Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)
die Magellan-Teleskope »Clay« und »Baade« im Licht der Milchstraße und einem letzten bisschen rotem Sonnenlicht am Horizont. Da die Augen nicht so lange wie eine Kamera belichten können, erscheint so ein Foto natürlich um einiges heller als das, was ich in jener Nacht erkennen konnte.
Abb. 6.B
Auf meinem Weg erinnerte ich mich an Geschichten, die ich in Australien über die Ureinwohner im australischen Busch gehört hatte. Auch sie sollen über die Jahrtausende hinweg nachts viel umhergewandert sein. Natürlich ohne jegliche Lichtquellen, mal vom Mond abgesehen, der durchaus sehr hell sein kann. Aber die brauchten sie auch gar nicht. Sie hatten ja die Milchstraße über sich. Auch die alten Ägypter orientierten ihren Lebensrhythmus an den Sternen, und alle frühen Seefahrer waren bei ihrer Navigation gänzlich auf die Sterne angewiesen. In diesem Moment wusste ich nun aus eigener Erfahrung, dass das Sternenlicht in einer Gegend ohne Licht- und Luftverschmutzung tatsächlich ausreicht, um sich auch nachts ohne weitere Lichtquellen wenigstens zu Fuß umherzubewegen. Seitdem achte ich abends noch etwas mehr darauf, möglichst wenig zur Lichtverschmutzung beizutragen und unnötige Lichter einfach auszuschalten. Das spart auch Energie. Die populären »Erde bei Nacht«-Poster sehen als solche toll aus, denn man erkennt alle Großstädte und die besiedelten Kontinente. Bei genauerem Nachdenken stellt dieses Maß an Beleuchtung aber ein zunehmendes Problem dar. Die Erhaltung des dunklen Nachthimmels hat heutzutage nur wenig Priorität. Dennoch gibt es zum Glück einige Organisationen, die auf dieses Problem und die diversen negativen Auswirkungen, z.B. auf die Flugstrecken von Zugvögeln, aufmerksam machen. Denn es sind nicht nur Astronomen und Astronomiebegeisterte von diesem Problem betroffen.
Für Reisen nach Australien, Südafrika oder Südamerika sollte jeder Urlauber unbedingt »Sterne gucken« auf die Liste der attraktiven Sehenswürdigkeiten setzen. Dieses Gratis-Schauspiel kann man während einer wolkenlosen Nacht außerhalb jeder Stadt genießen. Wenn es nur dunkel ist – pechschwarz ist es heutzutage ja nur noch an wenigen Stellen auf der Erde. Aber schon nach 20 bis 30 Minuten Autofahrt aus der Stadt heraus, auf einen Berg hinauf oder auch entlang der Küste, gelangt man schnell in recht dunkle Gebiete. Bei der Planung eines solches Trips sollte man weiterhin beachten, dass die Milchstraße in der Jahresmitte, also im Winter in der südlichen Hemisphäre, direkt über einem steht und somit am schönsten ist. Zu anderen Jahreszeiten sieht man sie nur nahe am Horizont und dann auch nur zu Beginn oder am Ende der Nacht.
In unserer heutigen, oft doch sehr hektischen Welt sollten wir uns öfter erinnern, dass da ein Naturschauspiel über uns stattfindet, und ab und zu daran teilnehmen. Wer Glück hat, wird zusätzlich mit der momentanen Blitzbeobachtung einer oder sogar mehrerer Sternschnuppen belohnt. Dann darf man doch darauf hoffen, dass einem ein Wunsch in Erfüllung geht … oder? Wer möchte das nicht auch einmal ausprobieren!
6.2. Die Struktur der Milchstraße
Da wir uns innerhalb der Milchstraße befinden, ist unser Blick nach draußen in den Kosmos leider beschränkt. Man muss sich somit schon einiges einfallen lassen, um herauszufinden, wie die Galaxie wohl im Detail aussehen mag. Denn aufgrund ihrer enormen Größe werden wir sie nie als Ganzes von außen betrachten können. Uns geht es also so ähnlich wie einem Goldfisch, der herausfinden will, ob sein Aquarium in einer Garage oder einem Hochhaus im zwölften Stock steht. Zum Glück liefern diverse Beobachtungen von Sternen und anderen Galaxien, z.B. der Andromeda-Galaxie, einige Antworten auf diese wichtige Frage.
Schon die alten Griechen und viele Naturvölker vor ihnen begannen, den Nachthimmel mit dem einfachsten optischen Instrument zu studieren: dem Auge. Was wir heutzutage sehen können, von Lichtverschmutzung oder hellem Mondlicht einmal abgesehen, ist, dass sich die Sterne vor allem in einem breiten, diffusen Band am Himmel ansammeln.
Der Name »Milchstraße« geht auf die alten Griechen zurück. In den klassischen Sagen lesen wir, wie die Milchstraße entstand: Wieder einmal hatte der notorische Schürzenjäger und oberste Götterboss Zeus bei einem seiner Seitensprünge einen Sohn gezeugt, Herakles (oder von den Römern Herkules genannt). Verständlicherweise war seine Gattin, die Göttin Hera, rasend vor Wut und Eifersucht.
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