Tim (German Edition)
Kapitel 1: Charlie
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Seit meinem zehnten Lebensjahr verbrachte ich jeden Sommer zwei oder drei Wochen in einem Sommercamp im Norden von Michigan, nicht weit vom Lake Superior entfernt. Den Rest des Sommers verbrachte meine Familie — meine Eltern, meine Halbbrüder und ich — in unserer Ferienhütte an einem kleinen See. Vom Camp zur Hütte musste man gerade einmal eine Stunde fahren. Ich habe viele schöne Erinnerungen an meine Kindheit, aber die Zeit, die ich im Camp White Elk verbracht habe, gehört zu den schönsten. In meinem letzten Jahr, das ich dort als Camper verbringen durfte, absolvierte ich ein Ausbildungsprogramm, das mir erlaubte, in den Sommerferien als Betreuer im Camp zu arbeiten.
Diese Geschichte beginnt Ende August 2001, meinem dritten Jahr als Betreuer im Camp White Elk . Ich war 20 Jahre alt und hatte gerade mein zweites Jahr am College in Rockford hinter mich gebracht, wobei ich mein Freshman -Jahr 2 mal absolviert hatte. In New York lief es nicht gut und ich brach mein Studium mittendrin ab.
Hätte mir jemand gesagt, wie sehr sich mein Leben durch die letzte Gruppe in diesem Sommer verändern würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt.
Für die letzten beiden Wochen des Sommers hatte das Camp mit einer entspannten Atmosphäre und gelockerten Regeln geworben, da in dieser Zeit keine jüngeren Kinder im Camp sein würden. Alle Camper waren Teenager. Samstag war Anreisetag und ich würde für 7 Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren verantwortlich sein.
Jim war 14, Ringer im Team seiner Junior High School und sehr sportlich. Er war der erste meiner Schützlinge, den ich kennenlernen durfte. Das lag allerdings daran, dass er schon die vorhergehenden zwei Wochen im Camp verbracht hatte. Er war in den Wochen zuvor aber noch nicht in meiner Gruppe. Wir vertrieben uns mit Smalltalk die Zeit, bis die anderen eintreffen würden. Jim erzählte mir von seinen Erfolgen beim Ringen, seiner Familie und seinen guten schulischen Leistungen.
Ronnie, der ebenfalls 14 Jahre alt war, kam als Zweiter im Camp an. Er war ein bisschen übergewichtig, schüchtern, introvertiert und hatte eine ganze Tasche nur mit Büchern dabei. Das war äußerst ungewöhnlich im Camp White Elk und ich fragte mich, wie er sich in den kommenden 2 Wochen in die Gruppe integrieren würde.
Andy war mit 13 der jüngste in meiner Gruppe und das genaue Gegenteil von Ronnie. Er war sportlich, abenteuerlustig und plapperte wie ein Wasserfall, wenn man ihn ließ. Er verstand sich sofort mit Jim, hatte es aber nicht einfach, Ronnie in ihre Unterhaltungen einzubinden.
Hal war ein richtiger Bilderbuch-Nerd, der geborene Außenseiter. Er war 14 Jahre alt, hatte das Gesicht voller Pickel, lange Haare die überhaupt nicht zu ihm passten, war unbeschreiblich tollpatschig und offensichtlich ein Einzelgänger. Er hielt den Kopf immer gesenkt und die Schultern hingen an ihm herunter. Zu diesen Eigenschaften gesellte sich noch sein Outfit hinzu, das vielleicht bei Erwachsenen jenseits der vierzig angebracht war, an einem Teenager aber albern aussah: lange Arbeitshosen, Wanderschuhe und Poloshirt.
Tom war bereits 15 und ein geborener Anführer-Typ. Er war zwar klein, dafür aber ziemlich muskulös, selbstbewusst und hatte einen unwiderstehlichen Charme, der die anderen der Gruppe sofort in seinen Bann zu ziehen schien.
Franklin, nicht Frank wie seine Eltern bei der Anmeldung ausdrücklich betonten, war 15, freundlich, einfühlsam, witzig und über 1,90 Meter groß. Damit überragte er nicht nur die anderen Camper in seiner Gruppe, sondern auch alle Betreuer. Nach der Anmerkung zu seinem Namen wusste niemand, was ihn erwartete, aber ich lernte keinen überheblichen Snob kennen, mit dem ich gerechnet hatte.
Tim, der letzte Camper aus meiner Gruppe, kam erst nach dem Mittagessen mit seiner Familie an. Die Fahrt von Minneapolis dauerte länger als geplant und sein Vater hatte von unterwegs angerufen und Bescheid gesagt, dass sie etwas später ankommen würden.
Wir hatten gerade Mittag gegessen und ich war mit meiner Gruppe auf dem Weg zurück zu unserer Hütte, als mich der Leiter des Camps, Stanley, abfing und zum Parkplatz schickte. Tim war 14 und mit gerade einmal 1,55 Meter nicht nur klein für sein Alter, sondern auch der kleinste in meiner Gruppe. Er war schmächtig, aber durchtrainiert. Ich brauchte ihn nur einmal anzusehen und wusste sofort, dass er viel Sport trieb.
Tim begrüßte mich mit einem festen Händedruck und einem breiten
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