Auf zwei Planeten
Geschick der hier Versammelten unmittelbar beeinflussen. Die Mienen waren düster geworden. Nur Isma pochte das Herz freudig. Sie war sofort entschlossen, alles daranzusetzen, um nach dem Südpol und von dort nach Hause zurückzukehren. Wollte man sich mit England in Verbindung setzen, so mußte doch ein Luftschiff nach bewohnten Gegenden, wenn nicht nach London, so wenigstens nach den Kolonien, wahrscheinlich nach Australien, abgesandt werden, und mit diesem hoffte sie reisen zu können. Und wenn dies nicht möglich war, so konnte sie immerhin auf baldige Nachrichten von der Erde rechnen. Diese Gedanken und Wünsche gingen durch ihr Gemüt, während ihre Hände das Flugblatt zerknitterten, das ihr Porträt zeigte; es hatte sich unter den von Ell mitgebrachten Papieren befunden.
»Wollen Sie nicht Platz nehmen?« sagte La zu Ell. Er setzte sich hastig und beschämt. Das Menschenblut in ihm hatte ihn hin- und hergetrieben. Als Martier schickte sich das ja nicht, da verhielt man sich ruhig. Er ärgerte sich.
»Das ist fatal, höchst fatal«, begann jetzt Fru. »Ich halte den Beschluß für einen schlimmen politischen Fehler. Auch Ill wird dieser Ansicht sein, aber er konnte jedenfalls nicht mehr durchsetzen. Unsre Politiker kennen die Verhältnisse zu wenig. Verhandlungen, denen wir nicht die Tat auf dem Fuße folgen lassen können, müssen unsern Standpunkt erschweren und bei den Regierungen der Erde nur die Meinung erwecken, daß sie uns nicht ernst zu nehmen brauchen.«
»Eine sakrische Dummheit ist’s«, platzte Saltner deutsch heraus.
»Sie fürchten«, sagte La, sich zu Ell wendend, »daß wir auf diese Weise zur Anwendung von Gewalt gedrängt werden?«
»Wohl möglich«, erwiderte Ell. »Doch die Menschen werden bald begreifen, daß sie sich uns fügen müssen. Wir werden ihnen zeigen, daß wir nur ihr Bestes wollen.«
»Ich fürchte Schlimmeres«, entgegnete La lebhaft. »Die Verhältnisse werden sich so entwickeln, daß die antibatische Bewegung immer mehr Nahrung erhält. Statt des Friedens werden wir den Kampf zwischen den Planeten bekommen, man wird die Menschen nicht als gleichberechtigt anerkennen – es wird furchtbar werden.«
»Oh, lassen Sie uns zurückkehren!« rief Isma. »Bitten Sie Ihren Oheim, daß uns das erste Schiff nach dem Südpol mitnimmt.«
Ell antwortete nicht. Er blickte finster vor sich hin. Fru stand auf. »Ich glaube«, sagte er, »es ist das beste, wenn wir unsere Reise fortsetzen und Ihren Oheim aufsuchen. Bis wir an unser provisorisches Quartier und an Ihre Wohnung gelangen, ist die Ruhezeit gekommen. Wir treffen uns dann alle zur Plauderstunde bei Ill.«
»Wir wollten noch nach dem Retrospektiv«, sagte Ell.
»Dazu ist es ohnehin schon zu spät.«
»Ich habe heute genug gesehen«, fügte Isma hinzu.
Man brach auf. Der Weg bis zu dem Depot der Radschlitten, wo auch Fru seinen viersitzigen Gleitwagen gelassen hatte, betrug einige Minuten. La nahm Ismas Arm.
»Am Schlitten bekommen Sie Ihre Damen wieder«, sagte sie zu Ell und Saltner. Sie schritt mit Isma voran.
»Sie möchten gern nach der Erde zurück, nicht wahr?« sagte sie zu Isma. »Ich sah es Ihnen an, und Sie hoffen, nach dem Südpol mitzugehen. Aber würden Sie auch ohne Ell gehen?«
»Er wird mitgehen, wenn man uns überhaupt mitnimmt. Er muß gehen, er gehört jetzt auf die Erde.«
La schwieg. Sie streifte Isma mit einem teilnehmenden Blick und sah, wie eine feine Röte ihre Wangen bedeckte.
»Meine Frage darf Sie nicht verletzen«, sagte sie bittend. »Ich kann mir wohl denken, daß es für Sie schwer sein muß, die weite Reise ohne Begleitung eines Menschen zu machen. Aber ich glaube auch nicht, daß man Sie jetzt mitnehmen wird. Das Schiff wird zu Ausrüstungszwecken voll in Anspruch genommen sein. Und auf dem Südpol finden Sie nicht die Bequemlichkeit wie auf dem Nordpol. Ich wollte Sie nur bitten, sich nicht Hoffnungen zu machen, die vermutlich enttäuscht werden müssen. Aber jedenfalls dürfen Sie darauf rechnen, daß Sie nun bald Nachrichten von der Erde bekommen. Dafür wird Ill Sorge tragen. Und Sie brauchen sich nicht verlassen unter uns zu fühlen. Ich werde mich herzlich freuen, wenn ich Ihnen dienen kann.«
Isma dankte, aber sie konnte sich eines bedrückenden Gefühls nicht erwehren. Warum bedurfte sie dieses Mitleids? Sie fühlte sich verletzt, ohne La zürnen zu können.
Die Radschlitten erschienen. Man verabschiedete sich. Mit Benutzung der Stufenbahn konnte man in einer halben
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