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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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heute erst erfuhr – die epidemische Feder- und Fellfaulitis. Offenbar hat sie katastrophale Wirkungen. Jedenfalls gab er mir ein Spray mit. Ich soll unbedingt sämtliche Exemplare Ihrer Sammlung besprühen. Sonst besteht die Gefahr, dass sich Fell und Federn zersetzen.«
    Erschrocken zuckte Picheritzki zurück. Inzwischen waren sie in die Eingangshalle getreten. Tarzan traute seinen Augen nicht. Wohin er sah – überall standen oder hingen ausgestopfte Tiere. Hauptsächlich Vögel. Und man musste kein Experte (Fachmann) sein, um sofort festzustellen: Nahezu alle hier vertretenen Arten standen unter Naturschutz, durften also nicht gejagt werden.
    »Du warst noch nicht hier, Bursche. Weißt aber sicherlich von Schlitzer, dass ich inzwischen 318 Exemplare besitze. Hoffentlich reicht dein Spray. Wann schickt mir Schlitzer endlich die Siamkatze, wann den altdeutschen Schäferhund? Ich werde ungeduldig, Bursche. Oder befindet sich eins der Bestellten im Karton?«
    »Nein. Ich bringe eine Ginsterkatze.«
    »Fantastisch. Die fehlt mir noch.« Er kicherte. »Eines Tages wird meine Sammlung sämtliche Arten umfassen.«
    Er öffnete den Karton, holte die Ginsterkatze heraus und begann von einem Bein aufs andere zu hüpfen.
    »Dieser Schlitzer! Was täte ich ohne ihn! Er macht immer wieder das Unmögliche möglich. Aber, zum Henker, ich will die Siamkatze und den altdeutschen Schäferhund.«
    »Sie werden schon kriegen, was Ihnen gebührt«, erwiderte Tarzan barsch.
    Es gab keinen Grund mehr, freundlich zu tun. Auch keinen, die Komödie weiterzuspielen. Er hatte genug gesehen. Sein Verdacht war bestätigt. Dieses Schloss war vollgestopftmit gewilderten Vögeln. Außerdem entdeckte er mehrere ausgestopfte Hauskatzen, einen Fischotter und sogar einen ringelschwanzigen – Mops.
    »So, und nun...«, begann Tarzan. Aber er sprach nicht weiter. Denn in diesem Moment hörte er einen Wagen, der die Auffahrt heraufkam. Er hielt vor dem Eingang. Ein Schlag fiel zu. Man hörte halblaute Stimmen. Dann klingelte es.
    »Da ist er ja, der geschätzte Meister«, sagte Picheritzki und öffnete.
    Draußen stand Schlitzer. In den Händen hielt er eine ausgestopfte Siamkatze. Mit erwartungsvollem Grinsen streckte er sie Picheritzki entgegen. In derselben Sekunde bemerkte er Tarzan und sein Grinsen erlosch. Schräg hinter Schlitzer stand Otto Rosinski, der rothaarige Wilddieb. Auch er kam nicht mit leeren Händen, sondern trug einen ausgestopften Auerhahn.
    »Wunderbar, Wertester!«, freute sich Picheritzki. »Da ist ja die Katze. Auch sie werden wir sofort einsprühen, damit...«
    »Was will der denn hier?«, wurde er von Schlitzer unterbrochen. »Was macht der verdammte Bengel hier?«
    »Wie das, Wertester? Ich denke, er ist Ihr neuer Gehilfe. Er kam in Ihrem Auftrag, um meine Sammlung gegen Feder- und Fellfaulitis zu immunisieren (widerstandsfähig machen) .«
    Schlitzer begriff sofort. Sein kupferfarbenes Gesicht färbte sich dunkel vor Wut. Die Schlitzaugen wurden noch schmaler.
    »Otto, der Bengel spürt uns nach. Deshalb wollte er unbedingt meine Werkstatt sehen. Und jetzt ist er hier. Zeig ihm, wo’s langgeht!«
    Das ließ Otto sich nicht zweimal sagen. Grinsend bleckte er die Zähne, während er den Auerhahn auf den Boden stellte. Mit geballten Fäusten ging er auf Tarzan los.
    Der hatte den Blick nicht von der Siamkatze gewandt.
    Paulinchen, dachte er. Jetzt habe ich dich gefunden. Aber wie! Arme Oma Mühel. Nie darf sie dich so sehen. Wir werden ihr ein anderes Kätzchen schenken.
    Heiße Wut brandete wie eine Woge in Tarzan auf.
    Rotschopf, der ihn zusammenschlagen sollte, war größer, älter und schwerer. Er wusste nicht, wie ihm geschah, als er durch einen blitzschnellen Judogriff gegen die Wand krachte und mit gebrochenem Schlüsselbein auf dem Boden liegen blieb. Er brüllte wie am Spieß.
    »Das ist für die Kolbenhiebe, mit denen du meinen Freund traktiert hast, feiger Hund.«
    Tarzan wandte sich Schlitzer zu und – erstarrte.
    Der Mann hatte eine Gaspistole aus der Tasche gezogen und zielte auf Tarzans Gesicht.
    »Keine Bewegung! Sonst jage ich dir eine Ladung Tränengas in die Augen.«
    »Wertester!«,rief Picheritzki. »Sehe ich das richtig? Dieser Bursche verfolgt Sie und mich. Vielleicht gar, um der Polizei kundzutun, welcher Passion wir frönen.«
    »Sie haben es erfasst«, stieß Schlitzer durch die Zähne. »Verdammt, was machen wir jetzt? Wie soll ich den mundtot machen? Wenn er redet, kann es für uns alle verdammt

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