Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition)
korallenrote Servietten zu wissen. Dennoch hatte es viel zu bereden gegeben, und all die neue Technologie machte es möglich, wo auch immer er war, zu telefonieren, zumindest von diesem Gerät aus. Der geschäftliche Anruf war ihm lieber gewesen, sicher. Dennoch hätte er auf den Anruf aus dem Hauptquartier lieber verzichtet. Derek machte ein finsteres Gesicht.
T-FLAC oder Terrorist Force Logistical Assault Command, die verdeckt operierende Antiterrororgansiation, für die er arbeitete, hatte Hinweise auf einen möglichen terroristischen Anschlag in Nordalaska. Er war derjenige, der nah genug dran war. Wobei »nah« bei einem derart großen Staat relativ war. Es gab zwar keine Anhaltspunkte, dass das Iditarod oder einer der Teilnehmer als Ziel in Frage kamen, aber sie spielten mögliche Szenarien durch, und Derek sollte Augen und Ohren offen halten.
Ja, würde er. Aber im Augenblick erschien ihm ein Treffen mit Lily um einiges reizvoller, als sich mit irgendeiner nebulösen Bedrohung herumzuschlagen. Nicht, dass er nicht nach ungewöhnlichen Vorgängen Ausschau halten und sein Satellitentelefon eingeschaltet lassen würde. Aber solange sein anderes Leben ihn nicht einholte, und er hoffte, zur Hölle, dass es das nicht tat, hatte er noch eine weitere Operation am Laufen. Eine viel persönlichere.
Derek rückte den Ohrhörer zurecht, schaltete auf den anderen Kanal um und konnte Lily atmen hören. Dann fuhr er in gleichmäßigem Tempo in Richtung einer Stelle, wo sie über ihn drübersteigen musste, um an ihm vorbeizukommen.
Lily betrachtete ihn aus Seans verquerer Perspektive. Das machte es so schwer, seine beiden Leben auseinander zu halten. Auch wenn das Playboy-Image Teil seiner Deckung war, und er es gezielt pflegte: Jetzt störte es seine Pläne.
Lily wusste, sie war schon länger unterwegs, als gut für sie war. Zeit, anzuhalten.
Sie hatte die Route über die riesigen Buckel und tiefen Rinnen genommen, die vom großen Rennen der vielen hundert Schneemobile zurückgeblieben waren. Mit einem Fahrzeug kein Problem, aber die Hundeschlitten des Iditarod hatten mächtig zu tun, wenn sie auf die menschgemachten Hindernisse stießen.
Sie hätte die Rinnen und kahlen Stellen umfahren können, aber das hätte sie mehrere Stunden gekostet. Stattdessen hatte sie es mit den nicht gerade idealen Bedingungen aufgenommen. Die vielen Meilen, die sie auf der miserablen, nervtötenden Route einsparte, waren die Kopfschmerzen und die zerbissene Zunge wert.
Sie fuhr bei Mondlicht und bewunderte mit brennenden Augen die schwarzweiße Landschaft. Sie musste anhalten, damit sie und die Hunde ausruhen konnten. Ein paar Stunden nur, mehr brauchte sie nicht, um sich zu erholen.
Sie zwang sich, die Augen weit offen zu halten, und trotzdem sah die Welt verschwommen aus. Plötzlich entdeckte sie zwischen den schwarzen Bäumen ein oranges Funkeln, das fast surreal war.
Sie zwinkerte. Es blieb. Ein paar Sekunden lang dachte sie, der orangerote Feuerschein sei eine Halluzination. Die Hunde nicht. Sie sahen dasselbe und rochen vermutlich schon den Rauch, denn sie entwickelten neue Energie und rasten auf das Leuchten zu wie Kinder am letzten Schultag aus der Schule. Lily ließ ihnen den Willen; so, wie sie diesen Sport kannte, waren sie am Feuer des anderen Mushers willkommen. Je näher sie kamen, desto stärker wurde der Geruch des Holzfeuers und des Kaffees; und da war noch etwas: ein köstlicher Duft, der ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.
» Whoa! «, befahl sie den Hunden anzuhalten. »Hallo! Was für ein Feuer!« Sie trat auf den Bremsbügel, um das Gespann zu verlangsamen, und sie näherten sich mit lautstarker Begeisterung dem Lagerfeuer. Lilys Arme und Beine zitterten von der unaufhörlichen Bewegung des Schlittens und der Kraft, der es bedurfte, ihn zu lenken.
Schläfrige Hunde zogen den Kopf unter dem Schweif hervor und jaulten zur Begrüßung, während Lily das Gespann unter die schützenden Bäume lenkte. Eine große Gestalt zeichnete sich gegen den Feuerschein ab und erhob sich, um sie zu begrüßen.
»Ordentliche Zeit.«
Verdammt. Derek .
Die Freude war in einem Atemzug dahin. Sie war zu müde für das hier. Lily hakte die Bremse los und schob wie eine Verrückte an, den einen Fuß auf dem Trittbrett, den anderen am Boden. » Mush! Haw! Weiter! Dran vorbei!«
So viel zum Thema Kaffee und ein paar Stunden ausruhen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie den Hunden befohlen hatte anzuhalten und den
Weitere Kostenlose Bücher