Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
bildeten zwei glatte, nach oben und unten gewölbte Schalen, zwischen denen ein nur vorn und hinten geschlossener, etwa meterhoher Streifen freiblieb. Durch denselben konnte man beobachten, daß das Luftboot von zwölf Martiern bemannt war.
Jetzt senkte sich das Boot auf das Dach der Insel langsam herab, wo es ohne Verankerung liegenblieb. Die Besatzung stieg aus, und andere Martier traten an ihre Stelle. Nur die beiden Männer, die an den beiden Enden des Bootes sich befunden hatten, nahmen ihre Plätze wieder ein. Sie waren Grunthe und Saltner unbekannt, und diese schlossen daher, daß es die mit dem ›Glo‹ angekommenen Konstrukteure des neuen Luftschiffes seien, die hier die Martier mit der Behandlung des Bootes bekannt machten. Die Galerien der Insel waren von zuschauenden Martiern besetzt, doch konnte man diese von dem tiefen Standpunkt Grunthes und Saltners aus nicht erblicken; auch der untere Teil des Luftschiffes blieb ihnen verborgen, und sie konnten die Bemannung nur in dem Augenblick sehen, in welchem sie das Schiff verließ oder betrat, was durch das Verdeck desselben zu geschehen schien.
Ein neues Manöver begann. Ohne Flügel und Steuer, horizontal liegend, stieg das Boot mit zunehmender Geschwindigkeit senkrecht in die Höhe. Da war kein Luftballon sichtbar, keine Schraube, kein Flügelschlag hob es. In wenigen Minuten war es so hoch gestiegen, daß es dem bloßen Auge nur als ein Pünktchen mit Mühe wahrnehmbar erschien. Plötzlich vergrößerte sich der Punkt schnell. Das Schiff stürzte herab. Aber jetzt entfaltete es seine Flügel und sein Steuer, und wie ein riesiger Raubvogel sauste es in weitem Kreis um die Insel, streifte fast an der Meeresoberfläche hin und erhob sich dann wieder in einer Spirale. Dabei wurden offenbar Signale mit den Martiern der Insel gewechselt, die aber für Grunthe nicht verständlich waren. Man sah nun, daß das Schiff seine Flügel verkürzte oder zurücklegte, das Steuer stellte sich gerade, eine weiße Dampfwolke brach aus dem Hinterteil des Schiffes hervor, der ein kanonenschußartiger Knall und ein gewaltiges Brausen folgte – das Boot schoß schräg aufwärts steigend wie aus einem Geschütz geschleudert in die Ferne und war nach weniger als einer Minute in der Richtung des zehnten Meridians dem Auge entschwunden.
Aus der Bewegung, welche sich jetzt auf der Insel bemerkbar machte, schlossen Grunthe und Saltner, daß das Schiff eine Fernfahrt angetreten habe und fürs nächste nicht wieder zu erwarten sei. Sie verließen daher ihren unbequemen Posten und zogen sich in ihr Zimmer zurück, jedoch entschlossen, die Rückkehr des Schiffes zu erwarten. Zu diesem Zweck wollten sie sich im Wachen ablösen.
Diese Mühe hätten sie sich freilich sparen können, wenn sie gewußt hätten, wie weit das Schiff seine Aufklärungsfahrt ausdehnen sollte. Es wurde erst in der folgenden Nacht von den Martiern zurückerwartet.
Die Versuche der Martier waren vollständig gelungen. Ihre auf dem Mars in Berücksichtigung der terrestrischen Verhältnisse ausgeführten Konstruktionen bewährten sich in überraschender Weise. Sie waren nun im Besitz eines Luftschiffs, welches sie nach Belieben in der Erdatmosphäre lenken konnten und mit welchem sie selbst einem Sturm zu widerstehen vermochten. Was die Menschen so lange vergeblich angestrebt hatten, die Techniker des Mars hatten es in verhältnismäßig kurzer Zeit erreicht.
Allerdings besaßen ja die Martier vor allem ein Mittel, sich in die Luft zu erheben, das den Menschen fehlt, die Anwendung der Diabarie. Der Fortschritt der Luftschifffahrt bei den Menschen war früher immer daran gescheitert, daß man das aerostatische und das dynamische Luftschiff nicht in geeigneter Weise verbinden konnte. Wandte man den Luftballon an, um Lasten in die Höhe zu heben, so mußte der Apparat riesige Dimensionen annehmen, und es war dann unmöglich, ihn gegen die Windrichtung zu bewegen, weil er dem Wind eine zu große Angriffsfläche bot oder nicht genügend widerstandsfähig gegen seinen Druck gemacht werden konnte. Wählte man aber die dynamische Form des Luftschiffs, wobei durch Schrauben oder Flügel die Erhebung bewerkstelligt wurde, so fehlte es an Maschinen, um die erforderliche große Kraft zu entwickeln; denn um dies zu leisten, mußten die Maschinen selbst zu schwer werden.
Diesen Schwierigkeiten waren nun die Martier dadurch enthoben, daß sie diabarische Fahrzeuge zu bauen vermochten, das heißt Fahrzeuge, für welche die
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