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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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gemacht wird, daß sie der Herrschaft der Nume sich unter allen Umständen ohne Widersetzlichkeit zu beugen haben. Zugleich mögen Sie Vorbereitungen treffen, daß die nach dem nächstens zu veröffentlichenden Gesetz auf das deutsche Sprachgebiet fallende Kontribution von einer Milliarde Mark rechtzeitig erhoben werden kann.«
    Ell schleuderte das Blatt auf den Tisch.
    »Das bedeutet den Sieg der Antibaten!« rief er aus.

58. Kapitel – Lösung
    Z u derselben Zeit, als Ell in seinem Wagen nicht schnell genug durch die Straßen Berlins jagen konnte, saß Torm an einem der großen Tische des Bibliothekzimmers in der Friedauer Sternwarte. Er beugte sich über seine Arbeit. Wohl zuckte es häufig in seiner Hand, die Blätter mit den langen Zahlenreihen zurückzuschieben, aber er bezwang sich; denn er wußte, daß ihn dann die bohrenden Gedanken nur noch heftiger quälten.
    Durfte er noch länger hier zögern? Und was sollte er tun? Grunthe hatte sich an den Protektor Ill selbst gewandt, um zu erfahren, welche Motive den neuen Nachforschungen nach Torm zugrunde lägen. Aber die Antwort war noch nicht eingetroffen. Wie die Zeitungen meldeten, hatte sich der Protektor, vom Zentralrat berufen, zu einer wichtigen Konferenz nach dem Mars begeben. Ehe er zurückkehrte, konnten, trotz der gegenwärtigen günstigen Stellung der Planeten und der neuerdings erzielten kolossalen Geschwindigkeit der Raumschiffe doch noch gegen zwei Wochen vergehen. So lange noch hier auszuhalten, erschien Torm manchmal als eine Unmöglichkeit. Und was dann, wenn die Antwort ungünstig ausfiel?
    Alle seine Willenskraft bot er auf, um die Sehnsucht nach Isma zurückzudrängen. Und doch grübelte er immer wieder, ob es nicht richtiger sei, ihr selbst die Entscheidung zu überlassen, sich zu ihm zu bekennen oder nicht. Doch nein, das hieße, sie zu einem verhängnisvollen Entschluß treiben. Aber er, er selbst, sollte er nicht für sich auf die Entscheidung seines Schicksals dringen, indem er Ell benachrichtigte? Er fand die Antwort nicht und versenkte sich aufs neue in seine Rechnungen.
    Da klang plötzlich durch die Stille des Raums aus dem Nebenzimmer, in welchem Grunthe arbeitete – die Tür war nur angelehnt –, eine helle Stimme, die Torm emporfahren machte.
    »Grüß Gott, Grunthe!« erscholl es.
    »Saltner!« hörte er Grunthe freudig überrascht rufen.
    »Ja, ich bin’s. Und ich will Sie nur ins Schiff holen, hier getraue ich mich nicht herein. Aber eins, sagen Sie gleich – ist Torm hier? Na, machen’s keine Sperenzen, ich weiß, daß er bei Ihnen logiert. Wo ist er?«
    »Er arbeitet in der Bibliothek.«
    »Dann heraus mit ihm, rufen Sie ihn. Frau Isma ist hier. Wir haben sie mitgebracht.«
    Da flog die Tür auf. Torm stand im Zimmer.
    »Wo?« fragte er bloß. Aber er wartete keine Antwort ab. Es konnte ja nicht anders sein – sie war im Schiff, und das Schiff lag natürlich im Garten. Mit einem Satz war er an der Tür der Veranda und riß sie auf.
    Hier lehnte Isma am Geländer der Treppe. Pochenden Herzens wartete sie auf den Erfolg von Saltners Botschaft.
    Einen Moment blieb Torm stehen, als er sie erkannte, nur einen Moment. Dann hielt er sie in den Armen. Wie lange, sie wußten es nicht.
    »Komm herein!« sagte er endlich. Noch vermochte er nichts anderes zu sprechen. Er trug sie fast in das Zimmer. Es war leer. Grunthe und Saltner hatten es durch eine andere Tür verlassen.
    Sie hielten sich an den Händen und blickten sich an. Isma zitterte. Die Tränen drängten sich in ihre Augen. Das war er! Der von ihr geschieden war in der blühendsten Kraft des Mannes, hoffnungsfroh und siegesgewiß – das Haar war ergraut, tiefe Falten hatten Anstrengung und Sorge in seine Stirn gegraben –, sie hätte Mühe gehabt, ihn wiederzuerkennen – aber die blauen Augen strahlten ihr in der alten Innigkeit entgegen.
    Sie schluchzte. »Ich habe dich wieder!«
    Wieder warf sie ihre Arme um seinen Hals, er aber löste sich sanft und sah sie nun an mit einem ernsten Blick voll Kummer und Liebe.
    »Isma«, sagte er langsam, »du weißt nicht, wen du umarmst.«
    »Ich weiß es, Hugo, ich weiß es! Die Freunde, die treuen, die mich hierherbrachten, haben es mir gesagt. Ich weiß, warum du fernbliebst, warum du nicht zu mir eiltest. Es war nicht recht, doch ich versteh’ es – ich aber gehöre zu dir, drum bin ich hier –«
    »Über mir schwebt das Gericht und die Not, die Schande, die den Frevler am Gesetz trifft. Du weißt nicht alles –. Ich

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