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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Friedau nieder.
    Grunthe hatte die Rückkehr erwartet. Saltner holte ihn herbei.
    »Es ist zwar schon spät, aber das hilft heute nichts, und aus den Beobachtungen wird auch nichts. Eine Stunde müssen Sie uns noch schenken. Ich feiere nämlich meine Hochzeit, schauen’s, da müssen Sie schon noch einmal lustig sein. Ich habe die ganze Expedition eingeladen.«
    Als er in den Salon des Schiffes trat, fand er eine Tafel für sechs Personen nach Menschensitte gedeckt.
    »Wir sind eigentlich zwei Brautpaare«, sagte Saltner zu Grunthe. »Von Ihnen verlangen wir nicht, daß Sie das dritte abgeben, aber eine Dame haben wir doch für Sie. Meine Mutter schläft freilich, aber hier – die Se kennen’s ja, wir haben uns wieder versöhnt.«
    »Ausnahmsweise«, sagte Se lachend, »werde ich mich heute herablassen, mit euch fünf Menschen an einem Tisch zu essen, aber nur zu Ehren der drei Entdecker des Nordpols.«
    Unter lebhaftem Gespräch hatte man an der Tafel Platz genommen. Torm wandte sich zu Se und sagte, sein Glas erhebend: »Die Vertreterin der Nume gestatte mir, nach unsrer Sitte ihr zu danken. Denn ihrem Scharfblick verdanke ich das Glück dieser Stunde.«
    »Ich danke Ihnen«, erwiderte Se, »und ich freue mich, daß Sie nun dem Bild wieder ähnlich sehen, nach welchem ich Sie erkannte.«
    »Und jetzt«, rief Saltner, die Gläser neu füllend, »wie damals, als wir zuerst den Pol erblickten, bring ich wieder ein Hoch aus auf unsre gnädige Kommandantin, auf Frau Isma Torm, und diesmal stößt sie selbst mit an, und das ist das beste. Und nun, Grunthe, können Sie wieder sagen: Es lebe die Menschheit!«
    Grunthe erhob sich steif. Sein Unterarm streckte sich im rechten Winkel von seinem Körper aus, und seine möglichst wenig gebogenen Finger balancierten das Weinglas wie ein Lot, mit dem er eine Messung ausführen wollte.
    »Es lebe die Menschheit«, sagte er, »so sprach ich einst. Ich sage es jetzt deutlicher: Es lebe die Freiheit! Denn ohne diese ist sie des Lebens nicht wert. Wenn die Freiheit lebt, so ist es auch kein Widerspruch, wenn ich mich dessen freue, was meine verehrten Freunde von der Polexpedition für ihre Freiheit halten, die Vereinigung mit einem Vernunftwesen, das kein Mann ist. Um aber den abstrakten Begriff der Freiheit durch eine konkrete Persönlichkeit unsrer symbolischen Handlung zugänglich zu machen, sage ich, sie lebe, die uns die Freiheit gebracht hat. Wie sie herabstieg von dem Sitz der Nume und den Wandel seliger Götter tauschte mit dem schwanken Geschick der Menschen, nur weil sie erkannte, daß es keine höhere Würde gibt als die Treue gegen uns selbst, so zeigte sie uns, wie die Menschheit sich erheben kann über ihr Geschick, wenn sie nur sich selbst getreu ist. Denn es gibt nur eine Würde, die Numen und Menschen gemeinsam ist, wie der Sternenhimmel über uns, das ist die Kraft, nachzuleben dem Gesetz der Freiheit in uns. Sie tat es, und so brachte sie die Freiheit diesen meinen Freunden, und allen ein Vorbild, wie Nume und Menschen gleich sein können. Darauf gründet sich unsre Hoffnung der Versöhnung, der wir entgegenstreben. Ihr aber, die in so hohem Sinn uns genaht und die Freunde der Not entrissen, ihr gelte unser Glückwunsch und Hoch. Und so sage ich nun: Es lebe La!«
    Er blieb stehen, wie in Nachsinnen verloren, sein Glas starr vor sich hinhaltend, an das die andern mit Herzlichkeit anstießen.
    Saltner küßte La und flüsterte: »Du kannst dir aber etwas einbilden, das ist das erste Mal, daß er eine Frau leben läßt!«
    »Und das letzte Mal«, murmelte Grunthe, sich niedersetzend.
    Saltner aber sprang auf und trat zu Grunthe und umarmte ihn, ehe er es verhindern konnte.
    Grunthe wand sich verlegen. »Ich glaube«, sagte er, »ich meine ja eigentlich diese La, in der wir sitzen, das schöne Luftschiff –«
    »Oh, oh!« rief Se, »das hilft Ihnen nichts mehr, Sie haben von ›Persönlichkeit‹ gesprochen – jetzt können Sie nichts mehr zurücknehmen.«
    »Nein, ich will es ja auch nicht«, sagte er ernsthaft.
    Da öffnete sich die Tür. Der Schiffer trat ein.
    »Eine Depesche für Herrn Dr. Grunthe ist eben gebracht worden«, sagte er.
    Grunthe stand auf und trat beiseite. Er las.
    Dann kehrte er zum Tisch zurück. Er sah sehr ernst aus.
    »Es ist etwas Wichtiges geschehen«, sagte er auf die fragenden Blicke der andern. »Ell hat sein Amt niedergelegt.«
    »Wie? Was? Lesen Sie!«
    Er reichte Saltner das Blatt. Dieser las:
    »Ich benachrichtige Sie hierdurch,

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