Auf keinen Fall Liebe
dass ihr der Gedanke, eine von ihnen könnte den ganzen Tag um Lucian herumscharwenzeln, überhaupt nicht gefiel.
Als sie am Nachmittag beobachtete, wie er sich vor der Tür lächelnd von einer kurvenreichen Brünetten verabschiedete, die ihn bewundernd anhimmelte, war ihre Laune auf dem Nullpunkt.
»Und? Wie ist es so gelaufen?«, fragte sie wie beiläufig, als er anschließend ins Arbeitszimmer kam, und bemühte sich, nicht allzu interessiert zu klingen.
Lucian legte die Bewerbungsunterlagen auf seinen Schreibtisch und zuckte mit den Achseln.
»Keine Ahnung, ich bin ja noch nicht mit allen Bewerberinnen durch. Morgen kommen auch nochmal fünf, und danach werde ich weitersehen.«
»War bisher keine Kandidatin dabei, die Ihnen auf Anhieb gefallen hat?«, bohrte Faith weiter.
Er warf ihr einen schiefen Blick zu, und sie vergrub ihre Nase schnell in einem Aktenordner.
»Wie gesagt, ich möchte erst die restlichen Gespräche abwarten«, erklärte er ausweichend. »Könnten wir die Plätze tauschen?«, wechselte er dann das Thema, »Ich würde gerne noch ein paar Akten einscannen.«
Faith stand auf. »Ich wollte sowieso das Abendessen machen, Emily wird bestimmt auch bald von ihrem Ausflug mit meinen Tanten zurück sein.«
Sie ging hinüber in die Küche, und während sie den Tisch deckte, sah sie die ganze Zeit die vollbusige Brünette vor sich. Sie trug einen enganliegenden Schwesternkittel, der nur zur Hälfte zugeknöpft war, und beugte sich aufreizend über Lucians Schreibtisch.
»Himmel nochmal, soll er doch einstellen, wen er will, es kann dir schließlich egal sein«, schalt sie sich ärgerlich, aber eine kleine, boshafte Stimme in ihrem Innerem flüsterte ihr zu, dass es keineswegs egal war.
Wenig später erschien Emily, gefolgt von Molly und Polly, die Faith liebevoll begrüßten.
Als Lucian in die Küche kam, erkundigten sie sich bei ihm, wie er mit den Akten vorankam und wie die Bewerbungsgespräche verlaufen waren.
»Oh, es läuft ganz gut, wenn alles klappt, kann ich vielleicht übernächste Woche die Praxis eröffnen«, berichtete er. »Morgen stellen sich noch einmal ein paar Damen vor, und dann werde ich mich entscheiden.«
»Das ist bestimmt keine leichte Aufgabe«, sagte Polly verständnisvoll.
»Allerdings, ich habe da gewisse Ansprüche, was die Qualifikationen anbelangt.«
»Und ich kann mir genau vorstellen, wie die aussehen«, dachte Faith ironisch.
»War denn heute schon eine passende Bewerberin dabei?«, fragte Molly interessiert.
Lucian nickte. »Ja, eine der Damen war äußerst vielversprechend.«
»Das kann ich mir denken«, murmelte Faith verdrießlich vor sich hin, während sie im Kühlschrank herumkramte.
»Hm?« Fragend drehte Lucian sich zu ihr herum.
»Ach nichts«, sagte sie hastig.
»Na wie auch immer«, fuhr er dann mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln fort, »Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich meine Wunschkandidatin bekommen werde.«
Polly und Molly blieben zum Abendessen, und Faith war ganz froh darüber, sie war nicht in der Stimmung, höflichen Small Talk mit Lucian zu betreiben.
Als sie später in ihrem Bett lag, tauchte erneut das Bild der Brünetten vor ihrem inneren Auge auf. Obwohl sie sich immer wieder vorhielt, dass es sie nichts anging, konnte sie doch das aufkeimende Gefühl der Eifersucht nicht unterdrücken. Ruhelos drehte sie sich hin und her, und es dauerte lange, bis sie endlich einschlief.
Mit Argusaugen verfolgte Faith am anderen Tag, wer das Haus betrat, und zu ihrer Erleichterung waren es nur noch ältere Frauen.
Am Nachmittag saß Lucian an seinem Schreibtisch und blätterte nachdenklich durch die Bewerbungsmappen.
Faith beobachtete ihn eine Weile und konnte irgendwann ihre Neugier nicht mehr bezähmen.
»Haben Sie sich schon entschieden?«
»Hm, ja, ich habe da so eine gewisse Tendenz«, sagte er vage.
»Und – wer ist es?«, fragte sie ungeduldig.
»Diese Dixie Purnell erscheint mir sehr geeignet.«
Ahnungsvoll starrte Faith ihn an. »Dixie Purnell? Ist das diese Brünette, die gestern als Letzte da war?«
»Brünett? Ja kann sein, darauf habe ich gar nicht so geachtet«, lächelte er.
»Das glaube ich aufs Wort«, schoss es Faith verärgert durch den Kopf.
»Steht Ihre Entscheidung bereits fest?«, wollte sie dann wissen.
Lucian stand auf. »Noch nicht ganz. Ich werde jetzt mit Emily einen Spaziergang machen und in Ruhe darüber nachdenken.«
Er verschwand, und unglücklich blieb Faith an ihrem Schreibtisch
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