Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter
Jahren …
freundlich und nett behandelt werden will,
noch etwas anderes tun möchte, als anderen Familienmitgliedern Joghurtbecher und schmutzige T-Shirts hinterherzuräumen
will, dass meine Kinder »Privatsphäre« nicht für eine Kaffeesorte oder für einen galaktischen Planetennebel halten,
von Josefine erwarte, dass sie mit ihrem Geld auskommt
will, dass Frieda mit ihrer großen Liebe glücklich wird, weil sie gelernt hat, über Gefühle und Probleme zu sprechen
Es gehört zurzeit zu meinen wichtigsten Aufgaben, die Familien-Regeln festzulegen, denn andersherum gilt genauso: Wenn es der Mutter gut geht, kann sie am besten dafür sorgen, dass es auch den Kindern gut geht.
Jeder gibt sein Bestes
Heute ist mein Geburtstag, aber von Festtagsstimmung kann keine Rede sein. Mein Optimismus scheint sich zur Feier des Tages freigenommen zu haben. Schon vormittags weigert sich Frieda plötzlich, beim U9-Termin den Mund aufzumachen. Dabei quasselt sie sonst so bedingungslos, dass ich regelmäßig hörsturzgefährdet bin. Anschließend im Supermarkt ist die Kräuter-Bionade für meine Grillparty ausverkauft. Und offensichtlich hält es nicht einmal meine beste Freundin Anne für nötig, mich anzurufen, um mir zu gratulieren.
Als ich nach Hause komme, sitzt Jens seelenruhig da und liest in seiner Computerzeitung. »Du wolltest dich doch um den Kartoffelsalat kümmern«, blaffe ich ihn an. »Ja, ja, ich geb mein Bestes«, verteidigt er sich. Aber genau das ist es, was ich ihm nicht abnehme. Der Mann hat heute immerhin schon Frühsport, Frühstück, seinen Job und zwei Überstun den gemacht. Wer so leistungsstark ist, der wird sich doch auch noch zu einer läppischen Salatmayonnaise aufraffen können, oder nicht?
Grollend lege ich erst einmal die Würstchen in den Kühlschrank und mich selbst in die Badewanne. Nirgends sonst lässt sich so gut nachdenken: »Warum machen wir alle nur etwas Mittelmäßiges, obwohl es doch so leicht scheint, es besser zu machen?«
Warum zickt Frieda schon wieder so rum?
Warum raucht Carsten trotzt seiner Erkältung so viel?
Warum passt Josefine in der Schule nicht besser auf?
Warum bin ich gestern Abend doch wieder erst nach »Spiegel TV« ins Bett gegangen?
Warum kümmern wir uns nicht endlich um eine günstigere Versicherung?
Warum habe ich diese verdammte Quittung nicht aufbewahrt?
Warum lässt Jens immer das Licht im Bad brennen?
Warum tun Menschen so oft das Falsche, obwohl es so einfach scheint, das Richtige zu machen? Eingehüllt in Badeschaum muss ich mir eingestehen: Wir können nicht anders. Wir würden gerne perfekt sein, sind es aber nun mal nicht. Mit böser Absicht hat das wenig zu tun. Ich kann deshalb, ohne zu übertreiben, davon ausgehen:
Jeder gibt (mir) sein Bestes.
Ein paar Menschen haben es erfahrungsgemäß besonders schwer, vor meinem kritischen Auge zu bestehen:
Die Erzieher meiner Kinder. Wie stellen Jens und ich uns die Betreuer unserer Kinder denn vor? Natürlich sollen sie nett und freundlich sein, ganz logisch. Und immer geduldig. Sie sollten gründlich sein, aber nicht penibel. Perfekt sein, aber dennoch menschlich bleiben. Die Lehrerin unserer Tochter gibt sich alle Mühe, unsere Erwartungen zu erfüllen. Letzte Woche hat sie eine Lesenacht im Klassenraum organisiert und eine Fortbildung zur Pisa-Studie besucht. Wenn sie allerdings einmal vergisst, die Hausaufgaben zu kontrollieren, runzeln wir Eltern unzufrieden die Stirn. Was soll sie machen? Sie gibt ihr Bestes.
Mein Mann. Frieda und Josefine sind felsenfest davon überzeugt: »Unser Papa kann einfach alles.« Leider stimmt das nicht. Selbst die liebevollsten Väter und Partner kommen mal zu spät oder können sich abends nicht mehr motivieren, die Wäsche aufzuhängen. Erstaunlich, aber wahr: Unsere Männer geben tatsächlich ihr Bestes.
Meine Kinder. An manchen Tagen machen mich Friedas Launen wahnsinnig. Dann lässt sie sich wie zufällig vom Stuhl fallen, ärgert pausenlos andere Kinder, nörgelt und bockt. Ich denke angesäuert: »Grrrr, das macht die doch extra!« Doch Frieda will mich gar nicht ärgern. Ihr Verhalten sagt vielmehr: »Mama, ich hatte Streit mit meiner Freundin. Jetzt bin ich überfordert und überreizt und weiß nicht, wie ich mich entlasten kann. Ich kann nicht anders. Hilf mir.« Sie und Josefine sind die tollsten Kinder, die ich kenne. Doch nicht einmal von ihnen kann man Wunder erwarten. Sie geben ihr Bestes.
Einen Tag nach meinem Geburtstag klingelt übrigens das Telefon. Es
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