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Auf vier Pfoten zur Millionenbeute

Titel: Auf vier Pfoten zur Millionenbeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Länder drängten sich am Hauptbahnhof. Unter der riesigen Kuppelhalle brodelte der Lärm. Es war 19.22 Uhr. Für den Intercity, der hier um 19.30 Uhr abfahren sollte, war Gleis 19 reserviert. Der schmucke Schienen-Lindwurm reichte vom Prellbock am Gleisende – denn der Hauptbahnhof ist ein Sackbahnhof – weit hinaus aus der Halle ins Freie. Viele Wagen also. Und der mit der Nummer 34 schien ganz vorn zu sein.
    TKKG – inzwischen waren auch Karl und Klößchen dabei – marschierten den Bahnsteig entlang. Überall herrschte Gewimmel. Das hatte den Vorteil, dass man untertauchen konnte.
    Â»Siehst du ihn?«, wurde Tim von Klößchen gefragt. »Nicht mal einen, der ihm ähnelt.«
    Sie hatten keine Fahrkarten gelöst. Denn noch wusste niemand, wie es weiterging. Um nicht als Schwarzfahrer die Bahn zu schädigen, konnten sie notfalls im Zug nachlösen.
    Â»Dort ist Wagen 34«, sagte Tim.
    Er befand sich zwischen Speisewagen und Lokomotive.
    Sie blieben stehen vor der geöffneten Tür und spähten den Bahnsteig entlang. Nur Gewimmel. Kein Hajo Klemm. Hatte er das Treffen verpennt?
    Â»Mal sehen, wer auf Platz 56 hockt«, sagte Tim – und stieg ein.
    Alle Abteile gehörten zur ersten Klasse. Das konnte teuer werden. Gaby, Karl und Klößchen folgten Tim.
    Er ging voran durch den Gang. Das erste Abteil war leer. Im zweiten saß ein Managertyp mit seinem Aktenkoffer. Auch in den nächsten Abteilen wurden die Sitze nur von Staub und Brotkrümeln belegt. Aber es würde sich noch füllen in letzter Minute, denn die meisten Plätze waren als reserviert ausgewiesen.
    Â»Das nächste Abteil muss es sein«, zischelte Tim. Vorsichtig spähten TKKG durch die Glastür.
    In den Polstern von Nr. 56, einem Fensterplatz, lehnte ein ältlicher Typ. Offenbar schlief er. Jedenfalls hatte er die Augen geschlossen. Ziemlich schlaff war die Haltung. Eine knochige Hand baumelte zwischen den Knien, die andere lag auf dem Nebensitz. Das Gesicht war ungesund blass und mit Schweiß bedeckt. Offenbar vertrug der Oldie die Luft nicht. Das graue Haar wich vor einer eckigen Stirnglatze zurück. Über den dünnlippigen Mund bog sich die Nase wie ein Geierschnabel. Der Mann trug einen teuren Anzug. Die goldene Uhr hatte mindestens 20000 Euro gekostet. Zwischen seinen Beinen stand eine braune Aktentasche.
    Den also wollte Hajo Klemm treffen?
    In diesem Moment stellte Tims Instinkt die Alarmglocke an. Ein Blick über die Schulter zurück! Und richtig! Eben stieg Hajo Klemm ein – hatte aber die Augen zu Boden gerichtet.
    Rasch schob Tim die nächste Abteiltür auf und seine Freunde hinein. Auch hier herrschte Leere. Nur der Mief von Glimmstängeln schwebte noch umher. Ein Raucherabteil.
    Â»Pst! Hajo kommt. Vielleicht können wir die beiden belauschen.«
    Â»Na, prima!«, meinte Karl und zog die Vorhänge auf der Gangseite zu. »So sieht er uns nicht.«
    *
    Hajo Klemm war zufrieden mit sich. 191 falsche Hunderter hatte er eingewechselt während der letzten Tage. Er besaß nur noch neun und brauchte Nachschub. Ein Drittel des echten Geldes – des Wechselgeldes – durfte er behalten. Alles Übrige musste er abliefern bei Bernhard Lodkamp, genannt »Falscher Fuffziger«. Vermutlich bezog sich dieser Spitzname darauf, dass Lodkamp Spezialist war als Falschgeldverteiler. Aber genau wusste Hajo das nicht. Denn zurzeit handelte es sich ja um Hunderter und nicht um Fünfziger. Vielleicht spiegelte der Spitzname charakterliche Mängel.
    Pünktlich jedenfalls war er. Wie angekündigt hockte er auf Platz Nr.56 und ratzte.
    Â»Hallöchen, da bin ich.«
    Haj o trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er hatte eine große Reisetasche mitgebracht, die aber leer war – bis auf das Kuvert mit dem Bargeld.
    Lodkamp rührte sich nicht.
    Â»He, Meister!« Hajo stieß ihn an.
    Der Alte kippte gegen das Fenster und sackte dann noch tiefer in die Polster.
    Hoppla, dachte Hajo. So pennt man doch nicht. Ist der hinüber?
    Er rüttelte Lodkamp, aber ohne Erfolg. Dann fiel ihm auf, wie flach der Mann atmete. Auch der Puls war schwach. Ohne Zweifel befand sich Lodkamp im Zustand tiefer Bewusstlosigkeit. Und Hajo erinnerte sich, dass der Alte wiederholt geklagt hatte über seinen schwachen Kreislauf, das Ohrensausen, den niedrigen Blutdruck und das Nachlassen der Herzkraft.
    Hajo starrte ihn an. Was nun?

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