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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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verschloß die Ohren vor dem Stöhnen und Schluchzen um sich, während die Sanitäter Lieutenant Webster aus dem Raumanzug schnitten. Er brachte es nicht über sich, all die Verwundeten und Sterbenden anzusehen. Die Luke des Lazaretts stand mittlerweile dauerhaft offen, es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen; aus den überfüllten Kojen quollen verbrannte und zermalmte Leiber. Sie lagen in den Gängen auf dem Deck, und mehr und mehr konnten nicht einmal mehr mit transparenten Notisolationszelten bedeckt werden. Montaya schauderte allein bei dem Gedanken, das Lazarett könnte einen Druckverlust erleiden. Er trat an den Tisch, nachdem Webster aus dem Raumanzug geschält worden war. Einer der Sanitäter fuhr mit einem Sterilisator/Enthaarer über die Brust des Signaloffiziers, eine andere sah von ihrem Monitor auf und begegnete Montayas Blick.
    »Sieht nicht gut aus, Doktor. Wir haben wenigstens zwo Rippen in der linken Lunge. Die Lunge ist vollständig zusammengefallen, und anscheinend haben wir auch Splitterschaden am Herzen.«
    Montaya nickte grimmig und griff nach einem Skalpell.
     
    »Achtung, fertig – hievt !«
    Sally MacBride beugte auf ihren Befehl angestrengt den eigenen Rücken, und die siebzig Tonnen massende Rakete schwebte durch den Gang. Die Traktorschienen an der Decke funktionierten nicht mehr, und der Gang stand unter Vakuum. Die Arbeitsgruppe stöhnte und grunzte vor Anstrengung in ihren Raumanzügen und bewegte mit aller Kraft das zehn Meter lange Geschoß, dann stemmten die Leute sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen, um es in den Schacht umzulenken, der ins Magazin von Werfer Zwo führte. Die Kontragravgeschirre reduzierten zwar das Gewicht der Rakete auf Null, aber gegen Masse und Trägheit konnten sie nichts ausrichten.
    MacBride stemmte die Füße gegen das Deck, warf sich in die Schlepptrosse und schwenkte so die Nase des Geschosses allein durch brutale Kraft herum, während Horace Harkness auf der anderen Seite mit seinem ganzen Gewicht dagegen wuchtete. Das schlanke, tödliche Objekt schwang auf die Bosun zu.
    Ein weiterer heftiger Einschlag erschütterte das Schiff. Er verwandelte den Beiboothangar in ein Trümmerfeld und ließ die Rakete wie ein bösartiges Reittier bocken. Sie riß sich aus dem Griff des Hantierenden los und drang wie ein riesiger, wuterfüllter Stoßzahn auf MacBride ein. Die Bosun hechtete mit einem verzweifelten Sprung zur Seite.
    Beinahe hätte sie es geschafft. Beinahe. Siebzig Tonnen Masse rammten sie, zerschmetterten ihr rechtes Bein und die rechte Beckenhälfte am Schott wie ein Schmiedehammer auf einem Amboß, und sie brüllte ihren Schmerz heraus, als die Rakete ins Rollen geriet und stärker gegen ihre Seite quetschte.
    Dann war Harkness heran. Er stand auf der Rakete und stemmte Rücken und Schultern gegen das Schott. Die Fersen hatte er an einer Wartungsklappe verankert, und das angestrengte Grunzen, das aus ihm hervorbrach, durchdrang selbst MacBrides Schreie noch. An seinen Schläfen traten Adern wie Kabel hervor, als er den Rücken unter Aufbietung aller Kräfte und lautem Krachen streckte und die schwebende Rakete von der Bosun wegdrückte. MacBride brach zusammen und lag als zerbrochenes, stöhnendes Bündel auf dem Deck.
    Das Arbeitskommando eilte zu ihr und beugte sich über sie. Harkness stieß und zog die Leute von ihr weg.
    »Macht ihr euch gefälligst wieder an die verdammten Schleppleinen!« fuhr der Maat sie an. »Wir müssen das Scheißding bewegen!«
    Die Leute taumelten zurück, packten benommen die Trossen und hievten. Harkness beugte sich über die Bosun. In ihrem totenblassen Gesicht standen die Wangenknochen wie Knäufe aus Elfenbein hervor; die Augen hatte sie geöffnet und die Zähne hinter krampfartig zurückgezogenen Lippen zusammengebissen; sie wollte ihre Qualen nicht herausschreien. Harkness betätigte die Medokontrolle an ihrem Raumanzug und überflutete ihren Kreislauf mit Schmerzmitteln. Sie erschauerte vor Erleichterung; von den Lippen, die sie vor Schmerz zerbissen haben mußte, rann Blut das Kinn herab. Harkness tätschelte ihr linkisch die Schulter.
    »Sanitäter zu Werfer Zwo!« schnarrte er ins Com und kniff Tränen der Wut weg, bevor er sich wieder in den Kampf mit der Rakete warf.
     
    Dominica Santos kam gerade innerhalb der vorderen Reaktorabteilung schlitternd zum Halt und riß die Augen auf. Der Schaden, der die Verbindungen der Schadenskontrollzentrale mit Fusionsraum Eins unterbrochen hatte, war kaum zu

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