Auf zwei Planeten
Gewaltmaßregeln, die Ell verhüten wollte, nicht möglich gewesen wäre.
Ein weiterer Grund zur Unzufriedenheit, der sich allerdings gegen die Regierung der Zentralstaaten selbst und gegen Ill als den Protektor der Erde wendete, war die bisherige Beschränkung der Kulturtätigkeit auf die westeuropäischen Staaten. Man verlangte die effektive Ausdehnung des Protektorats auf die ganze Erde, vor allem die Einbeziehung Rußlands und der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Ill sah voraus, daß dies zu neuen schweren Kämpfen geführt hätte; er hoffte, sie zu vermeiden, wenn man es der Zeit überließ, von selbst den Einfluß zu gewinnen, der bei der kulturellen Überlegenheit der Martier auf die Dauer nicht ausbleiben konnte. Aber diese weise Zögerung hatte doch zur Folge, ungeduldigere Köpfe der antibatischen Strömung zuzuführen. Ihre hauptsächliche Kraft indessen zog die Partei der Antibaten aus dem Teil der Bevölkerung, in welchem die idealen Kulturziele von eigennützigen Absichten getrübt waren. Zwar hatte man auf dem Mars geglaubt, für immer der Gefahr enthoben zu sein, daß der reine Wille der Vernunft zum Guten in Kampf geraten könne mit selbstischen Interessen, mit dem Bestreben, wenn auch nicht für den einzelnen, so doch für den Staat, Vorteile auf Kosten der Gerechtigkeit gegen alles Lebendige zu gewinnen. Aber sobald mit der Erschließung der Erde das Gefühl der Macht und die Möglichkeit sich eingestellt hatte, Wesen, die man nicht für seinesgleichen hielt, auszubeuten, erhoben sich in den weniger hochstehenden Elementen der Bevölkerung, an denen es nicht fehlte, wieder jene niederen Instinkte eines unter dem schönen Namen des Patriotismus sich verbergenden Egoismus. Man erklärte es für eine nationale Pflicht des Martiers, von der Erde alles zu gewinnen, was das wirtschaftliche Interesse des Mars irgend daraus ziehen konnte. Mit einem Worte, was man wollte, war nichts anderes als die Erhöhung der Revenuen des Mars, aber nicht bloß durch den berechtigten Handelsverkehr, sondern durch die direkte Arbeit der Menschen für die Martier. Zwar hatte man schon bedeutende Energiemengen von der Erde bezogen durch Anlegung von Strahlungsfeldern in Tibet, in Arabien und in den äquatorialen Gegenden von Afrika. Aber diese wurden von martischen Gesellschaften auf ihre Kosten, obwohl mit hohem Gewinn, betrieben. Man wollte jedoch von Staats wegen zur Erhöhung der Privatrente aller Bürger eine Besteuerung der Menschen, um diese zu größerer Arbeit im Sinne der Martier zu zwingen. Man führte aus, daß die Menschen bei ihrer natürlichen Indolenz nur dann dazu gebracht werden könnten, sich die Technik der Martier und damit ihre Kultur anzueignen, wenn man sie durch eine hohe Steuer veranlasse, die von der Sonne ihnen zuströmende Energie unter Anleitung der Martier auch wirklich auszunutzen.
Auf Grund dieser populären Erwägung wollte jetzt die Antibatenpartei ihren ersten größeren Schlag führen. Er sollte, wie sich wenigstens die Entschiedenen sagten, nur die Vorbereitung sein, um die den Menschen zugesprochenen Rechte sittlicher Persönlichkeiten überhaupt in Zweifel zu stellen und schließlich aufzuheben. Die Erde sollte zu einer Werkstatt für die Erhaltung des Mars durch eine Riesenrente erniedrigt werden. Diese letzten Gesichtspunkte wurden zwar noch verschleiert, aber die Gegner enthüllten sie in ihrer ganzen Unsittlichkeit und Torheit, ohne doch die Anhänger einer Besteuerung der Menschen überzeugen zu können, welche schiefe Bahn sie zu beschreiten im Begriff waren.
Gestern hatte Ell die Nachricht erhalten, daß der Antrag eingebracht worden war – und nicht ohne Aussicht auf Annahme –, für die westeuropäischen Staaten eine vorläufige Jahressteuer von 5000 Millionen Mark anzusetzen, indem man anführte, daß die Hälfte davon bereits durch die Verminderung der Militärlasten gedeckt sei. Außerdem sollten von nun ab die Menschen die Kosten der martischen Verwaltung selbst tragen, was man in Rücksicht auf die zu zahlenden Schulgelder auf ebensoviel veranschlagen mußte.
Ell sagte sich, daß eine solche Maßregel, wenn sie sich verwirklichen sollte, ihm die Fortführung seines Amtes unmöglich machen würde. Sein ganzes Streben war auf die Versöhnung, auf die freiwillige Anpassung der Menschen an die Kulturwelt des Mars gerichtet. Der Aufruf zur Begründung eines allgemeinen Menschenbundes, der zwar die Befreiung der Erde von der Herrschaft des Mars anstrebte, aber durch
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