vatikan. Die Garde leistete verzweifelten Widerstand, 147 Männer fielen. Papst Clemens VII. de Medici und 42 Gardisten konnten durch den Passeto (s. Kapitel Engelsburg) in die uneinnehmbare Engelsburg entkommen. Die Schweizergarde hat diesen Tag als Gedenktag erhalten. Seitdem ist der 6. Mai der traditionelle Tag, an dem die neuen Rekruten vereidigt werden.
Wer in die Garde
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