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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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der aus den großen Augensternen des Repräsentanten leuchtete, der sich in den Blicken der ganzen Versammlung widerspiegelte, vermochten sie nicht aufzukommen.
    Und schon begann Ill, die kurzen Worte vorzulesen, welche über ihr Schicksal bestimmen sollten. Er las:
     
    »Der Zentralrat des Nu, im Namen der Vereinigten Staaten des Mars, hat beschlossen, wie folgt: Die beiden an der Station des Mars auf dem Nordpol der Erde angelangten Menschen, namens Grunthe und Saltner, stehen unter dem Schutz der Marsstaaten. Die Freiheit ihrer Person, ihres Verkehrs und Eigentums wird ihnen gewährleistet im gesamten Gebiet des Mars. Sie werden eingeladen, innerhalb sechs Tagen nach Verlesung dieser Botschaft auf einem der Raumschiffe der Erdstation sich nach dem Mars zu begeben. Sie sind Gäste der Marsstaaten, denen jede Förderung zuteil werden soll, Einrichtungen und Gesinnungen der Nume zu studieren. Sie werden ersucht, im Frühjahr der Nordhalbkugel der Erde nach derselben zurückzukehren, um alsdann eine nach den Hauptstädten der Erde aufbrechende Expedition zu begleiten. Der Repräsentant Ill wird mit der Überbringung dieser Botschaft nach der Erde beauftragt.
    Gezeichnet Del. Em. An.«
     
    Die Martier ließen sich auf ihren Sitzen nieder, auch Grunthe und Saltner sanken in ihre Sessel.

19. Kapitel – Die Freiheit des Willens
    N ach der Verlesung der Botschaft faltete Ill das Dokument zusammen und sprach mit liebenswürdigster Miene:
    »Nachdem die Menschen den Willen des Zentralrats vernommen haben, darf ich annehmen, daß sie der Einladung und dem Ersuchen der Martier Folge leisten werden. Ich bitte Sie daher, Ihre Vorbereitungen so treffen zu wollen, daß Sie mit dem am fünften Tag von heute abgehenden Schiff Ihre Reise antreten können.«
    Da weder Grunthe noch Saltner sogleich antwortete, erhob sich Ra und hielt eine versöhnliche Rede. Aus dem Inhalt der Botschaft, führte er aus, würden sich die Gäste gewiß überzeugt haben, daß sie gar keinen Grund hätten, gegen die Verlesung zu protestieren. Er wüßte wohl, daß man ihnen mit der Reise nach dem Mars ein ungewöhnliches und anstrengendes Unternehmen zumute. Er verstünde, daß sie es vorziehen würden, alsbald in ihre Heimat zurückzukehren. Dies – und damit deckte er offen ihre Motive auf – wäre wohl auch der eigentliche Grund des Protestes gewesen, da die Menschen die Einladung nach dem Mars erwartet und sich der Verlegenheit hätten entziehen wollen, sie abzulehnen. Und dann stellte er ihnen die Reise und den Aufenthalt auf dem Mars in verlockenden Farben vor.
    Grunthe und Saltner wußten nicht recht, ob sie diese Rede zu ihren Gunsten deuten dürften, da sie die Schwäche ihres Protestes enthüllte und ganz geeignet schien, ihnen die Ablehnung zu erschweren. Aber Saltner erkannte an dem stillen Lächeln in Ses Zügen, daß Ra ihnen tatsächlich zu Hilfe kommen wollte, daß er sie wohl nur warnen wollte, neue Fehler zu begehen. In der Tat schloß er mit den Worten:
    »Der Zentralrat garantiert Ihnen volle Freiheit. Er kommandiert Sie nicht nach dem Mars, er lädt Sie ein; er befiehlt nicht, daß Sie uns nach Europa geleiten sollen, er ersucht Sie darum. Er setzt dabei voraus, daß es keine berechtigten ethischen Motive gibt, weshalb Sie diesen Wünschen nicht nachkommen sollten, und er erwartet daher, daß Sie ihnen Folge leisten.«
    Während Grunthe finster vor sich hinblickte und darüber nachsann, in welche Form er seine Weigerung kleiden sollte, erhob sich Saltner. Obwohl er sich sagte, daß er mit seinen Worten den Entschluß der Martier nicht würde ändern können, wollte er doch versuchen, etwas Näheres über ihre Pläne zu hören, und die Ablehnung der Einladung aus Zweckmäßigkeitsgründen motivieren. Er legte dar, daß der Besuch auf dem Mars gegenwärtig für beide Teile keine besonderen Vorteile biete. Sein Freund und er hätten bereits vollständig die Überzeugung von der Macht und Leistungsfähigkeit der Martier gewonnen. Was sie vom Mars wüßten, wäre schon so viel, daß sie Mühe haben würden, es ihren Mitbürgern begreiflich zu machen. Es wäre daher sicherlich das beste, wenn sie sogleich in ihre Heimat zurückkehrten, um den Erdbewohnern ihre Erfahrungen mitzuteilen und sie durch die Presse allmählich auf das Erscheinen der Martier vorzubereiten. Das gegenseitige Verständnis zwischen Mars und Erde würde auf diese Weise am sichersten gefördert; die Überraschung durch die Bewohner des Mars könnte die Erdbewohner,

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