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Auf der Spur des Hexers

Auf der Spur des Hexers

Titel: Auf der Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fixieren, den Willen dahinter zu brechen und sich untertan zu machen. Es war ein stummes, mentales Ringen, unsichtbar für alle Beobachter, aber mit ungeheurer Kraft geführt.
    Und zum ersten Mal im Leben verlor er diesen Kampf. Asthon-Smythe lächelte noch immer, und in seinen Augen stand noch immer dieses fast tierhafte, gierige Blitzen. Er schien Andaras geistigen Angriff nicht einmal zu spüren.
    Ebenso gut hätte er versuchen können, einen Stein zu hypnotisieren.
    Asthon-Smythe ließ Andara gewähren, gerade lange genug, um sicher sein zu können, dass er die Fruchtlosigkeit seines Versuches einsah, dann hob er die Hand und wandte sich halb zu seinen Begleitern um. »Michael.«
    Der blonde Riese mit dem Gesicht eines Idioten trat vor und hob kampflustig die Fäuste. Andara starrte ihn an und sagte ganz leise: »Halt!«
    Michael gehorchte. Das bisschen freier Wille, das noch in seinem Blick gewesen war, erlosch auch noch. Seine Züge erschlafften noch weiter. Ein wenig Speichel rann aus seinem Mundwinkel und an seinem Kinn herab.
    »Sehr beeindruckend, Mister Andara«, sagte Asthon-Smythe. Seine Stimme klang eher ungeduldig als beunruhigt. »Ich sehe, man hat mir die Wahrheit gesagt, als man Sie mir als einen gefährlichen Mann schilderte. Aber bevor Sie jetzt etwas tun, was Sie später bereuen würden«, fuhr er mit leicht erhobener Stimme fort, »lassen Sie mich Ihnen Folgendes sagen: Ich zweifle nicht daran, dass Sie mich überwältigen können und meine Begleiter hier auch. Aber dann würde die bedauernswerte Miss Fallenthorpe eines höchst unerfreulichen Todes sterben, ebenso wie zahlreiche andere Bewohner dieser Stadt. Es wurden gewisse Befehle erteilt, für den Fall, dass ich unverrichteter Dinge oder gar nicht zurückkehren sollte.«
    Andara spürte eine Woge jähen, kaum noch zu beherrschenden Zornes. Seine Hände öffneten sich, als wollten sie irgendetwas packen und zerquetschen – zum Beispiel Asthon-Smythes faltigen Hals –, aber er führte die Bewegung nicht zu Ende. Asthon-Smythe hatte mit beispielloser Präzision seinen einzigen verwundbaren Punkt herausgefunden und getroffen. Er wusste, dass Andara eher selbst sterben würde, ehe er das Leben Unschuldiger aufs Spiel setzte.
    Andaras Zorn schlug jäh in ein Gefühl schmerzhafter Hilflosigkeit um. Es war zum Verzweifeln – er stand hier, am hellen Tage, inmitten Dutzender Menschen, und er war so hilflos und allein, als stünde er seinen Gegnern nachts in einem einsamen Waldstück gegenüber.
    »Nun?«, fragte Asthon-Smythe nach einer Weile. »Haben Sie sich entschieden, Mister Andara?«
    Andara schwieg. Aber nach einigen weiteren Sekunden, in denen er Asthon-Smythe und seine Begleiter voller stummer Wut angestarrt hatte, wandte er sich um und folgte seinen Bewachern zur Tür.
    Die Absperrkette der Feuerwehrleute und freiwilligen Helfer hatte sich aufgelöst, als sie das Bibliotheksgebäude verließen; der Campus war voller Menschen, die scheinbar ziel-und planlos durcheinanderliefen, unter ihnen auch etliche Studenten, die den Erfolg der Löscharbeiten wohl in Zweifel zogen, denn sie waren hoch mit ihren Habseligkeiten beladen. Für einen Moment war Andara ernsthaft versucht, mit lauter Stimme um Hilfe zu rufen; oder einfach davonzulaufen. Asthon-Smythe und sein schwachsinniger Schläger würden wohl kaum die Dreistigkeit aufbringen, ihn vor aller Augen zu überwältigen und davonzuschleifen.
    Aber er verwarf den Gedanken so rasch, wie er ihm gekommen war. Selbst, wenn er entkam – da war noch Miss Fallenthorpe, und er hatte Asthon-Smythes Drohung nicht vergessen. Arkham lag an einem Fluss. Und das Böse kam aus dem Wasser.
    Sie verließen Arkham nicht auf dem Landwege, sondern auf einem kleinen Kahn, der auf der der Water-Street zugelegenen Seite des Miskatonic auf sie wartete. Obgleich die Straßen voller Menschen waren, schien niemand Notiz von ihnen zu nehmen – was allerdings auch nicht verwunderlich war, denn der Brand und die Löscharbeiten nahmen die Aufmerksamkeit der Arkhamer voll und ganz in Anspruch.
    Der Miskatonic, der so ruhig und friedlich unter den drei Brücken Arkhams entlangglitt, erwies sich in Wahrheit als ein Fluss von immenser Strömung, sodass der kleine Nachen eine erstaunliche Geschwindigkeit entwickelte, kaum dass Michael ihn mit einer langen Stange in die Flussmitte hinausgestakt hatte.
    Eine gute Stunde schossen sie mit der Strömung dahin, bis Asthon-Smythe ihrem hünenhaften Fährmann Befehl gab, das westliche

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