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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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übersehen. Ein Treffer in die gegenüberliegende Rumpfseite hatte eine gezackte, meterbreite Kluft in die primären Kontrollsysteme geschlagen und das Innenschott der Abteilung wie mit einem Messer mit Sägezahnklinge zerschnitten. Nur ein Mitglied der Energiebande lebte noch, und die Frau war eingeschlossen. Ihre Hände drückten schwächlich gegen den Verbandträger, der sie an das Deck preßte, und ihr behelmter Kopf richtete sich auf Santos.
    »Wie schlimm ist es mit Ihnen, Earnhardt?« fragte Santos und griff dabei bereits nach dem Backup-Computer.
    »Mir ist überhaupt nichts passiert, verdammt noch mal!« fauchte Earnhardt. Sie klang mehr wütend als verängstigt. »Ich komme nur einfach nicht unter diesem Ding hervor!«
    »Nun, bleiben Sie ruhig sitzen, ich werde gleich sehen, was ich tun kann«, antwortete Santos geistesabwesend. Ihre behandschuhten Finger gaben bereits Befehle in den Computer. »Im Moment habe ich andere Sorgen.«
    »Verdammt wahr«, stimmte Earnhardt rauh zu. Santos rang sich ein grimassenhaftes Lächeln ab.
    Welches einen Augenblick später schon wieder verschwand, als scharlachrote Fehlermeldungen vor ihr aufblitzten. Santos’ Miene versteinerte. Was auch immer die Primärsysteme ausgeschaltet hatte, es hatte auch einen Energiestoß durch die Backup-Systeme gejagt. Die Hälfte der Kommandodateien enthielt dummes Zeug oder war komplett gelöscht worden.
    Jemand stellte sich neben sie, und sie wandte den Kopf. Es war Manning. Der Ingenieursoffizier starrte auf das Display und verzog bestürzt den Mund.
    »Mein Gott, Commander! Was machen wir denn nun?« Santos unterdrückte einen Fluch und brummte, dann legte sie einen anderen Schalter um. Nichts geschah, und sie warf einen ängstlichen Blick auf den eigentlichen Reaktor. Sie wußte, daß sie es sich nur einbildete, doch fast glaubte sie, das Flaschenmagnetfeld pulsieren zu sehen.
    »Wir haben das meiste der Stellaratorsoftware verloren – ich weiß nicht, was sie eigentlich noch aufrechterhält«, erklärte sie hastig und riß dabei bereits Verkleidungen beiseite. »Und wir haben alle Wasserstoffeinspeisungsdateien verloren. Der Hundesohn läuft uns davon.«
    Manning nickte schweigend und öffnete weitere Verkleidungen.
    »Wenn das Plasma überlädt, während die Flasche instabil ist …« Santos unterbrach sich und warf sich auf den Bauch, um in die Eingeweide einer Konsole lugen zu können, dann grunzte sie.
    »Wir haben vielleicht noch fünf Minuten, bevor das Ding hochgeht, und ich wage nicht, an den Magnetfeldreglern rumzupfuschen.«
    »Können wir die Wasserstoffeinspeisung nicht abstellen?« fragte Manning knapp.
    »Das ist unsere einzige Chance, aber dazu muß ich das verdammte Ding neu verkabeln. Ich habe meinen Schneider verloren, als wir diesen Treffer bekamen. Besorgen Sie mir einen neuen, und treiben Sie irgendwie vier – nein, fünf! – Alpha-Sieben-Überbrückersätze auf. Schnell!«
    »Jawohl, Ma’am.« Manning sprang auf. Santos wandte den Kopf, ohne aufzustehen. Ihre Augen ruhten einen Augenblick lang auf dem großen, roten Schalter auf dem Schott neben ihr, dann zwang sie sich, den Blick abzuwenden.
    »Brücke, Werfer Zwo hier.« Die Stimme, die aus dem Intercom drang, war rauh vor Erschöpfung. »Wir haben bisher zwo Laserköpfe verschoben. Sie sind die Nummern fünf und sechs in Ihrer Warteschlange. Wir arbeiten nun daran, einen dritten zu verschieben.«
    »Werfer Zwo, Captain hier. Wo ist die Bosun?« fragte Honor schnell.
    »Auf dem Weg zur Krankenstation, Skipper. Hier spricht Harkness. Ich schätze, ich habe nun hier unten das Kommando.«
    »Verstanden. Verschieben Sie diese dritte Rakete, so schnell Sie nur können, P.O.«
    »Wir sind schon dabei, Ma’am.« Noch während Honor sprach, waren Cardones’ Hände über seine Konsole geflitzt und hatten den Ladeplan umgestellt. Fünfzehn Sekunden später schoß ein frischer Lasergefechtskopf aus dem einen verbleibenden Werferrohr.
     
    Die Brücke der Sirius war ein Vorhof der Hölle. Dicker Rauch stieg in Schwaden auf, Schalttafeln platzten, zischten und sprühten zornig grelle Funken. Johan Coglin würgte, als der Rauch der brennenden Isolationen ihm in die Lungen drang.
    Er hörte, wie Jamal ein schmerzerfülltes, bellendes Husten von sich gab, während er versuchte, die taktische Kontrolle wiederherzustellen. Irgend jemand schrie vor Qual.
    »Wir verloren … verloren …« Jamals Worte gingen in einem weiteren krampfartigen Husten unter, dann schloß er

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