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Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Frebel
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experimentelle Anzeichen einer Kernspaltung zu beobachten. Bei einem Beschuss von Neutronen auf einen Urankern war auf einmal das nur etwa halb so schwere Element Barium (Z = 56) erzeugt worden. Dabei hatten sie sich eigentlich erhofft, durch den Beschuss mit Neutronen schwerere Kerne zu erzeugen und nicht leichtere.
    Hahn beschrieb diese neue Reaktion für Meitner als ein »Zerplatzen« des Urankerns und bat sie um eine »phantastische Erklärung« der ihm unerklärlichen Vorgänge. Diese neuen experimentellen Ergebnisse wurden im Januar 1939 ohne Meitner publiziert, da sie als Jüdin nicht mehr von Deutschland aus veröffentlichen durfte. Meitners Neffe, der Physiker Otto Frisch, hatte sie Ende 1938 in Schweden besucht. Somit war er dabei gewesen, als Meitner von den Ergebnissen der neuen Hahn’schen Experimente zu Weihnachten erfuhr. Auf einem Spaziergang im Schnee diskutierten Meitner und Frisch, dass der Urankern wie ein sich teilender Wassertropfen in zwei ähnlich große Kerne getrennt worden war. Das gemessene Barium war also einer dieser beiden neuen Kerne gewesen.
    Meitner und Frisch berechneten nun, dass der Prozess energetisch möglich war. Der Massendefekt, also die Differenz aus der Gesamtmasse der beiden neuen Kerne zur Masse des ursprünglichen Urankerns, ergab über die Einstein’sche Formel die gleiche Energie wie die aus dem Abstoßen der beiden gleich geladenen Kerne nach der ungewollten Trennung des Urankerns.
    Daraus folgte, dass durch Kernspaltung von nur ein paar wenigen Kilogramm Uran dieselbe Explosionskraft wie von vielen tausend Tonnen des chemischen Referenz-Sprengstoffs Trinitrotoluol (TNT) möglich sein sollte. Im Februar 1939 publizierten Meitner und Frisch daraufhin die berühmt gewordene physikalisch-theoretische Erklärung dieser Experimente. Sie nannten den neugefundenen Prozess »Kernspaltung«. Frisch war es in der Zwischenzeit schon gelungen, die Spaltungsprodukte direkt zu isolieren und so die Erklärung auch selbst experimentell zu bestätigen. Sein Ergebnis wurde in der folgenden Woche veröffentlicht. Schon wenig später wurde diese Erkenntnis auch auf der ganzen Welt bestätigt.
    Die Wissenschaftler hatten die vermeintliche Kernfusion untersucht und dabei die Kernspaltung entdeckt. Sie wollten neue Elemente entdecken und hatten dabei eine neue Energiequelle gefunden. Sie hatten intensive Grundlagenforschung betrieben und veränderten auf ungeahnte Weise nicht nur das Verständnis des Kosmos, sondern in dramatischer Weise auch das Leben auf der Erde.
    1944 bekam Hahn für seine Arbeiten zur Kernspaltung den Nobelpreis für Chemie, zu Unrecht ohne Meitner und Straßmann. Damit war Meitners Erklärung der Kernspaltung nicht gewürdigt worden. Immerhin erhielt sie dafür zusammen mit Hahn und Straßmann 1966 den wichtigen Enrico-Fermi-Preis.
    Heutzutage gibt es eine ganze Reihe von Preisen und Vortragsreihen, die nach Lise Meitner benannt sind und an ihre Verdienste erinnern sollen. Auch ich durfte 2010 zwei »Lise Meitner Lectures« unter der Schirmherrschaft der Deutschen und Österreichischen Physikalischen Gesellschaften halten. Ich fühlte mich geehrt, in ihre Fußstapfen treten zu dürfen und über den Ursprung der Elemente sowie das Datieren von alten Sternen über den natürlichen radioaktiven Zerfall des langlebigen Uran-238 Isotops zu berichten. Und da es hier um Fußstapfen geht, ist es eine nette Begebenheit, dass das Ehepaar Hahn in den 1960er Jahren in Göttingen in dem gleichen Viertel lebte, in dem meine Mutter aufwuchs. Sie kann sich noch gut daran erinnern, diesem berühmten Herrn manchmal beim Spazierengehen begegnet zu sein. Auch ich habe als Kind meine Großeltern dort oft besucht, wenn ich auch damals noch nicht ahnte, dass ich einmal etwas über Hahn und seine Entdeckungen schreiben würde.

2.6. Der Kosmologie auf der Spur
    Mit der Bestätigung, dass es ein ganzes Universum voller anderer Galaxien außerhalb der Milchstraße gibt, wurden nun auch vermehrt Theorien zum Universum als Ganzem, also der Kosmologie, entwickelt. Schon früher hatte es viele philosophische Überlegungen zu diesem Thema gegeben, aber erst jetzt war es möglich, tiefer gehende physikalische Theorien zu formulieren, die auch durch Beobachtungen belegt werden konnten.
    Einsteins Arbeiten kulminierten 1916 in der Aufstellung der Allgemeinen Relativitätstheorie, die eine konsistente Beschreibung der Gravitation als geometrischer Eigenschaft von Zeit und Raum darstellt. Die

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