Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
erreichen, was wir zu vermeiden hoffen, Mißtrauen und Spannungen zwischen den Bewohnern beider Planeten, während wir ein friedliches Verhältnis zu gemeinsamer Arbeit anstreben. Die Menschen haben von uns nichts zu befürchten, sobald sie gelernt haben werden, uns zu verstehen. Wir bedürfen der Erdbewohner nicht; wir kommen zu ihnen, um ihnen die Segnungen unsrer Kultur zu bringen. Ich bin überzeugt, daß auch wir im Eintausch der Produkte der Erde viel Neues und Nützliches gewinnen werden. Aber das wirtschaftliche Bedürfnis welches uns außer dem allgemeinen wissenschaftlichen Interesse nach der Erde trieb, erfordert nicht die Beteiligung der Menschen. Wir können es vollauf hier am Nordpol befriedigen, und ich stehe nicht an, es Ihnen zu sagen, was wir von der Erde holen wollen, damit Sie Ihre Mitbürger und Regierungen über unsre Absichten beruhigen. Wir wollen nichts anderes als Luft und Sonne, atmosphärische Luft und Strahlung, die Sie ja in ausreichendem Maß besitzen und die niemand gehört. Wir haben sie bereits reichlich exportiert und werden sie weiter exportieren.
Was uns aber nun veranlaßt, die Menschen selbst aufzusuchen, das sind Beweggründe rein idealen Charakters. Es ist nicht möglich, sie Ihnen, als Menschen, hier in Kürze zum Verständnis zu bringen. Wir sind Nume. Wir sind die Träger der Kultur des Sonnensystems. Es ist uns eine heilige Pflicht, das Resultat unsrer hunderttausendjährigen Kulturarbeit, den Segen der Numenheit, auch den Menschen zugänglich zu machen.«
Grunthe machte eine ungeduldige Bewegung. Er wollte sprechen, aber Ill fuhr fort:
»Fürchten Sie nichts für Ihre Überzeugung und ihre Freiheit. Ihre Freiheit werden wir achten, denn sie ist die Grundbedingung zur Numenheit. Die Kultur kann nicht aufgedrängt und nicht geschenkt werden, denn sie will erarbeitet sein. Aber zu dieser Arbeit kann man erzogen werden. So war es auch auf Ihrem Planeten; die vorgeschrittenen Nationen haben die barbarischen zur Kulturarbeit erzogen. Dazu bieten wir nun vermöge unsrer so viel älteren Erfahrung uns Ihnen als Lehrer an. Weisen Sie uns nicht in falschem Stolz zurück. Nachdem einmal die Erde von uns betreten ist, läßt sich die Berührung der beiden Planetengeschlechter nicht vermeiden. Sie ist eine Notwendigkeit. Erwecken Sie also nicht erst die Täuschung, als könnte die Menschheit unsrem Einfluß sich entziehen. Vertrauen Sie unsern Maßregeln und bewahren Sie die Menschen vor dem Fehler, uns aufgrund kurzsichtiger menschlicher Überlegungen Schwierigkeiten zu bereiten, die nur zum Nachteil für sie ausschlagen könnten. Erfahren die Menschen von unserer Ankunft, ohne zugleich dem vollen Gewicht unsres unmittelbaren Einflusses ausgesetzt zu sein, so begehen sie sicherlich eine Torheit. Auch Ihr Rat, meine Herren Gäste, würde sie nicht davor bewahren, zumal Sie uns selbst Ihre Einflußlosigkeit eingestanden. Überlassen Sie uns also ganz allein die Verantwortung für die Gestaltung der Verhältnisse, indem Sie sich dem entschieden ausgesprochenen Wunsch des Zentralrats fügen.«
Grunthe fühlte aufs neue, daß er der Macht dieser Gründe zu unterliegen drohte. Hatte er sich zunächst aufgebäumt gegen die stolze Sprache des Martiers, so mußte er sich jetzt doch fragen, ob er nicht durch eine Warnung das Schicksal der Menschen nur verschlimmern würde. Was konnten sie gegen die Martier tun? Ihnen feindlich begegnen? Es wäre ja wohl das Klügste gewesen, sich der Verantwortung zu entziehen und den Martiern zu folgen. Aber nein! Das Klügste hatte er nicht zu tun, sondern seine Pflicht. Und es war ihm kein Zweifel, daß er die Verantwortung nicht übernehmen durfte, sein Vaterland ohne Nachricht zu lassen.
Er erhob sich in tiefem Ernst. Er sah weder Ill noch die Martier an, sondern heftete sein Auge vor sich auf den Tisch. Seine Lippen zogen sich fest zusammen. Dann öffnete er sie mit einem festen Entschluß. Er warf einen Blick auf Saltner. Auch dieser hatte in sich verloren mit ähnlichen Gedanken gesessen. Als Grunthe ihn ansah, sagte er leise: »Ablehnen.«
Grunthe begann. Erst stockend und leise. Allmählich hob sich seine Stimme.
»Wir sind als Menschen nicht so eingebildet«, sagte er, »daß wir glauben, von einer älteren Kultur nicht lernen zu können. Es kann ein hohes Glück sein, den Martiern zu folgen. Es kann auch unser Unglück sein. Ich wage darüber nicht zu entscheiden. Und eben darum, weil ich nicht darüber entscheiden kann, darf ich, soviel an
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