Auf die Freundschaft!
Egal.
„Dr. Wantisek ist beschäftigt“, begann Ramona dann, aber ich winkte ab und ging zu der Zwischentür, die in sein Büro führte. Ohne zu klopfen trat ich ein.
Lutz saß hinter seinem Schreibtisch und schrieb irgendwas. Als er aufblickte und mich sah, entglitten ihm die Gesichtszüge.
„Was willst du?“ Er spuckte es mir förmlich entgegen. Ich schloss die Tür und setzte mich ihm gegenüber.
„Wie geht es deiner Frau?“, fragte ich, während ich mein Handy hervorkramte.
„Verschwinde hier, Claudia.“
„Na, na, na, wer wird denn gleich so grantig? Du hast wohl zu viel gefeiert. Zum Beispiel neulich im Mojito .“
Lutz verzog keine Miene, also fuhr ich fort.
„Ich habe hier ein paar Fotos, die dich in interessanten Posen mit einer ziemlich jungen Blondine zeigen, Lutz.“
Ich hielt ihm mein Handy hin und er sah das eindeutige Kussfoto aus der Bar. Man konnte ihn auf dem Foto sehr gut erkennen. Resigniert lehnte er sich zurück.
„Willst du mich erpressen?“, fragte er.
„Ich will dir nur raten, dich deiner Frau anzuvertrauen und ihr alles zu beichten, wenn du nicht willst, dass diese Fotos den Weg zu ihr finden. Wenn sie dir tatsächlich noch eine Chance geben sollte – auch wenn du sie absolut nicht verdient hast – dann solltest du sie auch nutzen. Wir behalten dich im Auge, Lutz. Wenn du noch ein einziges Mal fremdgehst, wirst du dir wünschen, nie geboren zu sein. Die Fotos deiner Frau zu zeigen wäre dagegen richtig harmlos.“
„Leere Drohungen“, grummelte Lutz, aber seine Augen verrieten ihn. Er traute es mir offenbar zu, ihm sein Leben schwer zu machen. Zu Recht, natürlich.
„Es bleibt dir überlassen, wie du dich entscheidest. Ich wollte dich nur warnen.“
Mit diesen Worten stand ich auf, steckte mein Handy wieder in die Tasche und verließ nicht nur das Büro, sondern auch endgültig Lutz.
Hannah hatte sich bei mir am darauffolgenden Samstag zum Frühstück eingeladen und auch Karin und Maria hatten Zeit, zu kommen. Ich hatte den dreien von meiner Unterredung mit Ken berichtet. Hannah war sich sicher, dass uns nichts nachzuweisen war.
„Theo sagt, Ken leugnet nicht mehr, dass er schwul ist“, erzählte sie und biss in ihr Brötchen.
„Wie bitte?“, rief ich überrascht.
„Ist nicht wahr!“, rief Maria gleichzeitig. „Das kommt davon, wenn man so auf seine Karriere erpicht ist wie Ken. Hast du Theo erzählt, dass Ken mit seinem Liebhaber zusammengezogen ist?“, fragte Maria.
„Ken leugnet, mit jemandem zusammengezogen zu sein. Dennoch hat Theo einen Narren an ihm gefressen“, erklärte Hannah weiter, ohne Mike zu beachten. Ein bisschen Gewissen hätte ihr sicher nicht geschadet.
„Ich finde, wir müssen noch einen drauf setzen. Nur die Gerüchte zählen nicht, wir müssen Tatsachen präsentieren.“
Dieses Mal meldete sich Karin zu Wort.
„Schicken wir doch seinen Liebhaber vorbei, um Hallo zu sagen.“
Ich starrte sie an.
„Wo willst du den denn jetzt hernehmen?“
„Wie wäre es mit Ronny?“, schlug Hannah vor. „Ich kann ihn sofort anrufen. Wenn wir ihm die Situation erklären, wird er bestimmt mitmachen wollen.“
„Aber er ist mein Kunde. Ich kann ihn da doch nicht mit reinziehen!“, protestierte ich, aber Hannah hatte schon seine Nummer gewählt. Sie schaltete den Lautsprecher ein, sodass wir mithören konnten.
„Ronny? Hier ist Hannah Limpe.“
In wenigen Sätzen erklärte sie ihm die Situation: Wie Ken mich wiederholt hintergangen hatte, wie wir es herausgefunden hatten, wie unser Racheplan aussah. Mit jedem Satz wurde Ronny aufgeregter.
„Er verabscheut Schwule und wird jetzt selbst als schwul dargestellt? Ihr seid echte Luder!“, rief er. „Und ich soll seinen Freund spielen?“
„Du sollst dort aufkreuzen und so tun, als wärt ihr ein Paar. Am besten lässt du dir etwas Privates für deinen Besuch einfallen. Zum Beispiel einen Handwerkertermin oder dass sich der Vermieter noch immer nicht gemeldet hat. Irgendetwas in diese Richtung.“
„Und wenn er mich rausschmeißt?“
Hannah lachte.
„Das wird er sogar ganz sicher tun! Er wird, solange sein Chef nicht in der Nähe ist, alles leugnen und behaupten, dich nicht zu kennen. Am besten passt du einen Moment ab, bei dem ihr gut beobachtet werden könnt. Claudia schickt dir gleich noch ein paar Bilder von ihm, damit du weißt, wie er aussieht. Vielleicht erkennst du ihn wieder, er war auch im Mojito bei der Eröffnung. Andererseits war der Laden natürlich voll,
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