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Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition)

Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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das Stroh, das Derek schon ausgebreitet hatte. Sie schaffte es kaum noch, einen Fuß vor den anderen zu setzten. Der erste Tag des Rennens schien jedes Mal unendlich lang. Sobald sie in Schwung gekommen war, war es nicht mehr so schlimm.
    »Warum vergesse ich immer, wie furchtbar der erste Tag ist?«
    Er lachte kurz. »Ist vermutlich wie beim Kinderkriegen. Meine Schwester behauptet, sie hätte nur deshalb mehr als ein Kind zur Welt gebracht, weil sie vergessen hätte, wie schwer die Geburt ist. Meine Mutter scheint sich zumindest nach dem fünften daran erinnert zu haben.«
    Lily sah ihn an. Er wirkte jetzt, nachdem er seinen Kopf durchgesetzt hatte, nicht mehr ganz so Furcht erregend aus. »Schwierig, sich dich als Kind vorzustellen. Oder dass du eine Mutter haben sollst.«
    Sein Mund zuckte. »Wie? Du glaubst, ich sei voll ausgewachsen vom Himmel gefallen?«
    Sie lächelte dünn. »Eher unter einem Felsen hervorgekrochen, würde ich sagen.«
    »Nicht ganz dein übliches Niveau, Doc. Normalerweise stutzt du mich auf elegantere Art zurecht.«
    »Besser krieg ich es nicht hin, wenn ich so müde bin. Morgen ist ein anderer Tag.«
    Er lachte, die Zähne weiß im dunklen Gesicht. »Armes Mädchen. Hol dir etwas Schlaf und bessere Laune.«
    Seine leise, tiefe Verführerstimme jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Verärgert über sich selbst, ging sie zum Feuer, um sich die Hände zu wärmen. Derek rückte zur Seite und trank seinen dampfenden Kaffee, während er sie beobachtete. Die Minuten vergingen. Die Hänseleien waren vorüber, die Stille regierte. Sein Schweigen nervte sie. Ein ganze Welt aus Worten schwebte unsichtbar zwischen ihnen in der Dunkelheit. Jede rasiermesserscharfe Anschuldigung hing wie Wäsche auf der Leine in der eisigen Schwärze, so gnadenlos und grausam wie die Eiszapfen, die um sie herum die Äste beugten.
    Sie wollte ihm vertrauen. Sie wollte es wirklich. Aber Sean und seine Lügen hatten sie so verletzt, dass es ihr schwer fiel, einem derart ähnlichen Typ von Mann die Unschuldsvermutung zuzugestehen.
    Es mochte ungerecht sein, Derek über Seans Kamm zu scheren, doch sie konnte nicht anders.
    Es gab keinen Grund zur Annahme, dass Derek bei den illegalen Samengeschäften nicht der Oberschurke war. Der Himmel wusste, gerissen genug war er …
    Derek hatte seinen großen Schlafsack auf ein Bett aus Ästen gebreitet. Lily versuchte, nicht neidisch zu sein. Sie war erschöpft genug, ihn um einen Platz zu bitten. Ein Gedanke, der ihr nie gekommen wäre, wäre sie nicht so fertig gewesen. Dennoch verursachte ihr die Vorstellung ein angenehmes Hitzegefühl, erfüllte auf verdrehte Weise ihren Zweck. Auf dem Schlitten war ihr noch relativ warm gewesen, aber ihre Körpertemperatur sank, je länger sie hier herumsaß.
    Sie fragte sich, wie sie mit einem Rest von Würde in die Horizontale kommen sollte. Ihr Schlafsack war noch an den Schlitten geschnallt. Sie brauchte nur einen Fuß vor den anderen…
    »Hol ihn dir, bevor du noch kieloben gehst, Süße«, empfahl Derek grimmig und rührte sich nicht vom Fleck.
    Richtig. Das musste sie wirklich, wirklich tun.
    Sie sah ihn mit vor Erschöpfung glasigen Augen an, dann stolperte sie aus der dürftigen Hitze des Feuers zum Schlitten und schnallte den Schlafsack ab. Sie sah sich nach einem passenden Schlafplatz um, der keinem vorbeikommendem Musher im Wege war. Wenn sie das nicht vor dem Essen erledigte, war sie irgendwann so müde, dass sie sich zum Schlafen in den Schnee legte.
    »Da drüben.«
    Sie entdeckte ein zweites Lager aus Ästen, direkt neben seinem. Keine Chance! Sogar Erschöpfung hatte ihre Grenzen. »Das glaube ich kaum.«
    »Ich oder der Schnee.«
    »Schnee ist sicherer.«
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Das ist zu nah an dir dran«, sagte Lily. »Viel zu nah.«
    »Ich beiße nicht«, sagte er, die Augen auf ihren Mund gerichtet. »Zumindest nicht fest.«
    Lilys Herz tat einen verrückten Hüpfer. Lächerlich. »Ich vermute«, sagte sie so lässig, wie es auf wankenden Beinen möglich war, »dass du deine Verführungskünste an mir ausprobieren willst, weil sich im Umkreis von ein paar hundert Meilen kein anderer weiblicher Humanoid findet. Ich habe Neuigkeiten für dich, Romeo: Du verschwendest deine Energie. Ich bin geimpft. Ich bin gegen dich immun, erinnerst du dich?«
    »Jetzt auch?«, fragte er mit seidiger Stimme. Er erhob sich, ging zum Feuer und schenkte einen Becher dampfenden duftenden Kaffee ein. Dann kam er zu ihr. Seine

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