Auf keinen Fall Liebe
Härchen, der sich von seinem Bauchnabel nach unten zog und in den Tiefen seiner Hose verschwand. Ein schmerzhaftes, sehnsüchtiges Ziehen breitete sich in ihrem Unterleib aus, während sie sich vorstellte, wie sie sanft mit den Fingern die Spur dieser Haare verfolgte.
»Hallo, aufwachen.«
»Was?«
Sie fuhr zusammen, bemerkte, dass er den Kopf angehoben hatte und sie mit einem breiten Grinsen anschaute.
»Wenn Sie damit fertig sind, die Aussicht zu genießen, könnten Sie mir vielleicht das Kabel da drüben geben«, sagte er amüsiert.
Faith wurde feuerrot und sprang auf.
»Wenn ich eine wirklich gute Aussicht haben will, fahre ich nach Dover und sehe mir die Klippen an«, murmelte sie patzig, während sie sich nach dem Kabel bückte und es ihm reichte.
Er stieß dieses leise Lachen aus, welches ihr jedes Mal einen Schauer über den Rücken rieseln ließ, und der dumpfe Druck in ihrem Bauch verstärkte sich.
Verärgert setzte sie sich wieder an den Tisch. Was musste sie ihn denn auch so anstarren wie ein pubertierender Teenager und sich dabei obendrein noch erwischen lassen?
Glücklicherweise kam in diesem Augenblick Emily von draußen herein und rettete die peinliche Situation durch ihr unbefangenes, kindliches Geplauder.
Wenig später kroch Lucian unter dem Schreibtisch hervor.
»So, das war‘s. Ich installiere jetzt die Software, und danach lasse ich mich überraschen, ob alles läuft.«
Mit Emily auf dem Schoß, die ihm interessiert zusah, spielte er die benötigten Programme auf, und beantwortete währenddessen geduldig ihre Fragen.
Irgendwann war er fertig, und als er probeweise einige Akten einscannte und alles funktionierte, stieß er einen kleinen Jubelruf aus. Er sprang auf, schnappte Faith, die ihm über die Schulter gesehen hatte, hob sie hoch und drehte sich mit ihr ein paar Mal im Kreis herum.
»Auf Wiedersehen Aktenchaos«, rief er dabei übermütig und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
Als er sie wieder absetzte, war sie völlig perplex. Verwirrt starrte sie ihn an, versuchte festzustellen, ob das leichte Schwindelgefühl von den wilden Drehungen oder seiner plötzlichen Nähe kam.
»Ich auch«, verlangte Emily im selben Moment, schob sich zwischen sie und streckte ihm die Arme entgegen.
Lachend hob er sie auf seinen Arm und wirbelte mit ihr durch den Raum, während sie vor Vergnügen quietschte.
Unbemerkt verließ Faith das Zimmer und ging hinüber in die Küche, ließ sich dort auf einen Stuhl sinken und bemühte sich, ihr wild pochendes Herz zu beruhigen.
Je näher sie Lucian Clarke kennenlernte, desto mehr verschiedene Facetten zeigte er, und desto mehr Eigenschaften kamen zutage, die ihn sehr liebenswert machten.
Er war nicht nur der selbstbewusste Verführer, er war auch der liebevolle Vater, der verletzliche Mann, der große Junge, der sich über so etwas Simples wie eine gelungene Softwareinstallation dermaßen freuen konnte.
Mit Sicherheit gab es weitere Wesenszüge an ihm, die sich lohnten, entdeckt zu werden, und etwas in ihr sehnte sich danach, den ganzen Lucian Clarke zu ergründen, zu sehen, was er noch an positiven Eigenschaften zu bieten hatte.
Hastig verbot sie sich diese Gedanken, sie wollte ihn nicht liebenswert finden, und sie durfte ihn nicht liebenswert finden. Sie würde sich über kurz oder lang in ihren Gefühlen für ihn verlieren, und das bedeutete Kummer und Schmerz. Gerade war sie dabei, sich halbwegs vom letzten Tiefschlag zu erholen, war immer noch nicht ganz auf den Beinen, und sie wusste nicht, ob sie ein zweites Mal die Kraft finden würde, wieder vom Boden aufzustehen.
»Ich muss zusehen, dass ich hier wegkomme«, nahm sie sich vor, »so schnell wie möglich, bevor es zu spät ist.«
11
A m nächsten Tag führte Lucian die ersten Vorstellungsgespräche mit den Bewerberinnen für die Stelle als Sprechstundenhilfe.
Während Faith weiter in den Unterlagen herumstöberte, beobachtete sie argwöhnisch die Frauen, die ins Haus kamen. Das Arbeitszimmer lag direkt neben der Eingangstür und hatte ein Fenster zum Vorgarten, sodass sie ungehinderten Ausblick auf die jeweiligen Kandidatinnen hatte.
Akribisch genau musterte sie jede Einzelne von ihnen.
Teilweise waren es Frauen aus St. Albury, die sie von früher kannte, teilweise waren es Fremde, die vermutlich irgendwo aus der näheren Umgebung stammten.
Manche waren schon älter, manche in Faiths Alter oder noch jünger und einige waren ausgesprochen hübsch.
Missmutig stellte sie fest,
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