Auf und ab - Mord in Hellwege
Spuren konnte er trotz peinlich genauer Suche nicht entdecken, noch nicht einmal das Profil der Reifen war in dem weichen, trockenen Sand genau auszumachen.
Holten war enttäuscht. Er wandte sich an Tessmann.
»Habt Ihr irgendetwas entdeckt?«
»Nein, gar nichts«, war die kurze Antwort.
»Aber wir kommen morgen noch einmal her, wenn es hell ist.«
Damit drehte er sich um und ging auf die beiden Wachtmeister zu, wohl um ihnen weitere Anweisungen zu geben.
Der Arzt hatte seine Untersuchungen jetzt abgeschlossen. Die Fotos für die Akten waren gemacht. Während er letzte formelle Notizen kritzelte, wurde die verstümmelte Leiche hinter seinem Rücken mit einem Laken abgedeckt. Holten hörte, wie der Krankenwagen abfuhr, und bedauerte innerlich, dass die Sanitäter ein weiteres Mal vergeblich angerückt waren.
Holten war inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass er nichts Wichtiges übersehen hatte.
»Wie lange ist es her?«, wandte er sich wieder Dr. Bergner zu, der gerade seine Unterlagen zusammenräumte.
»Zwei Stunden ungefähr, eher weniger. Als ich hier war«, er unterbrach sich und schaute gähnend auf seine Armbanduhr, »und dann bei dieser Temperatur, naja, auf die Minute kann ich’s dir nicht sagen. Aber du kannst dir ja bestimmt eine Kopie des Obduktionsberichts besorgen, wenn du es unbedingt genau wissen willst.«
Sie schwiegen.
Keinem der Anwesenden war in Gegenwart eines so übel zugerichteten Ermordeten nach Gesprächen zumute.
»Ich hätte nicht erwartet, dass so etwas in unserer Gegend passiert«, bemerkte Holten nach einer Weile kopfschüttelnd. »Aber man glaubt wohl immer, dass man verschont wird.«
»Tja, mittlerweile ist man eben nicht mal mehr hier vor solchen Wahnsinnigen sicher«, antwortete Dr. Bergner.
Es war ein Motorengeräusch zu vernehmen. Die beiden blickten auf und erkannten Scheinwerfer, die sich von der Straße aus näherten.
»Das wird der Bestatter sein. Na, der wird sich freuen«, bemerkte Dr. Bergner trocken.
Holten antwortete ihm nicht, verabschiedete sich von den Ermittlern und ging zurück in Richtung von Taten, der inzwischen gerade lautstark mit Bernd Kasing über dessen Heimweg verhandelte.
»Entweder Sie gehen zu Fuß oder Sie rufen sich ein Taxi, oder... Sie gehen zu Fuß, und Schluss!«
Von Taten war sichtlich aufgeregt.
»Das ist mein letztes Wort! Ihr Transporter, ob Sie ihn in Ihrer Firma nun brauchen oder nicht, bleibt hier und wird dann in die Kriminaltechnik gebracht.«
Kasing warf Holten einen bitterbösen Blick zu, obwohl der nichts daran ändern konnte, drehte sich um und stapfte wutentbrannt, mit gerötetem Gesicht und ohne ein weiteres Wort davon.
Von Taten sah man selten so rigoros, als er sich aber zu Holten umwandte, war er schon wieder der alte.
»Sag mal, sind die hier alle so begriffsstutzig? Als ob der nicht ohne sein Auto leben könnte.«
»Naja, er braucht den Transporter nun einmal für seine Firma. Glaubst du denn ernsthaft, dass er mit der Sache zu tun haben könnte?«
»Aber sicher hat er das«, antwortete von Taten leichthin.
Er war immer schnell bereit, aus einer Möglichkeit einen Verdacht zu machen, und das passende Indiz lieferte er gleich nach:
»Du hast Dr. Bergner doch sicher nach dem Zeitpunkt der Tat gefragt und kannst somit wohl auch abschätzen, wann das hier geschehen ist. Ziemlich genau um die gleiche Zeit ist auch Kasings Notruf eingegangen. Da hab ich ihn mal gefragt, ob ihm ein Wagen begegnet sei, was er komischerweise verneinte. Also, da kannst du sagen, was du willst, wenn er zur Tatzeit hier war und kein anderes Auto gesehen hat, wer soll es dann gewesen sein? Der Ablauf der Ereignisse weist auf ihn hin, irgendwie steckt der da mit drin.«
› Der ganz bestimmt nicht ‹, dachte Holten, da er sich aber auf keine Diskussion mit von Taten einlassen wollte und auch genug gesehen hatte, sagte er dann laut:
»Ich muss los, es ist spät. Man sieht sich, ciao, Cornelius.«
Er war noch keine drei Schritte gegangen, als von Taten ihn zurückhielt.
»Max, warte mal. Ob der«, er wies mit dem Kopf in Richtung des Toten, »hier aus dem Dorf ist?«
Auf diese Weise fragte nur Cornelius von Taten, er war also noch nicht informiert.
»Ja, ... oder nein«, war Holtens Antwort.
Er konnte sich, obwohl ihn das Geschehen traurig und nachdenklich gemacht hatte, ein Schmunzeln kaum verkneifen. Dann wurde er wieder ernst.
»Ja, Cornelius, der kommt hier aus dem Dorf. Wilhelm Lehmberg, er wohnt zwei Häuser weiter
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