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Auf der Spur des Hexers

Auf der Spur des Hexers

Titel: Auf der Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf seiner Zunge wurde für einen Moment so intensiv, dass er fast glaubte, sich übergeben zu müssen. Er wollte schreien. Weinen. Irgend etwas nehmen und zerschlagen. Aber er konnte nichts von alledem.
    Seine Hand schloss sich um das winzige weiße Tuch zur Faust. Eine einzelne, heiße Träne lief über seine Wange.
    Er spürte es nicht einmal. Seine Gedanken glitten zurück zu jenem entsetzlichen Tag vor mehr als zehn Jahren, an dem alles begonnen hatte …
    Das Zimmer war sehr still. Vor den Fenstern lagen schwere hölzerne Läden und sperrten das Sonnenlicht und den Tag aus, und das Feuer, das im Kamin loderte, verbreitete zwar eine erstickende trockene Wärme, seltsamerweise aber kaum Licht.
    Trotzdem war es nicht dunkel. Ein unwirklicher grüner Schein lag in der Luft; Helligkeit, die aus keiner bestimmten Quelle zu kommen schien, sondern aus dem Nirgendwo, als wäre die Luft gar keine Luft, sondern eine leuchtende zähe Flüssigkeit. In das Knacken und Prasseln des Feuers mischte sich ein geisterhaftes Wispern und Raunen. Ein Geräusch wie der Laut einer fernen Meeresbrandung, nur anders, auf unbestimmte Weise drohender und durchdringender. Feindselig.
    Vier Menschen hielten sich in dem kleinen Raum auf. Eine Frau, zwei Männer, und eine grauhaarige, in Lumpen gehüllte Gestalt, deren Geschlecht nicht eindeutig zu erkennen war. Das sackähnliche Gewand verhüllte den Körper vollkommen. Das Gesicht unter der tief in die Stirn gezogenen Kapuze war ein Labyrinth grauer Schatten und tief eingegrabener Furchen und Runzeln, in dem einzig die Augen zu leben schienen. Es waren grausame Augen: schmal, dunkel, beinahe ohne Pupillen, und von einem diabolischen Feuer erfüllt. Der grüne Schein, der die Luft erfüllte, spiegelte sich darin. Das Kaminfeuer nicht.
    »Sie kommen«, sagte die Frau. Sie saß – wie die drei anderen – starr und fast unnatürlich ruhig hinter dem runden Tisch, der mit den vier Stühlen und dem Kamin fast die gesamte Einrichtung des Zimmers bildete.
    »Wie viele?«, fragte einer der Männer.
    Es dauerte einen Moment, ehe die Frau antwortete. Ihre Augen waren weit geöffnet, aber einem aufmerksamen Beobachter wäre aufgefallen, dass sie nicht blinzelte. Ihr Blick ging ins Leere.
    »Zu viele«, sagte sie nach einer Weile. »Hunderte. Ich … kann keine Einzelheiten erkennen. Aber sie hassen.«
    »Sie hassen.« Die grauhaarige Gestalt regte sich, und jetzt, als sie sprach, konnte man hören, dass sie eine Greisin war. Eine dürre, fast bis auf die Knochen abgemagerte Hand tauchte unter den Lumpen ihres Gewandes auf, legte sich auf die Tischplatte und kroch wie eine fleckige fünfbeinige Spinne auf die Frau zu. Das Gesicht der Frau zuckte, als die Hand die ihre berührte. Sie widerstand im letzten Moment der Versuchung, den Arm zurückzuziehen. Aber die feinen Härchen auf ihrem Handrücken und ihrem nackten Unterarm stellten sich auf, als bereite ihr die Berührung körperliches Unbehagen.
    »Sie hassen«, wiederholte die Alte. »Uns?«
    Die Frau nickte. »Ja. Aber ich weiß, was du sagen willst. Es geht nicht. Wir können ihren Hass nicht umdrehen, um ihn für uns zu nutzen. Er ist zu stark.«
    Wieder senkte sich Schweigen über den Raum. Nur das unwirkliche Wispern der Geisterstimmen wurde ein bisschen stärker. Das grüne Licht begann zu flackern, und der Schein des Feuers breitete sich wie leuchtendes Blut im Zimmer aus und verwandelte die Gesichter der vier Menschen in teuflische Grimassen. Und da war noch etwas. Etwas, das mit den Worten der jüngeren Frau aus seinem Versteck gekrochen war und jetzt die Luft im Raum verpestete: die Angst.
    »Dann müssen wir fliehen«, sagte die Alte schließlich.
    »Es ist zu spät«, wisperte die Frau. Ihre Lippen bewegten sich kaum beim Sprechen. Auf ihrer Stirn perlte Schweiß. Ihre Haut fühlte sich kalt und klebrig unter der Hand der Alten an. »Sie sind … schon zu nahe. Und sie kommen von überallher. Sie sind fast hier.« Ihre Stimme begann zu beben. Ein ganz schwacher Unterton von Hysterie schwang in ihren Worten mit. »Sie … sind bewaffnet. Und sie haben Fackeln. Sie wollen … ein Pogrom.«
    Einer der Männer stand auf; so heftig, dass sein Stuhl nach hinten kippte und auf dem Boden zerbrach. »Warum sitzen wir dann noch hier herum?«, schrie er. »Wir müssen die anderen warnen und den Widerstand organisieren. Sie sollen nur kommen, diese …«
    »Du bist ein Narr, Quenton«, unterbrach ihn die Greisin. Ihre Stimme klang kalt, als

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