Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
Vom Netzwerk:
daß ich soeben bei Ill um Enthebung vom Kultoramt und um meine Entlassung aus dem Dienst der Marsstaaten eingekommen bin. Unter den obwaltenden Umständen ist mir die Fortführung unmöglich. Ich bitte Sie, meinen Besitz in Friedau als den Ihrigen zu betrachten. Ich selbst gehe nach dem Mars, um gegen die Antibaten zu wirken. Sie werden bald von mir hören. Glück dem Menschenbund! Saltner und Torm meinen Gruß. Ihr Ell.«
    Isma wußte nicht, wohin sie blicken sollte. Sie fühlte, wie Blässe und Röte auf ihrem Antlitz wechselten. In der allgemeinen Erregung achtete man nicht auf sie.
    »Also darum«, sagte Torm, »darum sagte er, in einer Stunde werde ich verstehen, warum der Kultor meinen Bericht nicht gehört habe –. Lassen Sie uns des edlen Freundes gedenken!«
    »Auf Ell!« sagte Saltner. »Aber Sie müssen mir noch erklären –«
    »Es muß ein politisches Ereignis eingetreten sein – vielleicht ist der Antrag über die Steuern angenommen«, bemerkte Torm. »Also auf Ell!«
    Sie erhoben die Gläser. Ismas Hand zitterte. Als sie anstieß, entglitt das Glas ihren Fingern und zerbrach.
    La allein hatte gesehen, was in Isma vorging. Kaum klangen die Scherben auf dem Tisch, als sie auch ihr Glas fallen ließ und mit einem leichten Stoß Saltner das seine aus der Hand schlug.
    »Das ist recht!« rief sie.
    »Fort alle mit den Gläsern und Flaschen! Auch der Nu will sein Recht haben. Ehe wir Abschied nehmen, meine lieben Freunde, noch einen Zug vom Nektar des Nu aus den Kellern der La!
    Und dann hinauf in den Äther!«

59. Kapitel – Die Befreiung der Erde
    Z um zweiten Mal war es Herbst geworden, seit La und Saltner die Freunde in Friedau verlassen hatten, um zunächst außerhalb des Machtbereichs der Martier die Entwicklung der Dinge abzuwarten. Das ganze Gebiet der Vereinigten Staaten von Nordamerika stand ihnen zur Verfügung. Ihr Haus und ihr Glück führten sie mit sich. Ob in den blühenden Gärten des ewigen Frühlings an den Buchten der kalifornischen Küste, ob auf den Schneegipfeln der Sierra Nevada oder unter den Wundern des Yellowstone-Parks, für La und Saltner galt das gleich, das glänzende Luftschiff war ihre Heimat; ob es in den Lüften schwebte oder unter Palmen ruhte, treu barg es die Wonne der Vereinten und machte sie unabhängig von der Welt.
    Nur über dieses Freigebiet hinaus durften sie sich nicht wagen. La mußte sich den Wunsch versagen, die Ihrigen auf dem Mars oder auch nur ihren Vater am Pol der Erde zu besuchen, und konnte ihn selbst bloß zu kurzem Besuch einigemal bei sich sehen. Se war alsbald nach dem Mars zurückgekehrt. Palaoro, der sich zum geschickten Luftschiffer ausgebildet hatte, war bei Saltner zurückgeblieben. Auch die beiden Martier, die in Las Diensten standen, blieben ihr treu, selbst als sich das Verhältnis von Martiern und Menschen schärfer zuspitzte.
    Die Partei der Antibaten auf dem Mars hatte immer deutlicher ihre Ziele enthüllt. Den Menschen sollte die Würde der freien Selbstbestimmung abgesprochen, die Menschheit in eine Art Knechtschaft zum Dienst der Nume gestellt werden. Die Erde wollte man lediglich als ein Objekt der wirtschaftlichen Ausnutzung zugunsten des Mars behandeln und das Kulturinteresse der Menschheit nur insofern berücksichtigen, als es zum Mittel für die größere Leistungsfähigkeit dieser tributären Geschöpfe dienen konnte. Und diese Auffassung des Verhältnisses zur Erde war jetzt auf dem Mars zum Sieg gelangt. Sowohl im Parlament als im Zentralrat besaßen die Antibaten die Majorität. Die Abdankung von Ell, die unglücklicherweise kurz vor die Neuwahlen fiel, durch welche alle Marsjahre ein Drittel der Volksvertreter neu ernannt wurde, hatte zum Sieg der Antibaten bedeutsam mitgewirkt. Sie war als der sichtbare Beweis aufgefaßt worden, daß die bisherige Methode in der Regierung der Menschen nicht die richtige sei. Man verlangte ein rücksichtsloses Verfahren, höhere Revenuen, baldige Unterwerfung Rußlands und der Vereinigten Staaten. Mit dem Sieg der Antibatenpartei begann diese neue Politik. Maßregel folgte auf Maßregel, um die Erde dem Dienst des Mars zu unterwerfen.
    Oß und einige andere höhere Beamte der Martier auf der Erde waren allerdings aus ihren Stellungen abberufen worden, da sie zweifellos von jener nervösen Störung befallen waren, die man vulgär als Erdkoller bezeichnete. Aber ihre Ersatzmänner verfolgten die Politik der Unterdrückung nur mit größerer Klugheit. An Ells Stelle war der Martier Lei

Weitere Kostenlose Bücher