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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Seite her. Sollten es Windstöße sein, die sich um die Insel erhoben? Aber auf diese Weise hätten sie sich wohl nicht geäußert. Als sich das Geräusch mehrfach wiederholte, stand Grunthe auf, und die Läden der Decke schoben sich, als sein Fuß den Boden berührte, an einer Stelle automatisch beiseite. Ein schräger rötlicher Sonnenstrahl schlich sich in das Zimmer, und ein Streifen des Himmels wurde sichtbar. Es war also noch immer klares Wetter, nur stand die Sonne bereits so tief, daß sie nur schwach durch die Atmosphäre hindurchdrang. Plötzlich verdunkelte sich der sichtbare Streifen des Himmels auf einen Moment, es war, als ob ein großer Gegenstand mit namhafter Geschwindigkeit über die Insel fortgeflogen wäre. Zugleich war das Zischen besonders laut geworden.
    Da das Zimmer keine seitlichen Fenster hatte, konnte Grunthe keinen Rundblick gewinnen. Er wußte aber, daß man an einigen Stellen die Hartglasbedachung der Decke öffnen konnte. Nur mußte man dazu die genügende Höhe erreichen, um bis zur Decke zu gelangen. Eine Leiter hatte er nicht zur Verfügung, er wollte deshalb zunächst versuchen, ob er nicht durch die Fenster des Sprechzimmers eine genügende Aussicht finden könne. Zu seiner Überraschung fand er die Verbindungstür von außen gesperrt. Dies ließ darauf schließen, daß bei den Martiern etwas im Werk sei, wobei sie von den Menschen nicht beobachtet zu werden wünschten. Um so mehr steigerte sich bei Grunthe das Verlangen, seine Wißbegier zu befriedigen.
    Er betrachtete sorgfältig die Decke in der Nähe der Luken und erkannte, daß sich dort verschiedene, zu den Apparaten der Martier gehörige Haken befanden, an denen man sehr gut Stricke befestigen konnte. Solche waren zur Genüge an den Körben vorhanden, die zur Ausrüstung des Ballons gedient hatten und in seinem Zimmer lagerten. Aus einem der leeren Körbe und zwei Seilen ließ sich eine Art schwebendes Trapez herstellen, das, an der Decke angehängt, gestatten mußte, den Kopf bis über das Dach zu erheben. Aber wie hinaufkommen? Er entschloß sich, Saltner zu wecken. Der räsonnierte eben ein wenig über die nächtliche Störung, als sich das Zischen in der Entfernung wieder hören ließ. Nun sprang er mit einem Satz in die Höhe und fuhr in seine Kleider. Auf Grunthes Schultern stehend, gelang es ihm, zwei Seile an der Decke zu befestigen, und nun war es nicht mehr schwer, einen Beobachtungsposten einzurichten.
    Vorsichtig steckten die beiden indiskreten Beobachter ihre Köpfe aus der Luke und wandten sich nach der Richtung, in welcher sich jetzt deutlich, aber in der Ferne, ein gleichmäßiges leises Sausen vernehmen ließ. Zu ihrem grenzenlosen Erstaunen sahen sie, daß dieses Geräusch von einem riesigen Vogel herzurühren schien, der mit ausgebreiteten Schwingen in ruhigem Segelflug durch die Luft glitt und in geringer Höhe über dem Wasser rings um die Insel schwebte. Jetzt näherte er sich derselben und schoß mit rasender Geschwindigkeit vielleicht zwanzig Meter über dem Dach der Insel hinweg. Trotz der kurzen Zeit, in welcher die beiden Männer den seltsamen Vogel beobachten konnten, sahen sie doch, daß er weder Kopf noch Füße besaß. Sein langgestreckter Körper hatte die Gestalt einer nach vorn und hinten konisch zulaufenden Zigarre, am hinteren Ende befand sich ein langer, flacher Schwanz als Steuerruder. Natürlich war den Beobachtern sofort klar, daß sie eine neue Erfindung der Martier vor sich hatten, ein den Verhältnissen der Erde angepaßtes Luftschiff. Die Martier stellten damit Übungen und Versuche an, wobei sie von den Menschen nicht beobachtet sein wollten.
    Das Luftschiff entfernte sich, kehrte dann in einem kurzen, eleganten Bogen um, brauste zurück und hielt plötzlich direkt über der Insel an. Man konnte beobachten, wie der ganze Schiffskörper in Schwingungen geriet, als der äußerst schnelle Flug binnen drei Sekunden zum Stillstand kam. Und nun geschah etwas noch Merkwürdigeres. Die Flügel und das Steuerruder waren plötzlich verschwunden. Etwa zehn Meter über dem Dach der Insel, aber so weit vom Standpunkt der beiden Deutschen entfernt, daß ihre eben nur aus der Luke hervorblickenden Köpfe kaum bemerkt werden konnten, schwebte der Schiffskörper frei in der Luft. Seine Länge mochte etwa zehn, sein Durchmesser gegen vier Meter betragen. Das Material zeigte dasselbe glasartige Aussehen wie die Raumschiffe der Martier, gestattete aber keine Durchsicht. Den Boden wie das Verdeck

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