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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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unbequeme Hut erinnerte sie sogleich, wo sie war.
    Se lächelte. »Ich habe mich schon lange darüber geärgert«, sagte sie, »daß diese Bahn so unbequeme Sitze hat. Bei mir gehen die kleinen Erdenleiden in keinem großen auf, und ich merke unter anderm auch, daß die heutigen Strapazen und Erregungen uns ganz schwach zur Friedauer Sternwarte werden kommen lassen. Aber ich habe mich nicht wie heute früh auf die Erde verlassen, sondern mir eine ganze Schachtel Energiepillen eingesteckt.«
    »Ich auch« sagte La und zog das Büchschen aus ihrem Reisetäschchen.
    »Ach sieh doch«, neckte sie Se. »Also hat das Zutrauen zu den ›Geselchten‹ doch seine Grenzen.«
    »Närrchen, wozu haben wir denn unsre Vernunft? Doch nicht, um das Kleine über dem Großen zu vergessen, sondern alles in seinem richtigen Verhältnis als Zweck und Mittel abzuwägen.«
    »Aha, du sprichst schon im Grunthe-Ton. Da werden wir wohl bald da sein, hier sieht man bereits erleuchtete Straßen. Nun schnell die Pillen geschluckt.«
    Nicht lange darauf hielt der Wagen an der Endstation. Die Fahrgäste in den übrigen Abteilen des Wagens waren alle schon unterwegs ausgestiegen. Die beiden Martierinnen standen allein auf der Straße und sahen sich ziemlich ratlos um. Der Wagenführer schaltete seine Lichter um und verschwand in der benachbarten Restauration, um sich in seiner kurzen Ruhepause zu stärken. Kein Mensch war auf der Straße sichtbar.
    Der Boden war noch feucht und teilweise mit den Resten des Gewitterregens bedeckt. Die breite, von Vorgärten begrenzte Straße endete hier in einem kleinen, mit Bäumen besetzten Platz, von welchem dunkle Alleen nach drei Seiten ausgingen. Man konnte nicht erkennen, wo sie hinführten, denn zwischen den dichtbelaubten Bäumen verschwand das Licht der spärlichen Gasflammen, die sie erhellten, und nur so weit konnte man sehen, als die Strahlen der elektrischen Bogenlampen an der Endstation der Straßenbahn reichten.
    »So also sieht es in Friedau aus«, seufzte Se. »Und das ist noch eine Residenzstadt! Wie mag es da erst auf dem Lande sein, wo –«
    »Halte keine Reden«, unterbrach sie La, »sondern komm, die Sternwarte wird schon zu finden sein.«
    Sie spähte nach jemand aus, den sie nach dem Weg fragen könnte. Eine Laterne tauchte in der Hauptstraße auf, es war die eines Radfahrers, der in eine der Alleen einbog.
    »Dort hinaus muß also noch irgend etwas liegen, denn es fahren noch Menschen hin«, sagte La in unverwüstlicher Laune.
    »Weißt du, wer das war?« rief Se. »Als er bei der Bogenlampe vorüberfuhr, erkannte ich ihn. Es ist derselbe Mensch, der während des Gewitters bei dem Pavillon stand. Und – ich bin vorhin nicht dazu gekommen, mit dir darüber zu sprechen – ist dir nicht eine seltsame Ähnlichkeit aufgefallen?«
    »Mit wem? Ich habe kaum auf ihn geachtet.«
    »Mit Ismas Mann. Nach den Bildern. Ich bilde mir ein, es ist Torm.«
    »Wie töricht. Das würde doch Isma zuerst wissen –«
    »Wenn er aber Gründe hätte, sich zu verbergen? Du hast ja gehört –«
    »Dann wäre er doch nicht nach Friedau gegangen, wo ihn jeder Mensch kennt.«
    »Und niemand sucht. Er sieht jetzt nicht mehr so aus, wie er damals ausgesehen hat. Ich glaube gern, daß ihn kein Mensch wiedererkennt. Der Bart ist anders, das Haar ergraut, die Gesichtsfarbe gebräunt, die Wangen eingefallen – aber ich habe den Blick für den Charakter der Physiognomie, ich sehe durch alle Veränderungen hindurch –«
    »Aber warum sollte er sich vor seiner Frau verbergen?«
    »Es ist mir auch ein Rätsel. Immerhin wäre es sonderbar, wenn es zwei so ähnliche Individuen gäbe. Doch sieh, da kommt jemand.«
    Der Wagenführer trat aus der Restauration. Seine Abfahrtszeit war gekommen. Auf Las Frage gab er den Damen bereitwillig Auskunft. Die Allee rechts, immer bergan, in ein paar Minuten kommt man an das Gitter.
    »Also die Allee, die dein Geistertorm hinaufgefahren ist. Wären wir ihm nur gleich nachgegangen. Nun vorwärts«, sagte La.
    Die Steigung war für die beiden Martierinnen beschwerlich. Sie spannten jedoch ihre Schirme auf, und so kamen sie bald vor das eiserne Gittertor, das von einer Glühlampe beleuchtet wurde.
    Niemand war ihnen begegnet.
    »Es ist furchtbar einsam hier«, sagte La.
    »Das ist noch das Beste dabei«, sagte Se. »Es ist wenigstens auch still. Wie spät ist es denn eigentlich?«
    »Da oben leuchtet ja das Zifferblatt der Sternwartenuhr. Es ist acht Uhr vorüber. Wir wollen

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