Auf keinen Fall Liebe
auf den Po. Dann stand sie auf und zwinkerte Lucian zu. »Und morgen üben wir Zöpfe flechten.«
Er stöhnte gequält auf. »Alles, nur das nicht. Wäre ich bloß bei der Chirurgie geblieben, das war einfacher.«
»Sie sind Chirurg?«, fragte Faith erstaunt, während sie gemeinsam nach unten in die Küche gingen.
»Ich war Chirurg«, korrigierte er sie, »aber das ist schon lange her.«
Es klang ziemlich reserviert, also beschloss sie, ihn nicht weiter danach zu fragen.
Das Frühstück verlief recht entspannt, jedoch bereits kurz darauf bahnte sich das nächste Drama an, und dieses Mal brachte Faith unbeabsichtigt den Stein ins Rollen.
»Kann ich zu den Tieren gehen und spielen?«, fragte Emily nach dem Essen.
Lucian nickte. »Ja, klar.«
»Du solltest dir etwas anderes anziehen«, schlug Faith vor, »Du willst dir doch nicht dein Kleid schmutzig machen.«
»Sie hat nichts anderes außer Kleidern«, erklärte Lucian leicht verlegen.
»Ein paar Jeans wären gut, Shorts, T-Shirts – praktische Sachen eben.«
»Ich weiß«, bestätigte er, »ich kam bloß noch nicht dazu. Außerdem bin ich nicht gerade ein Experte, was Kinderkleidung anbelangt.«
»Wenn Sie möchten, komme ich mit«, bot Faith zögernd an. »Wir könnten nach Penzance fahren, dort werden wir bestimmt etwas Passendes finden.«
»In Ordnung.«
Faith wandte sich Emily. »Was hältst du davon? Wollen wir einkaufen gehen?«
»Au ja«, sagte die Kleine begeistert und fügte dann nach einem schiefen Blick auf ihren Vater hinzu: »Aber ohne ihn.«
Lucian presste die Lippen zusammen, er sah äußerst verletzt aus, und der betroffene Ausdruck in seinen Augen schnitt Faith ins Herz.
»Emily«, mahnte sie ernst, »das ist nicht nett von dir. Dein Dad tut alles, damit es dir gut geht, du solltest nicht so garstig zu ihm sein.«
»Er wird doch auch nur wieder weggehen, genau wie alle anderen«, brachte Emily anklagend hervor.
Sprachlos starrte Faith das Kind an, bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Lucian voller Schmerz die Fäuste ballte. Spontan streckte sie die Hand aus, strich ihm beruhigend über den Arm, zog dann Emily liebevoll an sich.
»Du musst keine Angst haben, er wird nicht weggehen«, versprach sie leise. »Er hat dich sehr lieb, und er hat es verdient, dass du ihm eine Chance gibst.«
Emily schaute sie einen Augenblick zweifelnd an, nickte schließlich zaghaft. »Okay.«
Sekunden später war sie auf Lucians Schoß gekrabbelt, schlang ihm die Arme um den Hals und schmiegte ihre Wange an seine. »Es tut mir leid.«
»Schon gut«, murmelte er mit belegter Stimme, während er sie fest an sich drückte, »schon gut.«
Mit einem dicken Kloß im Hals verließ Faith die Küche, wollte den beiden einen Moment Zeit für sich alleine geben.
Sie ging hinüber ins Arbeitszimmer, trat ans Fenster und schaute nachdenklich hinaus.
Es hatte sie ungemein berührt zu sehen, wie dieser starke, selbstbewusste Mann angesichts des Verhaltens seiner Tochter zu einem hilflosen, verletzlichen Wesen wurde. Emilys Kummer war ihr ebenfalls sehr zu Herzen gegangen, was auch immer die Kleine erlebt haben mochte, hatte tiefe Wunden hinterlassen.
Bedrückt wünschte sie sich, sie könnte etwas für die beiden tun, doch sie wusste, dass es besser war, sich nicht ungebeten in Lucians Angelegenheiten einzumischen. Es war schon schlimm genug, dass sie in ihrer Ahnungslosigkeit diese Szene eben ausgelöst hatte. Er würde es sicher nicht begrüßen, wenn sie ihm nun zusätzlich noch unaufgefordert ihre Hilfe aufdrängte.
Außerdem war es in ihrem eigenen Interesse, nicht zu viele Gefühle in diese Sache zu investieren, schließlich würde sie bald nicht mehr hier sein.
»Faith, komm, wir fahren jetzt los«, riss Emilys Stimme sie aus ihren Gedanken.
Sie drehte sich um, sah die Kleine an der Hand ihres Vaters in der Tür stehen.
»Vielleicht solltet ihr alleine gehen«, sagte sie zögernd nach einem kurzen Blick auf Lucian.
»Das kommt nicht infrage, wir brauchen dringend Ihre Unterstützung«, scherzte er, »Emily und ich können unter keinen Umständen auf Sie verzichten.«
»Na, wenn das so ist, habe ich wohl keine andere Wahl«, lächelte sie.
»Nein, haben Sie nicht«, betonte er, »Das haben Sie sich selbst eingebrockt.«
Seine grauen Augen schauten sie seltsam eindringlich an, und irgendwie hatte sie plötzlich den Eindruck, dass er nicht nur von dem Einkauf sprach.
Mit einem kaum hörbaren Seufzen folgte sie den beiden nach draußen und stellte
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