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Auf der Spur des Hexers

Auf der Spur des Hexers

Titel: Auf der Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenig nachhelfen – warte.«
    Und damit griff er sich an den Kopf, krallte die Hände in sein schütter gewordenes Haar und zog sein Gesicht herunter, ganz so, wie Andara es zuvor bei Miss Lugosi getan hatte.
    Aber darunter kam nicht das Froschgesicht eines Tiefen Wesens zum Vorschein, wie Andara erwartet hatte.
    Diesmal gelang es ihm nicht mehr, einen Schrei zu unterdrücken.
    Das erste Mal, dass er Necron gesehen hatte, war vor zehn Jahren gewesen, in der Hölle von Jerusalem’s Lot, das sich in Todeskrämpfen wand. Er hatte die Scheune verlassen, die zum Grab all seiner Freunde geworden war, und sich durch die tobende Menge zurückgekämpft zu jenem kleinen Haus am Ortseingang, das wie durch einen geheimnisvollen Zauber bisher als einziges verschont geblieben war. Die gleichen Kräfte, die dieses Haus behüteten, beschützten auch ihn. Und sie würden ebenso versagen, wenn der Mob mit seinem schrecklichen Tun fertig war und ein neues Ziel für seinen Blutdurst suchte.
    Aber bis es so weit war, war noch Zeit. Nicht mehr sehr viel, aber vielleicht genug, Jenny zu retten und diese Wahnsinnigen von ihrem Irrsinn abzuhalten.
    Taumelnd vor Erschöpfung und aus einem Dutzend kleinerer Wunden blutend, erreichte er die Hütte, rüttelte einen Moment vergeblich an der Tür und rannte sie schließlich mit der Schulter ein. Sein Schwung war groß genug, ihn einen Schritt weit in den dahinterliegenden Raum stolpern und auf die Knie fallen zu lassen.
    Die drei Personen, die sich darin aufhielten – ein Mann schwer bestimmbaren, aber nicht sehr hohen Alters, eine sehr junge und eine sehr alte Frau –, schienen nicht sehr überrascht, ihn zu sehen. Das Mädchen fuhr wohl unmerklich zusammen, und für einen Moment malte sich Schrecken auf ihren Zügen ab; aber dann legte die alte Frau beruhigend die Rechte auf ihre Hand, und sie entspannte sich wieder. Der Blick des Mannes war hart; abschätzend und lauernd. Aber nicht feindselig.
    Andara sprang auf, warf die Tür hinter sich ins Schloss und fuhr wieder herum. »Wo ist sie?«, fragte er.
    »Du bist also doch noch gekommen«, sagte die alte Frau. »Ich habe gehofft, dass du kommst, Roderick.«
    »Wo ist sie?«, wiederholte Andara zornig. »Wo ist Jenny, Mutter?«
    »Du erinnerst dich noch, dass ich deine Mutter bin«, sagte sie. Ein trauriges Lächeln huschte über ihre faltigen, grau gewordenen Züge. »Gut.«
    »Verdammt noch mal – ich will wissen, wo Jenny ist!«, schrie Andara. Wie zur Antwort erscholl draußen vor dem Haus eine ganze Salve krachender Gewehrschüsse. Schreie und ein fürchterliches Bersten und Splittern antworteten darauf. »Hier im Haus? Dort drüben?« Er deutete auf die einzige Tür, die es außer dem Ausgang noch hier drinnen gab, und eilte darauf zu. Aber bevor er sie erreichte, sprang der junge Mann auf und vertrat ihm den Weg.
    »Keinen Schritt weiter!«, sagte er. Er sprach nicht sehr laut; und doch war seine Stimme voller düsterer, schauderhafter Drohung. Andara versuchte vergeblich, seinem Blick standzuhalten.
    »Lass ihn, Necron«, sagte Andara traurig. »Du kannst ihn nicht zwingen, uns zu helfen.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, antwortete Necron kühl. »Ich werde –«
    »Necron?« Rodericks Augen weiteten sich ungläubig. »Du bist …« Er brach ab, fuhr herum und starrte seine Mutter mit einer Mischung aus Entsetzen und Unglauben an. »Du hast ihn herkommen lassen? Du hast –«
    »Welche Wahl hatte ich noch, nachdem du uns verraten hast?« unterbrach ihn Andara.
    »Du weißt, wer dieser Mann ist!« keuchte Roderick.
    »Besser als du«, sagte Andara leise. »Er ist ein Magier, wie du einer hättest werden können, Roderick. Ein Mann gewaltiger Macht. Der einzige, der uns jetzt noch helfen kann.«
    »Helfen?« Roderick lachte böse. »Niemand kann euch mehr helfen, Mutter. Ich habe euch gewarnt, mehr als einmal. Ich … ich habe euch angefleht, aufzuhören. Ich habe –«
    »Was hast du, du Narr?«, unterbrach ihn Necron kalt. »Deine Familie und deine Freunde verraten, das hast du.« Er deutete mit einer wütenden Bewegung in die Richtung, aus der noch immer Schüsse und Schreie in das Haus drangen. »Das alles ist dein Werk, du Verräter. Es sind deine Freunde, die dort draußen sterben. Und es ist so, als hättest du selbst ihr Blut vergossen. Du fragst, was ich hier will?« Er machte ein abfälliges Geräusch. »Deine Mutter rief mich um Hilfe, das zu tun, was du zu tun dich weigerst.«
    »Und?«, fragte Roderick wütend. »Kannst

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