Auf die Plaetze, fertig - tot
eine Schlagzeile stolperte, die ihr das Herz stocken ließ: "Tragischer Unfalltod eines Schwimmstars sorgt für Fassungslosigkeit und Bestürzung."
Für den Bruchteil einer Sekunde wurde Aspen schwarz vor Augen. Sie atmete tief durch. Wenn sie sich nicht schwer täuschte, war dieser Artikel genau das, wonach sie gesucht hatte. Dennoch wagte sie es kaum, weiterzulesen. Sie scheute instinktiv vor dem zurück, was sie erfahren würde.
Jemand war gestorben …
Ihre Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. Aspen schluckte schwer. Dann las sie weiter.
Die Vorbereitungen für den diesjährigen Schulball werden überschattet von einer Tragödie, wie es sie in der Geschichte unserer Schule noch nie gegeben hat. Tiffany Heather Preston, bei Schülern und Lehrern beliebtes Mitglied des Schulrats, Kapitän des Schul-Schwimmteams und letztjährige Homecoming Queen, kam während eines Aufenthalts ihrer Mannschaft in einem Trainingslager in Kanada bei einem tragischen Unfall ums Leben.
Noch immer konnte nicht zweifelsfrei geklärt werden, wie es zu diesem schrecklichen Unglück kommen konnte. Die kanadischen Behörden gehen jedoch davon aus, dass die Kopfverletzung, welche sich Tiffany wohl bei einem verunglückten Sprung in den Pool ihres Hotels zuzog, zur Bewusstlosigkeit führten, wodurch ein Tod durch Ertrinken möglich wurde.
Fassungslos vor Entsetzen stehen Tiffanys Familie und Freunde vor der Erkenntnis, dass ausgerechnet Tiffany, die seit ihrer Kindheit eng mit dem Schwimmsport verbunden war …
Unter dem Artikel befand sich das Schwarz-Weiß-Foto eines hübschen, hellhaarigen Mädchens. Sie lächelte in die Kamera, und ihre Augen sprühten geradezu vor Lebensfreude.
Aspen schauderte. In ihrem Kopf verwandelte sich das fröhliche Gesicht des Mädchens in eine scheußliche Parodie seiner selbst, mit vor Entsetzen weit aufgerissenen, blicklos ins Leere starrenden Augen und blutleeren, wie zu einem Schrei geöffneten Lippen.
Tiffany Heather Preston.
War ihr Tod wirklich ein Unfall gewesen? Eine talentierte Schwimmerin, die ausgerechnet in einem Hotelpool ertrank? Es war natürlich nicht unmöglich, doch nach allem, was Aspen in den letzten Wochen erlebt hatte, konnte sie irgendwie nicht so recht daran glauben.
Es waren einfach zu viele Unfälle. All diese Schicksalsschläge, jeder von ihnen auf seine Weise mit dem Schwimmteam der Remington High verwoben …
Aspen durchlief ein eisiger Schauer. War Tiffany das erste Opfer des Wahnsinnigen gewesen, oder nur eines von vielen?
Niemand schien zu begreifen, was hier vor sich ging. Aspen war völlig auf sich allein gestellt, doch sie war fest entschlossen, diese Sache zu einem Ende zu bringen. Dazu musste sie allerdings erst einmal die Person finden, die im Hintergrund die Fäden in der Hand hielt.
Aspen nahm die Ausgabe des Remington High Chronicle , in der sie den Artikel über Tiffany Heather Preston gefunden hatte, aus dem Ordner und ging zum Kopierer. Sie hatte gerade das Blatt auf die Vorlagenplatte gelegt und den Deckel geschlossen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
Erschrocken wirbelte Aspen herum.
Es war Ryan, der jetzt mit einem verunsicherten Lächeln seine Hände in die Höhe streckte. "Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich …" Er zuckte mit den Schultern. "Darf ich dich zur Wiedergutmachung zu einer Coke in der Cafeteria einladen?"
Aspen wusste nicht, ob sie erleichtert oder wütend sein sollte. Ihr Herz raste noch immer wie eine wildgewordene Trommel, der Schreck war ihr in alle Knochen gefahren! In ihrer Phantasie hatte sie schon den Irren vor sich gesehen, der sich mit einem Messer auf sie stürzen wollte!
Sie atmete erleichtert auf und rang sich ein schiefes Lächeln ab. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin in letzter Zeit wohl einfach ein bisschen schreckhaft."
"Wie geht's dir denn eigentlich?" Er musterte Aspen besorgt. "Du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt, als du plötzlich zusammengeklappt bist, Sportskanone."
"Ich bin wieder okay, ehrlich. Aber das Angebot mit der Coke schlage ich trotzdem nicht aus."
Die Art, wie er sich um sie kümmerte, schmeichelte ihr. So sehr, dass sie um ein Haar die Kopie vergessen hätte, die im Ausgabefach des Kopierers lag. Rasch stopfte sie sie in ihre Tasche – sie war noch nicht bereit, mit Ryan oder sonst wem über diese Sache zu reden.
Noch hatte sie nicht den Hauch eines Beweises. Alle Welt glaubte ja, dass es sich bei den Vorfällen um Unfälle handelte.
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