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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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Berufsjahren noch gut kennengelernt.
    Im Lexikon konnte man unter dem Stichwort › Pedant ‹ folgenden Eintrag finden:
    Im allg. Bez. für einen Menschen mit übersteigertem Ordnungsstreben, i.w.S. auch mit übertriebener Genauigkeit oder unangemessenem Perfektionismus.
    Cornelius von Taten schien für diese Beschreibung Pate gestanden zu haben. Stets betrat er pünktlich zu Dienstbeginn, niemals auch nur eine Minute zu spät und selten zu früh, sein Büro. Er pflegte seine Jacke in den Schrank links von der Tür zu hängen, ebenso stellte er die Tasche mit den zwei Scheiben Brot und dem Apfel dort ab. Im Vorbeigehen prüfend, ob der Feuchtegehalt der Erde in den Blumentöpfen richtig und die Temperatur der Heizkörper angemessen sei, setzte er sich an seinen Schreibtisch. Mit einem eigens dafür angeschafften Handfeger fegte er einige Male über die Platte, um Staub oder andere Fremdkörper zu beseitigen. Dann griff er zum Telefon, tippte die Nummer der Zentrale ein und meldete sich an. Das musste er nicht, aber nach seiner Meinung war es besser, wenn man wusste, dass er im Dienst war.
    Dieses Ritual spielte sich ausnahmslos jeden Morgen ab.
    Seine Berichte waren makellos, keine Ecke eines Blattes seiner Berichte war je geknickt und jede Kopie richtig abgeheftet. Er konnte auch ungehalten werden, wenn sich jemand auf die Kante seines Schreibtisches setzte.
    Der Wachtmeister, der vorausgegangen war, stellte sich vor von Taten und verkündete, wobei er mit dem Zeigefinger auf Holten wies, laut:
    »Der lief hier im Dunkeln durch den Wald und kann sich nicht ausweisen!«
    Von Taten drehte sich langsam um und antwortete dem Polizisten, als er Holten erkannt hatte, grinsend:
    »Das muss er auch nicht, den kenne ich.«
    Dann streckte er ihm die Hand hin und fügte hinzu:
    »Hallo, Max, ich denke, du bist Ruheständler. Hörst du den Polizeifunk ab? Das ist doch verboten. Was machst du hier?«
    Holten war der einzige der Kollegen, den von Taten duzte. Nach seiner Meinung reduzierte das › Du ‹ den Respekt unter den Kollegen, und Holten war zu dieser großen Ehre erst auf seiner Abschiedsfeier gekommen, als von Taten schon leicht alkoholisiert war.
    Und schon wieder hörte er diese Frage. Er hatte nicht übel Lust, mit von Taten das gleiche Spielchen wie mit den beiden Wachtmeistern zu beginnen, aber zwei Mal, kurz nacheinander, befand er es doch für zu langweilig. Verdient hätte der › Kurze ‹ es. Er war nicht allzu groß und trank auch gern mal den einen oder anderen Korn, sein einziges Laster. Daraus war auch dieser Spitzname entstanden, und eigentlich nahm ihn niemand wirklich ernst. Wie er bei der Kriminalpolizei Hauptkommissar geworden war, sogar bei der Mordkommission als Leiter, wusste sich niemand zu erklären. Sein Auftreten und seine Arbeitsweise waren recht ungewöhnlich, und er pflegte sein Image als Sonderling. Cornelius von Taten war immer gleich gekleidet, nur den Farben erlaubte er zu variieren: derbe Lederschuhe, Kniestrümpfe, Knickerbocker, kariertes Oberhemd, Pullunder, darüber eine der Temperatur angemessene Jacke (wenn es sehr kalt war, natürlich einen Mantel) und eine Baskenmütze. Er war nicht sehr scharfsinnig und hatte wahrscheinlich noch nie selbst einen Fall gelöst, das erledigten seine Mitarbeiter. Er hatte allerdings das große Talent, Arbeit zu verteilen, und war sehr gut darin, klare und eindeutige Berichte zu schreiben und guten Kontakt zu seinen Vorgesetzten zu halten. Auf diese Weise und wohl auch wegen seines Alters hatte er es zum Kommissar und Abteilungsleiter gebracht.
    Gleichzeitig war er aber berechenbar, zuverlässig, nett und auch für manchen Spaß zu haben. Wenn man wusste, wie man ihn behandeln musste, konnte man im Großen und Ganzen gut mit ihm auskommen.
    Auch heute Abend kümmerten sich andere um den Fall und die Spuren am Tatort. Von Taten hatte sich mit Bernd Kasing gerade über die Vor- und Nachteile der Nutzung von Kleintransportern als Privatwagen unterhalten.
    »Ich dachte, hier findet eine Polizeidemo statt, und wollte mich solidarisch zeigen«, beantwortete Holten die Frage und begrüßte zuerst von Taten und dann Kasing, dem die Aufregung deutlich ins Gesicht geschrieben stand.
    Einen Schritt zur Seite tretend, entdeckte Holten ungefähr dreißig Meter weiter Arzt und Spurensicherung bei der Arbeit. In der Mitte des erhellten Bereiches entdeckte er etwas, das er nach genauerem Hinsehen als die kläglichen Überreste eines menschlichen Körpers

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