Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
auf dem er vergeblich nach der Rückkehr des Luftschiffes ausgeschaut hatte, nach dem Dach der Insel begeben, um Grunthe bei der Arbeit am Ballon zu helfen, als er in das Sprechzimmer gerufen wurde.
Dort erwartete ihn La. Der kühle Ernst, welchen sie gestern gezeigt hatte, die fremde Haltung war verschwunden. Mit einem Lächeln auf den Lippen, in der ganzen hinreißenden Anmut ihres Wesens schwebte sie ihm entgegen und begrüßte ihn mit einer Zärtlichkeit, die ihn wehrlos machte. Sie zog ihn neben sich auf einen Sitz und sagte, seine Hand haltend:
»Sei nur nicht gar so verwundert, Sal, heute ist wieder mein Tag, und was gestern war, geht uns nichts an. Oder hast du schon vergessen –?«
»Wie könnte ich! Aber ich begreife nur nicht –«
»Aber liebster Freund, das ist doch ganz einfach! Haben wir uns lieb?«
»La!«
»Und hab ich dir nicht schon gesagt, Liebe darf nicht unfrei machen? Und hast du nicht auch Se lieb?«
»Ich bitte dich.«
»Ich weiß es, und es ist ein Glück, sonst dürften wir uns so nicht sehen.«
»Was ihr für seltsame Sitten habt!«
»Können wir uns gehören für immer? Kannst du dauernd auf dem Mars leben oder ich auf der Erde? Oder irgendwo zwischen den Planeten? Und was hat das überhaupt mit der Liebe zu tun? Das sind ganz andere Fragen. Wir aber wollen uns der Schönheit freuen und des Glücks, das wir im freien Spiel des Gefühles genießen. Liebtest du mich allein, du wärest bald unfrei, über dich herrschte die Leidenschaft, der das Herzeleid folgt, und ich müßte mich dir entziehen. Wohl gibt es ein Glück zwischen Mann und Frau, das kein Spiel ist, sondern Ernst; doch davor stehen viele Prüfungen, und ob es möglich ist zwischen Nume und Mensch, das weiß noch niemand. Und damit wir nicht vergessen, daß Liebe ein Spiel ist, dürfen wir nicht ganz allein es führen, und doch allein, wann wir wollen. Und nun zerbrich dir nicht den törichten Kopf! Ich habe dir etwas Ernstes zu sagen.«
»Noch etwas Ernsteres? Ich werde Mühe haben, mich in das eine zu finden. Aber es ist wahr, allgemeineres dürfen wir nicht über unserem – Spiel vergessen.«
»Ich glaube, du verstehst mich noch immer nicht – Spiel heißt doch Kunstwerk, ein Trauerspiel ist auch ein Spiel, nur daß man nicht selbst dabei umkommt, sondern der Held, mit dem man fühlt. Und den Wert unseres Gefühls setzen wir nicht herab, nein, wir machen ihn reiner und höher, wenn wir ihn in die Freiheit des Spiels, in das Reich des selbstgeschaffenen schönen Scheines erheben. – Du Tor! Ist dieser Kuß ein Schein? – Nein, Schein ist nur, daß ich damit die Freiheit meines Selbst verliere. Und nun höre! Du kommst mit uns auf den Mars, damit du endlich einmal verständig wirst.«
»Sprichst du so als meine geliebte La? Dann muß ich dir zeigen, daß ich dein gelehriger Schüler bin, indem ich meine Freiheit bewahre. Du weißt, warum ich nicht mit euch kommen kann.«
»Ich weiß es, und du bist brav, und ich hab dich darum nur lieber. Ihr wart gestern Männer. Aber wenn wir nun die Bedingung erfüllen, daß ihr eure Nachrichten überbringen könnt, wenn wir einem von euch die Mittel zur Heimkehr verschaffen, will dann nicht der andere mit uns kommen?«
»Und wer soll der andere sein?«
»Das wird sich ja finden. Doch im Ernst, ich bin beauftragt, bei euch anzufragen, ob ihr darauf eingehen wollt. Sobald sich einer von euch beiden bereiterklärt, nach dem Mars mitzugehen, schaffen wir den andern sofort in seine Heimat.«
»Merkwürdig! Und ich wollte euch heute denselben Vorschlag machen. Es hat sich gezeigt, daß der Ballon nur eine Person wird tragen können, das muß natürlich Grunthe sein. Wollt ihr uns eure Hilfe leihen, den Ballon herzustellen, so daß Grunthe abreisen kann, so bin ich bereit, mit euch nach dem Mars zu gehen.«
»Das ist herrlich, liebster Freund, dafür muß ich dir danken. Und wegen des Ballons mache dir keine Sorge – wir haben einen sichereren Weg nach Deutschland –«
»Das Luftschiff?«
»Ihr habt gelauscht?«
»Gesehen. Und damit wollt Ihr uns – aber dann könnte ich ja auch mit zurück?«
»Nein, das ist Bedingung. Du mußt mit uns kommen –«
»Ach, La, ich sträube mich ja nicht.«
»So komm, wir wollen mit Ra und deinem Freund sprechen.«
»Aber zuvor dürfen wir wohl noch ein wenig hier plaudern?«
Es war sieben Uhr, zwei Stunden nach Feierabend, als das Luftschiff von seiner Fahrt zurückkehrte. Nachdem Ill den erstatteten Bericht mit großer
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