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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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süddeutschen Brauerei. Ein Kellner setzte unaufgefordert zwei Glas Bier vor sie hin, und eine Kellnerin brachte ihnen die Speisekarte.
    Se amüsierte sich. »Diesen Topf soll man austrinken?« sagte sie. »Aber wie macht man denn das, es ist ja kein Saugrohr dabei?«
    La warf einen etwas verzweifelten Blick umher, dann hob sie das Glas und sagte: »Wir müssen eben trinken wie die Menschen.« Und sie nahm einen tüchtigen Zug.
    Se versuchte es gleichfalls, aber sie kam nicht recht damit zu Rande. »Woher kannst du das nur?« fragte sie lachend. »Ich glaube, du hast dich auf deine Erd-Expedition vorbereitet!«
    »Ich habe es wirklich eingeübt«, antwortete La. »ich habe mir nun einmal vorgenommen, unter den Menschen so wenig wie möglich aufzufallen.«
    »Und das sagst du so ernsthaft – man möchte es wirklich glauben. Nun, was steht denn auf dieser wunderbaren Speisekarte, die man mit beiden Händen halten muß?«
    »Ich werde nicht klug daraus. Doch, da –« sie hielt inne, »– ich werde mir – dies da –«
    Ein wehmütiges Lächeln ging flüchtig über ihre Züge, dann wandte sie den Kopf ab und blickte sinnend zum Fenster hinaus.
    Se las die Stelle, die La mit dem Finger bezeichnet hatte, und warf dann einen verwunderten Blick auf die Freundin. Sie suchte in ihrem Gedächtnis, und nun hatte sie es gefunden. Ihre Augen blitzten schelmisch auf, und plötzlich sagte sie, ganz mit Saltners Akzent:
    »Ein Paar Geselchte mit Kraut, die wenn i’ hätt’, ’s wär’ schon recht.«
    La zuckte zusammen. Sie sah Se mit einem flehenden Blick an. Diese ergriff ihre Hand und sagte, ihr Lachen unterdrückend: »Sei nicht böse, liebe La, aber eine Nume, der bei der Erinnerung an ›ein Paar Geselchte‹, die sie noch dazu nie mit ihren Augen gesehen hat, die Tränen in diese schönen Augen treten, das ist doch ein Anblick, um Götter zum Lachen zu bringen. Aber es ist wahr, diesen würdigen Gegenstand müssen wir kennenlernen, aus Dankbarkeit an die lustigen Zeiten. Und heute habe ich schon viel daraus gelernt«, setzte sie im stillen für sich dazu.
    Se bestellte. Und wieder mußte sie leise lachen. Sie sah sich mit La und Saltner auf der Aussichtsbrücke des Raumschiffs stehen, als sich die leuchtenden Flächen des Mars zum erstenmal vor den Ankommenden im Sonnenschein ausbreiteten, und der Kapitän Oß, der zu Saltners Ärger La nicht von der Seite wich, sagte: »Morgen werden wir landen. Es ist ein hübscher Raumschifferglaube, daß der Wunsch in Erfüllung geht, den man bei der Landung ausspricht; es muß aber etwas Praktisches und etwas Kleines sein. Was werden Sie denn sagen?« Er blickte La schmachtend an, die aber nicht antwortete. Da tat Saltner in seinem trockenen Ton den klassischen Ausspruch von den Würstchen. La und Se hatten lange gefragt, was denn dies sei, und er hatte sie immer mit diesem Geheimnis geneckt, bis er es ihnen einmal erklärte, und dann war es eine scherzhafte Redensart geworden.
    »Das sind ein paar patente Frauenzimmer«, sagte ein Herr am Nebentisch zu seinem Nachbar.
    »Es sind Tirolerinnen, ich hab’ vorhin die eine sprechen hören«, sagte der andre. »Sie sind gewiß von der Stürzerschen Sängergesellschaft.«
    Das Essen war gebracht worden. Die Würstchen dampften verlockend auf den Tellern, nur nicht für die Freundinnen. Sie tauschten verzweifelte Blicke miteinander.
    »Es ist keine Waage unter dem Teller«, sagte La, »man weiß nicht, wieviel man eigentlich zu sich nimmt. Willst du dir vielleicht lieber etwas Chemisches geben lassen?«
    »Ich bringe es überhaupt nicht fertig, vor allen diesen Leuten zu essen. Ich schäme mich halbtot.«
    »Es kommt ja kein Nume herein, und niemand kennt uns. Ich will dir etwas sagen – entweder, oder! In dem Schleier können wir überhaupt nicht essen. Wir drehen dem Publikum den Rücken zu und nehmen die Schleier ab. Ich stelle mir jetzt vor, ein Mensch zu sein!«
    Und mit einem kühnen Entschluß löste La den Schleier von ihrem Gesicht und begann zu essen.
    »Es ist wirklich gut«, sagte sie. »Es ist fett und schmeckt wie Al-Keht. Versuch es nur!«
    Se sah ihr gespannt zu. Sie bewunderte die Seelengröße der Freundin, aber sie konnte sich nicht zu dem gleichen Opfer für die Menschheit entschließen.
    »Es ist zu viel«, sagte La.
    »So wollen wir gehen. Die Leute sehen uns zu. Himmel, da draußen geht ein Nume vorüber.«
    Se drehte sich schnell um, indem sie den Schleier zu befestigen suchte. Indessen bezahlte La, und sie

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