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Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition)

Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Auf Dünnem Eis (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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alle in einem Punkt zusammentrafen. Matts Bemerkung hatte etwas Wahres an sich. War ihr Leben wirklich so leer?
    Sie überlegte sich, wie sie sich einem Fremden gegenüber beschrieben hätte.
    Als Tierärztin? Nein, das ist mein Beruf, das bin ich nicht als Person.
    Als Witwe? Nein, noch schlimmer. Das hätte bedeutet, dass Sean noch im Tode bestimmte, wer sie war.
    Lily sah sich auf dem Platz um und fürchtete kurz, Menschen zu entdecken, die mit Fingern auf sie zeigten und sie anstarrten. Da stand sie nun, mitten in Alaska, und hatte den vermutlich wichtigsten Anflug von Selbsterkenntnis, den sie je gehabt hatte. Es war wie in einem schlechten Fellini-Film.
    »Stimmt irgendwas nicht?«, fragte Matt.
    Ja! Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin nur müde«, antwortete sie lächelnd. »Und ich kann sehr wohl unfreundlich werden. Du kannst jeden fragen, der sich jetzt zwischen mich und ein warmes Essen stellt.«
    »Das Essen auf der Strecke hält nicht lange vor, was?«
    Sie fing eine Sekunde lang Dereks Blick auf. »Du hast ja keine Ahnung, wie hungrig man auf der Strecke werden kann.«

10
    » D a vorne ist ein Feuer«, sprach Derek in ihr Ohr. »Zeit, dass wir uns und den Hunden ein paar Stunden Ruhe gönnen. Wir halten an.«
    Lily protestierte nicht gegen die selbstherrliche Entscheidung. Sie war erschöpft und völlig ausgehungert. »In Ordnung.«
    Sie näherten sich dem Camp und begrüßten winkend die Musher. Drei Teams hatten sich im Schutz der Bäume neben dem prasselnden Feuer versammelt. Die Musher sprangen auf, und die Hunde bellten laut zur Begrüßung.
    Bob Thompson kannten sie schon; den beiden anderen Mushern, Stan und Dave, stellten sie sich kurz vor; dann taten sie, was getan werden musste, bevor sie etwas essen und sich schlafen legen konnten.
    Der Schnee fiel mittlerweile etwas dichter. Lily kümmerte sich erst um ihre eigenen Hunde, dann befreite sie Dereks Hunde aus dem Geschirr und breitete die Schlafmatten aus. Sie sah, dass Derek ein kleines Zelt aufbaute, was auch sinnvoll war. Sie waren sechs Stunden vom nächsten Kontrollpunkt entfernt, und der angekündigte Schneesturm würde sein Versprechen vermutlich wahr machen und sie heute Abend ordentlich eindecken. Auch wenn sie nur ein paar Stunden rasteten, der Unterschlupf war verlockend.
    »Es bringt nichts, ein zweites aufzustellen«, sagte Derek und kam zu ihr. »Wie ich dich kenne, willst du hier weg, sobald du die Augen aufschlägst. Eins reicht. Das spart uns Zeit.« Er machte eine Pause, als warte er darauf, dass sie widersprach.
    Tat sie nicht. »Okay.«
    Sie war zu müde, um wegen einer Sache zu streiten, die absolut richtig war. Sie würde in ihren Schlafsack krabbeln und ganz schnell noch vor ihm einschlafen. Und aufwachen und aufbrechen, bevor er erwachte. Sie würde sich und den Hunden vier Stunden geben. Ein paar Stunden in der relativen Behaglichkeit seines Zelts zu verbringen, kam ihr gerade recht. Es war nicht groß, und sie wusste, dass es eng werden würde. Aber sie war eine Erwachsene, kein Teenager. Derek war zu klug, um sich nur deshalb auf sie zu stürzen, weil sie zusammen in einem engen Zelt steckten. Und wenn er die Hände von ihr lassen konnte, schaffte sie das bei ihm genauso.
    Als sie die Hunde versorgte, hatte Derek schon Kaffee gekocht, das Essen erhitzt und einen Schlafsack neben das warme Feuer gebreitet. Schließlich setzten sie sich und machten sich über Annies wundervolles selbst gemachtes Essen her. Mittlerweile waren noch ein paar andere Musher eingetroffen, es herrschte Partystimmung, und man schrie einander über das Gelärme der mehr als hundert aufgeregt jaulenden und bellenden Hunde Grüße zu. Sobald sie ihr Futter bekommen hatten, würden die Hunde die Nase unter den Schweif stecken und für die Welt um sie herum taub sein, aber im Augenblick war es ein Tollhaus aus Lärm.
    Der Lagerplatz wuselte vor Aktivität, weil alle erst ihre Hunde versorgten, bevor sie ans Feuer kamen. Fünf kleine Zelte drängten sich auf der windabgewandten Seite im Schutz der riesigen Pinien. Hol dir in einer kalten Nacht ein paar Musher ans Lagerfeuer, und los geht die Party, auch wenn sie üblicherweise nur eine Stunde dauerte. Alle waren gleichermaßen erschöpft und brauchten ihren Schlaf. Aber es machte Spaß, über die Bedingungen an der Strecke und die gemeinsamen Erfahrungen zu plaudern.
    Lily ertappte sich dabei, wie sie mit dem Rücken an Dereks breiter Brust lehnte und in die

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