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Auf der Spur des Hexers

Auf der Spur des Hexers

Titel: Auf der Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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waagerecht vor sich aus und spreizte die Finger, eine Geste, als würde er eine unsichtbare Last von sich schieben. »Ihr wollt Blut?«, flüsterte er. Seine Gesicht war zu einer Grimasse der Konzentration erstarrt, sein Stimme heiser, beinahe tonlos. »Ihr sollt es bekommen. Ihr sollt erfahren, was Angst bedeuten kann!«
    Eine zitternde, schwerfällige Wellenbewegung lief durch die Menge, ein Zucken, als hätte er einen Stein in eine gewaltige Masse kribbelnder bunter Ameisen geworfen. Jemand schrie seinen Namen.
    Quenton reagierte nicht. »Ihr sollt den Hass spüren«, murmelte er. »Ihr habt die Gewalt hierhergebracht – jetzt fühlt sie selbst!«
    Das Kreischen der Menge änderte sich. Sie schrien noch immer, aber mit einem Male waren es Laute der Furcht, die zu ihm heraufdrangen. Für einen Moment lag ein helles, knisterndes Geräusch in der Luft, ein Geräusch wie das Zischen eines niederfahrenden Blitzes, aber heller, durchdringender und irgendwie boshaft. Dann schien sich ein dunkler Mantel über die Menge vor der Scheune zu legen, Finsternis, die aus den Ritzen der Wirklichkeit tröpfelte und den Tag verschlang, und im gleichen Moment schrien Männer und Frauen in Panik auf, stürzten zu Boden oder begannen irrsinnig vor Angst aufeinander einzuschlagen.
    »Ja«, flüsterte Quenton. »Tötet! Ihr seid hierhergekommen, um zu töten. Nun tut es!«
    Und sie taten es. Der Irrsinn, den Quenton aus den verborgensten Abgründen ihrer Seelen heraufbeschworen hatte, griff wie ein Steppenbrand um sich. Schüsse krachten, aber ihr Ziel war jetzt nicht mehr die Scheune. Er spürte, wie irgendetwas in ihm erwachte, etwas von ungeahnter Stärke und Kraft, hinaus und hinab griff zu der außer Rand und Band geratenen Menge und ihr Toben zu einem wahren Blutrausch steigerte, wie –
    Eine harte Hand, packte seine Schulter, riss ihn herum und fort von der Luke. Das unsichtbare Band aus Irrsinn, das sich zwischen ihm und dem Mob dort unten gespannt hatte, zerriss. Quenton schrie gleichermaßen wütend wie enttäuscht auf, sah einen Schatten auf sich zuhuschen und versuchte die Hände vor das Gesicht zu reißen, war aber nicht schnell genug. Ein harter Schlag traf seinen Mund, warf seinen Kopf zurück und gegen die Bretterwand und ließ seine Lippe aufplatzen. Quenton sah einen verzerrten Schatten vor sich aufwachsen, riesig und fremd und trotzdem auf entsetzliche Weise vertraut, ballte die Fäuste und wollte zurückschlagen und bekam einen zweiten, noch härteren Hieb zu spüren; diesmal gegen den Kehlkopf. Er bekam keine Luft mehr, schlug die Hände gegen den Hals und sackte würgend an der Wand zu Boden.
    Als sich sein Blick wieder klärte, stand der Angreifer mit geballten Fäusten über ihm, angespannt und leicht nach vorne gebeugt, bereit, ihn sofort zu packen, aber abwartend.
    Quentons Augen weiteten sich ungläubig, als er das schmale Gesicht unter dem kurzgeschnittenen schwarzen Haar erkannte, Augen, die ihn groß und voller fiebrigem Glanz anstarrten, einen Mund, der vor Entsetzen zu einem blutleeren Strich geworden war. »Roderick!«, flüsterte er. »Du …?!«
    »Ja, ich, du verdammter Narr!«, antwortete Roderick. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Ein gehetzter Zug war um seinen Mund herum erschienen. Sein Blick flackerte. Es war Angst, die Quenton darin las. Aber nicht nur.
    »Du … du bist zurückgekommen!«, stammelte Quenton. »Großer Gott, du bist zurück! Jetzt können wir sie schlagen. Gemeinsam können wir sie vernichten!« Er versuchte, sich hochzustemmen, aber Roderick stieß ihn zurück und hob drohend die Fäuste.
    »Kämpfen?«, schrie er. »Gegen wen, Quenton? Gegen die Männer dort draußen? Gegen das ganze Land? Oder gleich gegen die ganze Welt? Ihr seid wahnsinnig, wenn ihr glaubt, ich unterstütze euch noch bei eurem Irrsinn. Ich bin hier, um Jenny zu holen. Wo ist sie?«
    »Aber du … du musst uns helfen!«, stammelte Quenton. »Du allein bist stark genug, um –«
    »Um was?«, unterbrach ihn Roderick zornig. »Ein Blutbad anzurichten? Du bist ja wahnsinnig, Quenton. Wo ist Jenny?«
    »Aber Roderick, du –«
    Roderick versetzte Quenton einen Schlag mit der flachen Hand, den er kaum spürte, der ihn aber abrupt verstummen ließ. »Jenny!«, schrie er. »Wo ist sie?«
    Quenton hob furchtsam die Hände vor das Gesicht, als Roderick drohend die Hand hob. Es war nicht die Angst vor Schlägen, die ihn wimmern ließ wie einen getretenen Hund. Körperlich war er Roderick Andara so weit überlegen

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