Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
Gesicht war blass. Hastig wendete ich mich wieder dem eigentlichen Grund ihres Hierseins zu. Rasch wurden wir uns handelseinig und brachen zur Feier des Tages zu einem Bummel durch Palmas Altstadt auf. Im historischen Altstadtkern erwartete uns bereits der Inhaber eines der besten Restaurants, in dem Flavio telefonisch einen Tisch für uns gebucht hatte. Das Abendessen, eher ein Festmahl, persönlich vom Koch serviert, war ein Hochgenuss. Harmonisch ging unser geselliges Beisammensein zu Ende. Begleitet von leiser Musik, die aus den Gassen widerhallte, bummelten wir zurück zum Hotel. Heiter und beschwingt verabschiedeten wir uns nach diesem ereignisreichen Tag mit „Buenas noches!“ und „Hasta pronto!“
Auf dem Heimweg schaute Edmundo seinen Freund Flavio an. „Ich freue mich für Dich, dass Du den heutigen Abend ein klein wenig genießen konntest. Ich hoffe, dass ein paar weitere Abende folgen werden. Du musst zurück ins Leben!“ „Vermutlich hast Du Recht, aber lass mir noch ein bisschen Zeit“ murmelte Flavio und verabschiedete sich hastig. Er musste mit seinen Gefühlen alleine sein.
Flavios Einsamkeit
Nach diesem Abend fand er keine Ruhe mehr. Um drei Uhr in der Früh war er hellwach. Stundenlang hatte er sich hin und her gewälzt. Schließlich beschloss er aufzustehen. Im Haus war es, abgesehen vom Ticken der Uhr und Purzels Schnarchen, absolut ruhig. Mit stocksteifen Gliedern erhob er sich. Vorsichtig, um die anderen nicht zu wecken, schlich er auf bloßen Füßen leise hinaus auf die Veranda. Die aufgehende Sonne färbte den Himmel orangenrot. Kurz darauf stimmten die Vögel ihr Morgenlied an und begrüßten den neuen Tag mit ihrem fröhlichen Gezwitscher. Lange Zeit stand er reglos auf der Veranda, den Rücken an die Wand gelehnt und schloss die Augen. Es waren nunmehr drei Jahre nach dem Tod seiner Frau vergangen. Er verspürte einen Kloß im Hals, und eine innere Leere breitete sich aus. Das ganze Elend, die Einsamkeit und das Verlassensein überfielen ihn mit Macht. Er sah sich Hand in Hand mit seiner Frau über den Rasen gehen, als wäre sie immer noch an seiner Seite. Sie konnte so herzhaft lachen. Er öffnete die Augen und spürte den vertrauten Schmerz in seinem Herzen, den er empfand, nachdem seine Frau für immer von ihm gegangen war. Sein Freund hatte Recht, er war allein und einsam. Er musste schon seinen Kindern zuliebe raus aus der Isolation. Nie hätte er sich vorstellen können, je wieder eine andere Frau lieben zu können, als Franca. Sie war seine erste große Liebe gewesen. Und nun war Olivia, die Käuferin seiner Finca, in sein Leben getreten. Irgendetwas hatte sich bei dieser Begegnung in ihm verändert. Er dachte darüber nach, wie es wäre, wieder eine Partnerin zu haben, die mit ihm und den beiden Kindern das Leben teilen würde.
Zaghaft gestand er sich ein, dass die junge Frau einen nachhaltigen Eindruck auf ihn gemacht hatte. Als Erstes waren ihm ihre Augen aufgefallen, ein herrliches Dunkelblau, mit langen, kastanienbraunen Wimpern. Ihr Lächeln und ihr strahlendes Gesicht hatten ihn aus dem Gleichgewicht gebracht und sein Herz erwärmt. Und nicht nur das: Sie schien weich und sanft zu sein, so wie er sich eine neue Gefährtin für sich und seine Kinder wünschte. Heute würde er sie wiedersehen - und dann? Ein tiefes Stöhnen entrang sich seiner Brust.
Zurück im Hotel
„Kannst Du Dir vorstellen“, flüsterte Tessa ganz begeistert, als sie in ihre Wohnung traten, „dass ich mich mit dem Makler anfreunde?“ „Nicht so schnell“, seufzte ich, „vielleicht ist der Kerl verheiratet und hat sechs Kinder. Willst Du das gleiche Fiasko erleben wie ich?“ Verzückt verdrehte Tessa die Augen und raunte: „Hast Du seine feingliedrigen Hände gesehen und seinen sinnlichen Mund? Als er mir die Hand gab, durchströmte mich ein prickelndes Gefühl, wie seit Langem nicht mehr. Seine Berührung war so warm, dass ich mich am liebsten sofort in seine Arme geworfen hätte. Nein, dieser Beau!“, stöhnte sie. „Ich kann diese Nacht nicht schlafen, das weiß ich jetzt schon!“ Dann zuckelte sie ab in ihr Schlafzimmer und knuddelte das Kissen unter ihrem Kopf zurecht.
Tessas Traum
Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bett hin und her. Erotische Träume quälten sie und ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Mitten in der Nacht fuhr sie schweißgebadet hoch. Verstört blickte sie sich um. Nein, da war niemand. Aber es war doch alles so real gewesen. Ein Kribbeln rieselte ihrer
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