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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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zum Schönen oder zum Guten?«
    Es kam zu keiner Antwort.
    »Was ist das?« hörte man plötzlich Fru laut rufen. Eine Bewegung entstand bei den Martiern. Sie drängten sich nahe an die Wand und hefteten ihre Augen auf eine bestimmte Stelle des Bildes, das soeben vom Fernrohr projiziert wurde.
    Grunthe hatte Fru gebeten, ihm die Einrichtung des Apparats zu erklären. Hierbei hatte Fru die Schrauben hin und her gedreht, das Bild der Erde war nicht mehr im Gesichtsfeld, zahllose Sterne liefen infolge der Umdrehung der Erde über den projizierten Teil des Himmels. Jetzt setzte Fru, weiter demonstrierend, das Uhrwerk in Gang, welches das Fernrohr der Erdbewegung entgegen drehte, so daß die Sterne auf dem Bild stillstanden. Fru warf einen Blick auf den Teil des Himmels, der sich zufällig eingestellt hatte. Es war ein Stückchen der ›südlichen Krone‹, das sich abbildete. Verwundert blickte er schärfer hin. Er kannte die Stelle zu genau, als daß ihm nicht ein Stern hätte auffallen sollen, der sich sonst nicht hier befand. Einer der Asteroiden konnte es nicht sein. Er änderte die Einstellung ein wenig und erkannte daran, daß der fragliche Körper sich in verhältnismäßig großer Nähe befinden müsse.
    Dies hatte ihn zu dem lauten Ausruf veranlaßt. Aufmerksam prüften alle den Lichtpunkt, der sich deutlich von den Bildern der Fixsterne als eine kleine rötliche Scheibe unterschied.
    »Es ist ein Schiff!« rief endlich einer der Martier.
    »Der ›Komet‹?« fragte Grunthe.
    »Das ist nicht möglich«, sagte Fru. »Es ist der ›Glo‹! Kein Zweifel, er ist an seiner roten Farbe kenntlich, es ist das Staatsschiff.«
    »Die Ablösung!« hieß es in den Reihen der Martier.
    »Und Instruktionen von der Regierung«, rief Fru.
    »Wie lange Zeit braucht das Schiff noch bis zur Ankunft?« fragte Grunthe.
    »Darüber können noch Stunden vergehen. Aber trotzdem muß ich leider um Entschuldigung bitten, daß ich Ihnen heute den Mars nicht mehr zeigen kann. Ich hoffe, es wird nächstens Gelegenheit dazu sein. Denn ich muß sofort die Vorbereitungen zur Landung treffen. Und deshalb, so leid es mir tut, muß ich auch den Flugwagen früher als beabsichtigt hinabgehen lassen. Sie müssen also die Güte haben, sich zur Rückfahrt nach der Insel bereitzuhalten.«
    Fru verabschiedete sich herzlich von Grunthe, Saltner und La, und diese wie die übrigen Martier begaben sich nach der Abfahrtsstelle der Flugwagen, um auf die Insel zurückzukehren.

17. Kapitel – Pläne und Sorgen
    A ls Saltner am folgenden Morgen in Grunthes Zimmer trat, fand er diesen bereits eifrig mit Schreiben beschäftigt.
    »Schon so fleißig?« fragte Saltner. »Sie haben wohl noch nicht einmal gefrühstückt?«
    »Nein«, sagte Grunthe, »ich warte auf Sie. Ich habe nicht schlafen können und unsere Lage nach allen Seiten hin erwogen. Wir haben Wichtiges zu besprechen.«
    Beide pflegten, ohne sich um die martische Sitte des Alleinspeisens zu bekümmern, ihre Mahlzeiten gemeinschaftlich in ihren Privatzimmern einzunehmen. Hier bot sich ihnen fast die einzige Gelegenheit, sich völlig ungestört auszusprechen.
    »Nun«, sagte Saltner, nachdem sie sich aus den Automaten die Teller und Becher gefüllt hatten, die zu ihrer Reiseausrüstung gehörten – denn es war ihnen bequemer, nach europäischer Art zu speisen –, »nun, schießen Sie los, Grunthe! Ich höre.«
    Grunthe sah sich um, ob die Klappen des Fernsprechers geschlossen seien. Dann sagte er leise:
    »Ich habe die Überzeugung, daß sich unser Schicksal heute entscheiden wird. Und nach allem, was ich aus den Gesprächen der Martier entnommen habe, insbesondere gestern bei der Rückfahrt, erwartet man, daß das Staatsschiff den Befehl mitbringen wird, uns nach dem Mars zu transportieren.«
    »Ich glaube, Sie haben recht«, erwiderte Saltner. »Soweit ich mit La darüber gesprochen habe, sieht sie es als bestimmt an, daß wir beide mit nach dem Mars gehen, und wir werden wohl schließlich einfach dazu gezwungen werden.«
    Grunthe sah starr geradeaus. Dann sprach er langsam: »Ich gehe nach Europa zurück.«
    Seine Lippen zogen sich zu einer geraden Linie zusammen. Sein Entschluß war unabänderlich.
    Saltner blickte ihn erstaunt an.
    »Na«, sagte er, »ich gebe zu, daß wir alle Kräfte daranzusetzen haben, unsrer Instruktion nachzukommen, das heißt, nach Auffindung des Nordpols auf dem kürzesten Wege heimzukehren. Und wenn ich auch eine Reise nach dem Mars in schöner Gesellschaft nicht so übel

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