Auf der Spur der Vogeljaeger
verabschiedeten sich.
Tarzan sah dem Jaguar nach, dessen Lack in der Sonne blitzte.
Mit dem Geschenkkorb lief er ins ADLERNEST zurück.
Es war immer noch still im Haus, Irgendwo rauschte eine Klospülung und Klößchen mischte einen zarten Pfeifton in sein Geschnarche.
Tarzan, der in Wirklichkeit Peter Carsten hieß, baute die Geschenke auf dem Tisch auf und legte das Sprungseil mit dem Anhänger... VON DEINEM FREUND TARZAN dazu.
»Willi, aufstehen!«
Klößchen rührte sich nicht.
»Willi, Geburtstagskind, aufstehen!«
Klößchen schnarchte weiter.
»Wenn du nicht aufstehst, Willi, werde ich die Schokolade an die andern verteilen.«
Das Schnarchen verstummte. Ohne sein Mondgesicht aus dem Kopfkissen zu heben, sagte Klößchen: »Ein Tag, der mit so einer gemeinen Drohung anfängt, muss ja gut enden. Deshalb freue ich mich auf heute Abend. Was ist denn heute? Ach so, mein Geburtstag. Verdammt, schon wieder ein Jahr älter!«
»Gott sei Dank!«, meinte Tarzan. »Mit dem Älterwerden kriegen wir auch Rechte. Bis jetzt haben wir nur Pflichten. Herzlichen Glückwunsch!«
Er schüttelte seinem Freund die Hand.
Klößchen gähnte, rieb sich die Augen, stieg ächzend aus dem Bett, trat auf die Beine seines Schlafanzugs und musste sich die Hose festhalten.
»Ist das alles für mich?«
»Ich finde ja auch, dass du zu sehr verwöhnt wirst.«
»Ich kann’s noch ertragen. Wo ist die Schokolade? Ah, hier!«
Er begann, die Geschenke auszupacken, kriegte rote Ohren vor Freude, wurde zusehends munterer und pries die Großzügigkeit seiner lieben Eltern.Als er das Fernglas in den Händen hielt, hüpfte er von einem Bein auf das andere.
»Klasse! Das hat uns noch gefehlt.«
Er sagte: uns . Denn dass er alles – außer Schokolade – mit Tarzan teilte, war selbstverständlich. Allerdings – aus Süßigkeiten machte Tarzan sich auch gar nichts. Er wusste, was er seinem Wolfsgebiss schuldig war. Ebenso wenig wäre er auf die Idee gekommen, zu rauchen oder Alkohol zu trinken.
»Ab jetzt bin ich weitblickend«, sagte Klößchen.
Er tappte zum Fenster, richtete das Fernglas auf den weit entfernten Waldrand und drehte am Schärfenring.
»Dort sitzt ein Dompfaff. Er zwinkert mit dem linken Auge. Neben ihm sitzt eine Dompfäffin. Ich glaube, er zwinkertihr zu. Aber sie beachtet ihn nicht. Sie hat eine Blattlaus entdeckt. Wusstest du, dass Blattläuse eins, zwei, drei... neun Beine haben?«
»Darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass du das Fernglas verkehrt herum hältst«, sagte Tarzan.
»Ach so! Ich war schon enttäuscht. Alles schien so weit weg und klein. Aber jetzt... Tatsächlich! Man hat den Wald direkt vor der Nase. Hier!« Er reichte Tarzan das Glas.
»Toll!« Tarzan suchte den Waldrand ab. »Damit können wir Tiere beobachten, auf die wir sonst nicht auf Sichtweite rankommen.«
»Klar. Wann wollen wir’s einweihen?«
»Heute«, meinte Tarzan. Und setzte hinzu: »Wenn du Lust hast.« Schließlich war es Klößchens Geburtstag.
»Aber immer. Wir fahren mit den Rädern ins Vogelschutzgebiet, ja? Vielleicht sehen wir einen Papagei?«
»Oder einen Strauß. Oder einen Hummelkolibri.« Tarzan lachte. »Biologie ungenügend, Sauerlich. Setzen!«
Klößchen grinste und öffnete eine Tafel Milchschokolade. »Jetzt werde ich mich erstmal stärken. Damit ich diesen harten Tag überstehe.«
Es war kein Sonntag, aber immerhin der 17. Juni, also ein Feiertag, an dem die Schule ausfiel. Auf Wecken, Frühstück, Budenappell und die anderen Ärgernisse der Internatsordnung hatte das zwar keinen Einfluss. Aber wer sich beim EvD, dem Erzieher vom Dienst, fürs Mittagessen abmeldete, konnte den ganzen Tag in die Stadt.
Nach dem Frühstück – Klößchen hatte zwei Kannen Kakao und fünf Buttersemmeln vertilgt – taten sie das.
Dr. Wagner, der bebrillte Biologielehrer, nickte und machte sich eine entsprechende Notiz. Die Schüler mochten ihn sehr gern, weil er gutmütig und gerecht war. Aber außerhalb des Unterrichts wirkte er immer etwas geistesabwesend. Sein Hobby, wurde behauptet, seien Silberfische und Wanzen. Silberfische habe er im feuchten Keller eines Nebengebäudesaufgespürt und jegliche Reinigung untersagt, bei der die kleinen Tiere umgekommen wären. Mit Wanzen tat er sich schwer. Die gab’s in der Schule zum Glück nicht. Aber Dr. Wagner schien guten Mutes. Keiner der Unterstufenschüler konnte sich entsinnen, dass Dr. Wagner ihn je zu übertriebener Sauberkeit angehalten hätte.
Tarzan und
Weitere Kostenlose Bücher