Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition)
müssen abhauen, bevor mehr Verbrecher hier aufkreuzen.« Wenn er sie vorher für blass gehalten hatte, dann war das gar nichts gegen die Blutleere, die ihr Gesicht jetzt zeigte, so dass ihre Sommersprossen sich scharf abhoben. »Du kannst kein Blut sehen?«
»Gewöhnlich schon. Aber deines , und so viel , das geht mir an die Nieren«, sagte sie besorgt. Sie sah ihm forschend ins Gesicht.
»Bist du zimperlich?«
»Nein. Aber meine Schwester Marnie wird ohnmächtig, wenn sie welches sieht.«
»Gut, dass sie nicht da ist, was?«, sagte Lily forsch. »Sie würde bei dem Anblick ins Koma fallen. Soll ich …«
»Nein.« Er riss ihr den Jackensaum aus den hektisch suchenden Händen. »Hör auf mich auszuziehen, Frau. Du kannst es dir ansehen, wenn wir in Sicherheit sind. Komm schon.« Er zerrte sie zur Treppe und nahm im Vorbeihasten noch geistesgegenwärtig Lilys vorher ausgezogene Jacke vom Monitor mit.
Was, wenn er irgendwelche Probleme mit der Blutgerinnung hatte? Das dachte Lily, als sie neben ihm her zum Hangar am anderen Ende der Piste rannte. Würde er überhaupt merken, wie schlimm es war, bei all dem Adrenalin, das er ausschüttete? Wahrscheinlich nicht.
Und wenn er Bluter war? Dann würde jeder Schritt nur noch schneller mehr Blut aus ihm herauspumpen.
Sobald sie konnte, würde sie ihm die Jacke vom Leib reißen und nachsehen.
Die Morgendämmerung erhellte den Himmel mit einem schwachen, milchigen Blau. Es hatte aufgehört zu schneien, und obwohl Lily wusste, wo sie das Flugzeug abgestellt hatte, konnte sie es nicht sehen. Prima Tarnung.
Es würde eine großartige Deckung abgeben, bis die Kavallerie eintraf. Sie hoffte, das würde verdammt bald sein. Sie wollte Derek sofort in einem sterilen Krankenzimmer haben. Sie ging im Geiste durch, was sie in ihrer Reiseapotheke zur Hand hatte.
Sie zeigte auf den winzigen Schneeberg, der etwa hundert Meter zu ihrer Rechten lag. »Da drüben.« Sie flüsterte, obwohl hier draußen mitten im Nirgendwo niemand war, der sie hör…
Eine Schuss knallte und zischte über ihre Köpfe hinweg.
»Oh, verdammt noch mal!«, keuchte Lily, während Derek »Renn!« schrie.
Das brauchte er ihr nicht zweimal zu sagen. Sie rannte. Ihr Herz pumpte reines Adrenalin, ihre Beine stampften wie Kolben auf Hochtouren. Kugeln schwirrten wie Blitze über ihren Kopf, und die Luft schnitt schmerzhaft in die Lungen. Ihre Stiefel schleuderten Schneebatzen umher, als sie im Zickzack durch den Wald rannte.
Lily stolperte. Fiel schmerzhaft aufs Knie, wurde am Oberarm hochgezerrt und auf die Beine gebracht, alles in einer Bewegung. Er packte sie am Arm, schob, zog. Half ihr, schneller zu rennen. Schneller. Schneller.
Er rannte immer noch, als er sich umdrehte und eine Salve nach hinten abfeuerte. Der Schießpulverdampf stach sie in der Nase, und ihre Augen tränten. Sie wollte helfen und selber ein paar Schüsse abgeben, wandte sich leicht um, geriet aber ins Stolpern. Derek schleifte sie mit sich, so dass sie ins Blaue feuerte.
»Los! Los! Los!«, übertönte er den Gefechtslärm und die röhrenden Motoren, die sich ihnen rasch von hinten näherten. Die Geräusche füllten Lilys Bewusstsein bis in den letzten Winkel aus. Es gab nichts außer Lärm und Schrecken. Was vor ihnen lag - weißer Schnee und schwarze Bäume - schien wie ein Güterzug auf sie zuzurasen und verschwamm unendlich, während sie rannten.
Brechende Baumrinde hallte krachend nach und verschleuderte scharfkantige Brocken, als sie durch die eisige Frühdämmerung flitzten.
Die Fahrzeuggeräusche wurden zunehmend lauter. Sie übertönten sogar Lilys panischen Herzschlag. Sie warf einen Blick nach rechts. Mist!
Einige Motorschlitten rasten mitten auf der weiten Ebene auf sie zu und feuerten.
Derek gab eine weitere Salve ab. Lily tat dasselbe. Sie war eine gute Schützin, obwohl sie noch nie versucht hatte, ein bewegliches Ziel zu treffen, während sie um ihr Leben rannte.
Sie erreichten das Flugzeug, und die Hunde bellten sich sofort die Lunge aus dem Leib. »Pack an - ja.« Sie und Derek packten jeder ein Stück Plane und zerrten. Sie glitt mit einem lauten Fwomp vom Flugzeug. »Los, rein«, schrie er.
Blut, das im Zwielicht schwarz schien, tränkte seinen Ärmel. Weil er nicht gleichzeitig die Tür öffnen und schießen konnte, riss Lily die Tür auf. »Steig ein, ich kann sie nicht länger aufhalten.«
Derek sah sie kurz, aber ernst an. » Du steigst ein, in Gottes Namen!«
Lily wollte keinen Streit. Sie hievte
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