Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter
Frieda selig mit der Nase darin vergraben. Ein Rückfall. Von einem Tag auf den anderen ist der Nasenbär zurück. Mein Nachthemd kommt mit vor den Fernseher, und Frieda schleppt es sogar mit zum Spielplatz. Sie sieht dann in etwa so aus, als sei sie gerade auf dem Weg zum Trockenboden und nicht zum Karussell.
Natürlich ist die Nachtwäsche auch heute mit dabei, als wir zum Geburtstag meiner Mutter fahren. Diesmal ist es mein rotes Big-Shirt. So viel Signalfarbe bleibt beim Festtagskaffee nicht lange unbemerkt. »Was willst du denn noch mit so einem Tüchi?«, hilft Mamas Nachbarin, Frau Tellstedt, mir beim Erziehen. Tante Hanne pflichtet ihr bei: »Du bist doch kein Baby mehr.« Und meine Mutter fragt mich beim Abschied an der Haustür besorgt: »Was ist denn mit dem Kind los? Gibt’s Probleme in deiner Ehe?«
Puh … Eigentlich fände ich es ja auch besser, wenn Frieda die ewige Schnuffelei lassen würde. Noch mehr wäre mir allerdings daran gelegen, dass nicht gleich ein Staatsakt daraus wird, wenn mein Kind sich gelegentlich mit einem Shirt seiner Mutter tröstet.
Frieda ist schließlich kein Einzelfall. Bei jedem Fortschritt gibt es auch mal einen Rückschritt. Da gibt es Babys, die plötzlich doch nicht mehr durchschlafen, Sechsjährige, die sich in Gegenwart ihrer besten Freundin plötzlich an Mamas Hand klammern, und Vierjährige, die ihr heißgeliebtes altes Dreirad wieder aus dem Keller holen wollen.
Bei Tante Hanne haben diese Rückschritte dann gleich etwas von einer Niederlage, so als habe es den zuvor von allen bejubelten Fortschritt des Kindes gar nicht gegeben. Entwicklung ist nun mal keine Einbahnstraße! Menschen wollen sich verändern, hängen aber auch am Alten und Vertrauten.
Nicht einmal der Porsche Boxster kommt ohne Rückwärtsgang aus. Gönnen Sie Ihren Kindern die natürlichen Entwicklungspausen.
Wenn sie sich zutrauen, Neuland zu betreten, müssen sie auch wieder zurückkommen dürfen. Und zwar ohne hochgezogene Augenbraue »Dafür bist du doch schon zu groß …«. Die Welt meiner Kinder ändert sich ständig. Gerade noch war Frieda die Kleine an Papas Hand, und plötzlich fährt sie auf dem 12-Zoll-Rad zum ersten Mal alleine zum Kiosk. Nach so einem großen Schritt auf fremdes Terrain sehnt Frieda sich offensichtlich danach, erst einmal zu vertrauten Gewohnheiten zurückkehren zu dürfen, frei nach dem Motto: »Ups! Was war denn das? Das schaue ich mir erst mal vom sicheren Festland aus an.« In diesem Fall handelt es sich beim Festland nun mal um ein rotes Damen-Nachthemd.
Erwachsenen geht es nicht viel anders. Als Jens seinen neuen Job angetreten hat, kam er am ersten Abend ziemlich geschafft nach Hause. Er hatte seine neuen Kollegen kennengelernt, das neue Computerprogramm unter die Lupe genommen und sich in die Bedienung der Kaffeemaschine einweisen lassen. Das alles hatte ihm prima gefallen (besonders der Milchaufschäumer), aber so viele Neuigkeiten sind nun mal auch anstrengend. Nach Feierabend war er deshalb heilfroh, als er den Anzug und die neuen Schuhe ausziehen und erst einmal wieder in seine eingelatschten Hausschuhe schlüpfen konnte.
Mir hilft es zu wissen, dass es entwicklungspsychologisch ganz normal ist, dass Kinder etwas können, dann nicht mehr können, und erst wenn sie es dann wieder können, dann können sie es richtig. Wenn wir sie zurückkommen lassen, reicht ein kurzes Auftanken am Schnuffeltuch, und schon überwiegt wieder die Neugierde aufs Leben.
Warum wir über Kinder reden müssen, wenn es um die Mütter geht
Ist es nicht klasse, sich selbst mal von Kopf bis Fuß zu verwöhnen? Doch der Egoismus einer Mutter stößt schnell an seine Grenzen. Welche Frau kann schon die Massage genießen, wenn sie weiß, dass ihr Sohn währenddessen von den Nachbarjungs verkloppt wird? Und welche Mama entscheidet sich tatsächlich für den Logenplatz in der Oper, wenn ihre Tochter sie in der feuchtheißen Schwimmhalle bei ihrer Seepferdchen-Prüfung braucht? Wenn es den Kindern gut geht, geht es auch der Mutter gut. Wir können nun mal nicht aus unserer Haut.
Deshalb lesen Sie in diesem Buch für Mütter auch so vieles über Frieda und Josefine. Meine Kinder sind nämlich in einem sehr wichtigen Lebensabschnitt. Im Gegensatz zu früher lernen die zwei nicht mehr nur Sprechen, Laufen und Durchschlafen, sondern Moralvorstellungen und zwischenmenschliche Spielregeln. Deshalb ist gerade jetzt der beste Zeitpunkt, mich darum zu kümmern, falls ich in fünfzehn
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