Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
„Wow! Deine Bilder sind echt cool!“ Carlotta steht im Fotolabor und betrachtet die Aufnahmen an der Pinnwand. Sie zeigen Alltags- und Straßenszenen mit winzigen Menschen, Häusern und Autos aus der Vogelperspektive. „Die sehen aus wie Trickaufnahmen. Wie hast du das hingekriegt?“
Nikolas steht so dicht hinter ihr, dass sie glaubt seinen Herzschlag zu spüren. Als sie sich zu ihm umdreht, lächelt er.
„Die Methode heißt Tilt-Shift. Hast du bestimmt schon mal in einem Werbespot gesehen. Du brauchst dafür ein spezielles Objektiv. Wenn du willst, leih ich dir meins. Dann kannst du es selbst mal ausprobieren.“ Sein Lächeln wird breiter. „Und wenn du möchtest, zeig ich dir auch, wie man auf den Bieneburger Rathausturm kommt, um die Welt von oben zu fotografieren. Ist zwar nicht ganz legal, aber der Ausblick lohnt sich. Besonders bei Sonnenuntergang.“
„Nee, danke. Ich glaub, ich bleib lieber auf der Erde.“ Carlotta wendet sich wieder den Aufnahmen zu – obwohl das Angebot, mit Nikolas etwas Illegales zu tun und zusammen mit ihm der Sonne beim Untergehen zuzuschauen, in ihren Ohren ziemlich verlockend klingt.
„Schade eigentlich.“ Niko beugt sich vor und zeigt auf ein Bild. „Siehst du den kleinen Hund da?“
Carlotta nickt. „Sieht aus wie Idefix. Total süß.“
Als die Tür zum Fotolabor aufgerissen wird, fahren sie herum.
Als wären wir bei etwas Verbotenem ertappt worden, denkt Carlotta und ärgert sich über ihre Reaktion. Schließlich haben Niko und sie sich nur über Fotografie unterhalten. Vollkommen harmlos.
Paula, eine ältere Mitschülerin aus der Foto-AG, nickt ihnen zu. „Sorry, ich wollte euch nicht erschrecken. Hab nur was liegenlassen.“ Sie geht zu ihrem Platz und schnappt sich einen Ordner, bevor sie wieder verschwindet. „Ciao, ihr Süßen! Und nicht vergessen: Die Letzten machen das Licht aus!“
Carlotta und Niko lachen.
„Ich glaub, sie meint uns“, sagt Niko.
„Stimmt.“ Carlotta schultert ihren Rucksack. Die Foto-AG ist seit zwanzig Minuten zu Ende. Sie hat die Zeit total vergessen. Aber wenn man mit Nikolas von Falkenstein allein in einem Raum ist, kann das schon mal passieren.
„Bist du manchmal in der Gruft?“, fragt er beiläufig, als sie das Labor verlassen haben und dem langen Gang folgen, der in die Eingangshalle führt.
„Nein“, antwortet Carlotta. „Das heißt … nur ganz selten mal.“ Wenn sie ehrlich ist, war sie bis jetzt nur ein einziges Mal in der Disco, die die Oberstufe in einem Kellergewölbe des Internats eingerichtet und treffenderweise Gruft genannt hat. Es hat sich einfach nicht ergeben. Manu und Sofie hatten entweder keine Zeit oder keine Lust und alleine macht es keinen Spaß.
„Vielleicht können wir uns ja mal da treffen“, schlägt Niko vor.
Für den Bruchteil einer Sekunde bleibt Carlottas Blick an seinen langen Wimpern kleben. Sie stolpert über ihre eigenen Füße und läuft gegen eine offen stehende Tür, die plötzlich vor ihrer Nase auftaucht. So was Hinterhältiges!
„Ähm … ja, vielleicht“, stammelt sie und flucht gleichzeitig innerlich. Wieso bringt dieser Typ sie dermaßen aus der Fassung, dass sie sogar schon gegen Türen rennt? Nur weil er so wunderschöne schokoladenfarbene Mandelaugen und Dreadlocks hat?
Na gut, denkt Carlotta. Er ist auch sonst ziemlich niedlich. Aber das ist doch kein Grund, gleich zum Trampeltier zu mutieren! Sie wirft der Tür einen bösen Blick zu und marschiert weiter.
In der Eingangshalle des Internats verabschieden sie sich voneinander. Niko geht nach links, sie nach rechts. Carlotta atmet auf. Ob er ihr hinterherschaut? Am liebsten würde sie sich umdrehen, um es zu überprüfen, aber sie widersteht der Versuchung und stapft stattdessen die Treppe ins Obergeschoss hinauf.
Manu und Sofie nehmen sie im Flur vor ihrem Zimmer in Empfang, als hätten sie dort auf sie gewartet.
„Ist was?“, fragt Carlotta ihre Mitbewohnerinnen.
Sofie verknotet die Finger. Ihre Augen glänzen.
„Bist du krank?“ Carlotta runzelt die Stirn.
Manu wirft sich eine Handvoll Nüsse in den Mund und kichert. „Ja, liebeskrank. Sprich sie lieber nicht an. Sie ist frisch verknallt.“
„Echt? In wen?“, fragt Carlotta neugierig.
„In den Neuen“, mümmelt Manu. „Er heißt –“
Sofie kommt ihr zuvor.
„Julian“, haucht sie und entknotet ihre Finger. Sie spricht den Namen halb englisch, halb französisch aus. Es klingt wie Dschülienn . „Er ist der süßeste, hübscheste
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