Auf der Jacht des griechischen Millionaers
nicht danach zu fragen. Falls sie auf einen Kredit von Natasha hofften, musste sie sie enttäuschen. „Helping Out“, das kleine Unternehmen, das Natasha mit dem Erbe ihres Vaters aufgebaut hatte, lief inzwischen so gut, dass sie sich eine Partnerin in die Firma geholt hatte und an einen weiteren Ausbau dachte.
Im Leben der Menschen gab es immer Notlagen, große und kleine: angefangen vom Ausführen von Hunden, Abholen der Kinder von der Schule bis hin zum Haussitten oder der Betreuung älterer Menschen. Im schlimmsten Fall wurde bei Krankheit jemand benötigt, der Pflichten übernahm, für die sonst niemand zur Verfügung stand.
„Helping Out“ hatte sich inzwischen einen Ruf für Zuverlässigkeit und Kompetenz erworben. Mundpropaganda zufriedener Kunden sorgte dafür, dass sich der Kundenstamm stetig vergrößerte. Wenn die Leute auch meist überrascht reagierten, dass Natasha und ihre Geschäftspartnerin Molly Blake gerade erst einundzwanzig Jahre alt waren. Das Geschäft sicherte beiden einen soliden Lebensunterhalt. Die Preise bewegten sich im Mittelfeld, dafür arbeiteten auch nur wirklich fähige und zuverlässige Leute für das kleine Unternehmen, die zudem so gut bezahlt wurden, dass sie gern einsprangen, wenn Not am Mann war.
Aber liquide Mittel waren einfach nicht verfügbar.
„Natürlich verfolgen wir jede Möglichkeit“, fuhr Stavros fort. „Wir gehen davon aus, dass uns der benötigte Kredit bald bewilligt wird. Nur haben wir bis dahin mit einem anderen Problem zu kämpfen.“
Das Schweigen am Tisch wurde drückend, bis Andonis übernahm. „Wenn Blut ins Wasser tropft, kommen die Haie. Gerüchte verdichten sich, dass eine feindliche Übernahme geplant ist.“
„Vor zwei Wochen wurde ein Angebot unterbreitet, die Hälfte der Aktien aufzukaufen“, ergänzte Andonis.
„Und das ist ein Problem?“, fragte Natasha vorsichtig. „Ihr betrachtet das nicht als mögliche Lösung?“
Andonis schlug mit der Faust auf den Tisch. „Es ist eine Beleidigung!“
„Sie bieten zu wenig?“
„Nein“, kam es von Stavros. „Das Angebot ist sogar durchaus fair.“
„Aber wir können es unmöglich annehmen“, mischte Andonis sich wieder ein. „Nicht, wenn es aus dieser Ecke kommt.“
Plötzlich verstand Natasha. Oh nein, nicht schon wieder das ! Nicht schon wieder diese Familienfehde! „Mit anderen Worten, es stammt von der ‚Mandrakis Corporation‘.“ Alle am Tisch zuckten zusammen, als hätte sie eine Obszönität von sich gegeben. Sie versuchte es mit Vernunft. „Die Fehde kann doch sicherlich beigelegt werden, jetzt, nachdem Thio Vasili nicht mehr lebt und Petros Mandrakis sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat?“
„Du bist eine Närrin, wenn du so denkst“, meinte Irini verächtlich. „Sein Sohn Alexandros sitzt jetzt auf Petros’ Stuhl.“
„Alex Mandrakis? Der berüchtigtste Playboy der westlichen Hemisphäre und Liebling der Regenbogenpresse?“ Natasha schnaubte abfällig. „Der Mann ist wohl eher an seinem Vergnügen als an einer Firmenübernahme interessiert. Wahrscheinlich hält er die Arianna-Linie für eine neue Rasse von Polopferden.“
Andonis verzog den Mund. „Früher vielleicht. Doch inzwischen ist er der Kopf der ‚Mandrakis Corporation‘ und lässt es jeden spüren.“
Natasha schüttelte den Kopf. „So schnell ändern Menschen sich nicht. Schon bald wird ihn die Rolle des Tycoons langweilen, und er nimmt sein altes Leben wieder auf.“
„Ich wünschte, wir könnten das ebenso sehen“, sagte Andonis. „Aber unseren Informationen zufolge ist er wahrhaftig der Sohn seines Vaters – ein Machtfaktor, den man nicht ignorieren darf.“
Der Sohn seines Vaters … Ich wünschte, das könnte man von euch beiden behaupten. „Sagtest du nicht gerade, er hat einen fairen Preis geboten?“, wandte Natasha sich an Stavros.
„Weil er weiß, dass wir nicht annehmen werden. Aber“, meinte Stavros triumphierend, „wir haben bei der Bank durchblicken lassen, dass er interessiert ist und wir es ernsthaft in Betracht ziehen.“
Sie runzelte die Stirn. „Wieso?“
„Weil Alex Mandrakis als Geschäftspartner bei jeder Bank als exzellenter Bürge für ein Darlehen gilt. Sozusagen die Lizenz zum Gelddrucken. Sobald wir der Bank unsere Bedingungen erklärt hatten – Bedingungen, die wir auch Alex Mandrakis unterbreitet haben –, schlug die Stimmung um.“
Ein selbstzufriedenes Grinsen legte sich um Stavros’’ Lippen. „Das ist die Verzögerungstaktik,
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