Stimmt's?
Man kann mit den Abgasen moderner Autos nicht mehr Selbstmord begehen
Stimmt nicht. Kölner Mediziner berichteten 2002 in der Zeitschrift
Rechtsmedizin
vom Fall eines jungen Mannes, der einen solchen Selbstmordversuch unternommen hatte. Er war gestorben, obwohl der sogenannte C O-Hb -Wert in seinem Blut nur zwei Prozent betrug. Dieser Wert beschreibt, welcher Anteil der Hämoglobin-Moleküle, die Sauerstoff durch die Blutbahn transportieren, von Kohlenmonoxid «befallen» ist. Das Gas verdrängt nämlich in aggressiver Weise den Sauerstoff. Die Folge: Der Patient erstickt, obwohl er noch atmen kann.
Ab einem C O-Hb -Spiegel von 25 Prozent treten die ersten Vergiftungserscheinungen auf, Werte ab 70 Prozent sind tödlich. Vor der Einführung des Drei-Wege-Kats enthielten Autoabgase etwa zehn Prozent CO, sie führten in kurzer Zeit zu einer Vergiftung. Die Katalysatoren entfernen nun den Stoff fast völlig aus den Abgasen; der Anteil beträgt unter 0,1 Prozent, im Leerlauf kann der Wert etwas höher sein. Damit sei auch bei einer Exposition, die länger als zehn Stunden dauere, kein C O-Hb -Spiegel von mehr als 20 Prozent zu erreichen, schreiben die Autoren. Sie folgern: «Daher ist eine letale C O-Intoxikation bei einem betriebswarmen, funktionstüchtigen Katalysator nicht zu erwarten.» Woran ist der Mann also gestorben? Die Autoren haben zwei Erklärungen. Entweder lag es am erhöhten CO 2 -Anteil der Atemluft – Kohlendioxid lässt sich ja aus den Abgasen nicht herausfiltern. Oder er ist erstickt, weil die Luft zu wenig Sauerstoff enthielt.
Nach Veröffentlichung der Kolumne in der
ZEIT
erhielt ich eine interessante E-Mail von Michael Struschka von der Universität Stuttgart, der einen ähnlichen Fall begutachtet hat. Seine Erklärung: Wenn der Sauerstoffgehalt der Garagenluft abnimmt, verändert das die Verbrennung im Motor, und irgendwann kann der Kat nicht mehr richtig arbeiten. «Die Folge ist ein dramatischer C O-Anstieg im Abgas, dawird dann schnell auch eine tödliche Konzentration in der Garagenluft erreicht», schreibt Struschke.
Auf jeden Fall zeigen die Beispiele: Man kann sich mit den Abgasen moderner Autos nicht mehr so zuverlässig umbringen wie früher, auch wenn die Methode immer noch als Klischee in Fernsehkrimis eingesetzt wird. Aber lebensgefährlich ist es trotzdem.
In der katholischen Kirche gibt es auch heute noch den Ablass
Stimmt. Den Ablass assoziiert man immer mit dem tiefsten Mittelalter – eine Art «Kuhhandel mit Gott», der von Luther angeprangert wurde. Auch wenn es heute keine listigen Pfaffen mehr gibt, die dem Volk zuerst die Qualen des Fegefeuers drastisch schildern und dann einen Ablassbrief zur Vermeidung der Pein verkaufen: Am Prinzip des Ablasses hält die katholische Kirche weiter fest. Das hat zuletzt Papst Paul VI. in der Apostolischen Konstitution
Indulgentiarum doctrina
im Jahr 1967 bekräftigt, auch Benedikt XVI. hat dieses Instrument eingesetzt. So konnten Gläubige beim Weltjugendtreffen in Köln 2005 einen vollständigen Sündenablass erlangen.
Ablass darf man nicht verwechseln mit der Vergebung der Sünden, die nach der christlichen Lehre nur Gott gewähren kann. Aber auch der Sünder, dem vergeben wurde und der tätige Reue gezeigt hat, muss nach katholischem Glauben noch für seine Taten im Fegefeuer büßen. Dieser Strafe kann man entgehen – auch heute noch durch Geldspenden an karitative Organisationen, durch soziales Engagement oder Pilgerfahrten. In früheren Jahrhunderten wurde der Ablass oft in Tagen bemessen. Gemeint waren Tage der Buße, aber viele Sünder glaubten tatsächlich, dann entsprechend weniger Tage im Vorhof der Hölle schmoren zu müssen.
Der Ablass ist also nicht «heilsnotwendig», wie Paul VI. sagte, aberer kann das Leben nach dem Tod kolossal erleichtern. Eine gute Gelegenheit dazu ist etwa der österliche Urbi-et-orbi-Segen des Papstes. Die Teilnahme kann zum Totalablass führen und ist auch per Radio oder Fernsehen möglich. Aber natürlich nur, wenn der Sünder seine Taten ehrlich bereut und auch ansonsten ein gottgefälliges Leben lebt.
Adenauer sagte: «Was stört mich mein Geschwätz von gestern!»
Stimmt nicht. Der Altkanzler aus Rhöndorf war bekannt für seine lakonischen, manchmal auch drastischen Formulierungen. Und auch dafür, dass seine Meinung durchaus flexibel war, wenn die politischen Umstände es erforderten. Deshalb passt das Zitat eigentlich ganz gut zu ihm.
Aber viele griffige Zitate
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