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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Kapitel Eins
    »J eder wird sich früher oder später zu einem Festmahl aus Konsequenzen zu Tische setzen.«
    Robert Louis Stevenson
    Was machst du, wenn dein Vater entdeckt, dass deine tote Mutter noch lebt, in seiner Wohnung steht und keinen Tag älter aussieht als an ihrem Todestag– der über siebzehn Jahre zurückliegt?
    Ich bekam nie die Gelegenheit, diese Entscheidung zu treffen.
    »D u hättest ihn doch nicht gleich zu schlagen brauchen!«, schrie ich, während ich Dads ohnmächtigen Körper auf das Sofa hob.
    »E r war kurz davor, einen Schock zu bekommen«, sagte Evelyn ohne die geringsten Anzeichen von Reue. »U nd du und ich hatten bisher noch keine Gelegenheit zu reden.«
    Diese Frau war unglaublich. »I ch will nicht mit dir reden! Wann geht das endlich in deinen Kopf?«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und schaute auf mich herunter wie… wie… wie eine Mutter. Meine Gedanken gerieten ins Stolpern und mussten sich anstrengen, etwas Nützliches zu produzieren.
    Vielleicht ist noch Zeit, Beth anzurufen. Sie könnte kommen und Dads Erinnerung löschen.
    Doch ich wusste, dass es dafür zu spät war. Und war ich nicht sowieso nach Hause gekommen, um Dad alles zu erzählen?
    Aber nicht so! Und nicht über sie!
    Sie starrte mich immer noch an.
    Ich räusperte mich. »W as? Hast du dir den Kopf gestoßen, als du von deiner Wolke gefallen bist?«
    Evelyn blinzelte und war einen Moment lang sprachlos, dann wandte sie sich von mir ab und legte ein Kissen unter Dads Kopf. Sie strich ihm die Haare aus dem Gesicht.
    Ihre Hand verweilte ein wenig dort.
    Meine ballte sich zur Faust.
    »W ürdest du jetzt bitte einfach gehen? Sonst rufe ich die Cops!«, fauchte ich. Ich war zornig, weil sie sich weiterhin in meinem Zuhause breitmachte und mich– und meine giftigsten Todesblicke– ganz einfach ignorierte.
    Sie tastete nach Dads Puls und betrachtete prüfend sein Gesicht. »E r kommt bald zu sich.«
    Oh, mein Gott. Wie hatte das bloß passieren können?
    Ich hatte mich Phoenix entgegengestellt– und verloren–, dann war ich nach Hause gekommen und hatte nicht gewusst, ob mich mein Vater überhaupt noch als seine Tochter anerkennen würde, nachdem er die Male an meinen Handgelenken gesehen hatte und ich gegen seinen Willen nach Griechenland aufgebrochen war. Dann war ich dabei, wie er eine extreme Panikattacke erlebte, bevor meine von den Toten auferstandene Mutter, Evelyn, ihm in aller Seelenruhe, mit ihrer übernatürlichen Kraft, die Faust ins Gesicht rammte.
    Oh, Mann. Familienzusammenführungen sind echt unsere Stärke.
    »D u hättest ihm den Kiefer brechen können!«, sagte ich, weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, als sie zu beschimpfen. Meine Mutter war eine Fremde für mich. Alles, was ich über sie wusste, war, dass sie mich in dem Moment, als ich geboren wurde, eingetauscht hatte, dass sie mein Schicksal Engeln anvertraut und uns beide, Dad und mich, zu einem Leben verdammt hatte, das aus unbeantworteten Fragen bestand. Nun war sie zurückgekommen, und ich hatte null Ahnung, wie ich mit ihr umgehen sollte.
    »N ur ein blauer Fleck«, tat sie meine Bemerkung ab.
    Ich stürmte in die Küche, machte ein Geschirrtuch nass und schaufelte eine Handvoll Eis hinein, bevor ich wieder zurück an Dads Seite stapfte, um ihm damit die Wange abzutupfen, die sich bereits violett färbte.
    »B evor eine von uns irgendetwas zu James sagt, sollten wir reden«, sagte Evelyn und setzte sich gegenüber von mir an den Couchtisch, der Blick aus ihren stahlblauen Augen huschte zwischen Dad und mir hin und her. Ich konnte mir gut vorstellen, was ihr durch den Kopf ging.
    Wetten, dass du nicht damit gerechnet hast, wieder mit uns konfrontiert zu werden. Konsequenzen sind schon zum Kotzen!
    »D u meinst, du brauchst Zeit, um schnell mal darüber nachzudenken, wie du ihn wieder verlassen kannst.« Jedes Wort schmeckte bitter. Ich musste mich in den Griff kriegen. Ich wollte verdammt sein, wenn diese Frau mich um den Verstand brachte. »H ör mal…« Ich stieß den Atem aus. »D u hattest recht. Es war eine gute Idee, ihn auszuknocken. Mach dir nicht die Mühe mit dem Balkon, es ist ein Albtraum, hinunterzuspringen– geh einfach durch den Haupteingang und versteck dein Gesicht vor den Sicherheitstypen, auf die du unterwegs triffst. Wenn Dad aufwacht, sage ich ihm, dass ein Eindringling hier war und dass er angegriffen wurde. Er wird denken, dass er sich Sachen einbildet und es darauf beruhen lassen.«
    Sie sah mich

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