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auf Safari

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Titel: auf Safari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: „Warten Sie einen Augenblick.“ Er lächelte beinah mutwillig, als er fortfuhr: „Ich werde sogar noch weitergehen. Bitten Sie sie, Farrell anzurufen, wenn sie nach Lusaka kommt. Er muß im Telefonbuch stehen.
     
    Für ein Wiedersehen vor ihrer Safari wird vermutlich keine Zeit sein, aber hinterher könnten sie sicher zusammenkommen.“
     
    Bishop sah ihn neugierig an. „Ist das nicht ein bißchen ungewöhnlich?“
     
    „Höchst ungewöhnlich“, gab Carstairs zu, „aber schlau eingefädelt.
    Ich möchte wissen, wie es unserem alten Freund Farrell geht. Zum Teufel, Bishop, mir fehlt der Mann“, sagte er ungehalten. „Ich kann Ihnen aus den letzten drei Jahren ein Dutzend Aufträge aufzählen, die er alle besser ausgeführt hätte als irgend jemand sonst. Als Pensionär muß er sich zu Tode langweilen.“
     
    „Nicht ausgeschlossen“, meinte Bishop.
     
    „Natürlich ist es nicht ausgeschlossen. Also sorgen Sie dafür, daß sie zeitig nach Lusaka kommt, und geben Sie ihr den festen Auftrag ihn aufzusuchen, ehe sie losflattert und jedermann auf der Safari fotografiert. Gehen Sie jetzt, und lassen Sie mich Mrs. Pollifax festnageln, ehe sie uns durch die Finger schlüpft.“
     
    In diesem Augenblick stand Mrs. Pollifax mitten in ihrem Wohnzimmer und übte die Karate-Grundposition. Man konnte nie zu gut vorbereitet sein, fand sie, und berichtigte ihre Haltung, so daß ihr Gewicht gleichmäßig auf beide Füße verteilt war. So! Jetzt ballte sie beide Hände zur Faust und versuchte einen schnellen horizontalen Schlag. Mehr wagte sie nicht zu riskieren. Lorvale, ihr Lehrer, schwärmte augenblicklich für den Angriff mit einem haarsträubenden Ki-ay -Schrei, aber wenn sie es mit ihren Nachbarn nicht verderben wollte, unterließ sie das besser.
     
    Das Telefon klingelte. Mrs. Pollifax löste sich widerwillig aus ihrer Stellung und nahm den Hörer ab. Eine gedämpfte Simme sagte: „Bleiben Sie bitte am Apparat“. Und dann kam eine vertraute Stimme: „Hier ist Carstairs, Mrs. Pollifax, könnten Sie am kommenden Wochenende nach Afrika reisen?“
     
    Daß Karate wirklich nützlich war, wurde Mrs. Pollifax in diesem Augenblick klar: Carstairs reichlich überraschendes Ansinnen brachte sie durchaus nicht aus dem Gleichgewicht. „Ja, ich glaube schon“, sagte sie. „Wie geht es Ihnen, Mr. Carstairs?“
     
    „Zuwenig Personal und zuviel Arbeit“, antwortete er kurz. „Sie haben ja gesagt?“
     
    „Es ist mir entschlüpft“, sagte sie, „aber wenn ich jemand finde, der meine Geranien gießt, ja, dann könnte ich dieses Wochenende nach Afrika fahren.“
     
    „Dann fangen Sie gleich mit dem Suchen an“, sagte er mit einer etwas weniger angespannten Stimme. „Aber es darf nicht Stunden dauern, weil Bishop schon unterwegs nach New York ist oder es zumindest in ein paar Minuten sein wird. Er arrangiert alles für Sie.
    Wer ist Ihr Arzt?“
     
    Verblüfft nannte sie den Namen.
     
    „Gut, Bishop besucht Sie. Irgenwann zwischen eins und zwei?“
     
    „Jederzeit.“ Sie legte auf und begann im selben Augenblick zu spüren, wie en nervöser Schauer ihre Wirbelsäule Zentimeter um Zentimeter überlief bis in die Zehenspitzen. Was war denn in sie gefahren, ja zu sagen? Keinesfalls konnte sie nächstes Wochenende nach Afrika fliegen, die Idee war einfach absurd. Afrika lag auf der anderen Seite der Erde, und auf eine solche Reise bereitete man sich sorgfältig vor, teilte sie seinen Freunden mit, las Reiseführer und legte Listen an, damit man nichts vergaß.
     
    So reiste ihre Nachbarin, Miss Hartshorne, und im Augenblich fand Mrs.
    Pollifax diese aufwendige Art vernünftig.
     
    Dann aber fiel ihr ein, daß sie bei anderen Gelegenheiten genau dasselbe empfunden hatte: wenn nämlich ihre stille Welt mit Carstairs rauher und gefahrvoller zusammengestoßen war, und nachdem sie sich das eingestanden hatte, erinnerte sie sich an frühere Abenteuer. Wunderbarerweise war sie immer noch am Leben, frisch und munter, und ihr Leben war um Dimensionen erweitert worden, die sie in seltenen Augenblicken zum Kichern brachten, wie damals zum Beispiel, als im Gartenklub ein preisgekrönter Colin Ramsey-Film über die Türkei gezeigt wurde, und sie zwei Frauen in Schleier und Pluderhose, die aus einem Brunnen Wasser heraufzogen, wiedererkannt hatte.
     
    Diesmal also Afrika.
     
    Sie sprach es laut vor sich hin – „Afrika“-, und beim Klang dieses Wortes begann ihr Herz schneller

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