Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
Danach gehen wir in eine Bar, trinken Tee, essen eine Kleinigkeit und wärmen uns dort etwas auf. Bobby darf sogar mit nach drinnen und isst auch. Weiter geht es Richtung Azofra über Weinberge mit total kleinen und niedrigen Rebstöcken. Wir versinken fast im Dreck und machen Fotos, damit man uns das auch glaubt.
Ohne Worte!
Das Telefon klingelt, Rainers Bruder ist dran. Sie feiern ein wenig „Vatertag“ und haben mit den Kumpels eine kleine Wanderung gemacht, auch zu Hause regnet es. Wir telefonieren über eine halbe Stunde mit ihm, während des Gehens. Das lenkt uns etwas ab, denn seit einer Weile habe ich stechende Schmerzen unterhalb meiner rechten Wade. Das tut sehr weh. Gegen zwölf haben wir weitere sechseinhalb Kilometer geschafft. Wir kehren wieder in eine kleine Kneipe ein und ich frage nach einer Suppe. Klasse, es gibt eine Art Gemüsesuppe und sie schmeckt toll, dazu gibt es Cola. Ich werde hier noch zum Cola-Junkie, das tut einfach gut und gibt sofort Energie. Kurz überlegen wir, ob wir hier schon nach einer Herberge suchen sollen. Aber sofort verwerfen wir den Gedanken wieder, wir können nicht schon aufhören für heute. Bis Cirueña sind das noch gute neun Kilometer, das machen wir auf jeden Fall noch.
Als wir dann die Bar gestärkt verlassen, geht die Kacke mit den Matschwegen erst richtig los. Direkt nach Azofra wird der Weg fast unbegehbar, nur Schlamm, tiefer Dreck und Regen. Von meinem Schild an der Mütze läuft der Regen wie ein Rinnsaal nach unten. Ich schaue fast nur noch auf den Boden, damit ich nicht dauernd den Regen im Gesicht habe. Bobby ist ebenfalls völlig eingesaut und triefnass. Seine Pfoten versinken bei jedem Schritt komplett im Matsch. Nach einer zwei Kilometer langen Steigung, die mir endlos erscheint, führt der Weg, oben angekommen, an einem Golfplatz und an einer Wochenendsiedlung vorbei. Es wirkt wie eine Geisterstadt, so ausgestorben, man sieht keine Menschenseele. Überall an den Wohnungen hängen Schilder, die auf den Verkauf hinweisen. Kurz überlege ich, wo eigentlich die ganzen Pilger geblieben sind, denn heute haben wir kaum jemanden gesehen. Wahrscheinlich machen heute viele eine Pause wegen des schlechten Wetters. Bis Santo Domingo de la Calzada sind es jetzt noch sieben Kilometer. Wir beschließen, dass es für heute reicht. Wir suchen uns hier in Cirueña eine Herberge oder eine Pension. Wir gehen in eine Bar und fragen nach der Pension, die in unserem Führer beschrieben ist. Das sei gleich gegenüber, wird uns gesagt. Rainer bleibt mit Bobby in der Bar und trinkt einen Kaffee, inzwischen gehe ich rüber und klingle. Es öffnet eine nette Dame, bei der ich vor vier Stunden auf den Anrufbeantworter gesprochen und wegen einem Zimmer angefragt habe. Sie würde uns das Zimmer geben, auch mit Hund, und möchte es mir zeigen. Ich ziehe meine Schuhe aus, sonst müsste sie nacher einen Großputz machen.
Wann hört der Regen endlich auf?
Das Zimmer ist superschön, richtig romantisch eingerichtet, wie so eine kleine Hochzeitssuite. Auch ein dazugehöriges Bad gibt es, dort dürfte der Hund schlafen, meint sie. Ich frage nach dem Preis; sie will fünfzig Euro, viel, aber gerechtfertigt. Ich sage ihr, dass ich mich mit meinem Mann besprechen muss, der in der Bar wartet und würde mich wieder melden. Drüben angekommen, bestelle ich auch erstmal einen Kaffee und wir überlegen, was wir machen sollen. Das Zimmer ist teuer und mit einem Essen wird das auch nicht viel hier. Wir beschließen, ein Taxi zu bestellen und bis nach Santo Domingo de la Calzada zu fahren. Die Wirtin gibt mir die Nummer, ich wähle und am anderen Ende geht auch prompt ein Hombre dran. Er hätte gerade viel zu tun, es sei Feiertag und es wären viele Fiestas hier, ich solle nachher nochmal anrufen. Okay, das mache ich. Von den Fiestas merkt man hier gar nichts, ein total ausgestorbener Ort. Als ich nach ungefähr 20 Minuten nochmals anrufe, geht er schon gar nicht mehr ans Telefon.
Ich probiere es noch drei Mal und gebe auf. „Wahrscheinlich ist der versumpft“, sage ich zu Rainer. Ich frage die Wirtin der Bar, ob sie ein Auto haben und uns in den Ort fahren könnten. „Nein, ich habe gar kein Auto“, erwidert sie, und wir müssen lachen, da es so klingt wie aus der Kaffeewerbung. Ein einziger anderer Gast, der auch hier ist und einen BMW vor der Türe stehen hat, meint, er würde uns dort hinfahren, welch eine Freude!
Wir nehmen sein Angebot an und ich gehe nochmal zu der Dame gegenüber
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